© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/09 26. Juni 2009

Meldungen

Weiter steigende Staatsschulden

LÖWEN. Der renommierte Euro-Experte Paul de Grauwe (JF 11/09) hält die aktuellen Staatsschulden und -defizite in Großbritannien und den USA von über zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für nicht tragbar – aber für derzeit unvermeidlich. „Der massive Anstieg der Staatsverschuldung heute ist eine natürliche Folge einer unhaltbaren Schuldenexplosion im Privatsektor während der vergangenen zehn Jahre“, schrieb der Ökonom von der Katholischen Universität Löwen/Flandern in der Financial Times Deutschland. „Die Verbraucher in den USA und in einer ganzen Reihe europäischer Länder – allerdings nicht in Deutschland – sowie Finanzinstitute in den USA und Europa haben enorme Schuldenberge angehäuft. Mit dem Platzen der Blase haben Verbraucher wie Finanz­institute mit dem schmerzhaften Prozeß des Schuldenabbaus begonnen.“ Diese „Entschuldung“ sei nur möglich, wenn die Regierungen bereit seien, die Staatsverschuldung zu erhöhen – denn wenn alle gleichzeitig ihre Schulden durch den Verkauf von Vermögenswerten, mehr Ersparnisse oder beides reduzierten, drücke dies auf die Vermögenspreise, die Solvenzprobleme nähmen zu, eine Abwärtsspirale entstehe: „Die unbequeme Wahrheit lautet, daß die Staatsverschuldung vorübergehend untragbar werden muß, damit das Niveau der Privatschulden wieder tragbar wird.“

 

Banken: 80 Prozent Eigenkapitalverlust?

MÜNCHEN. Der Finanzwissenschaftler Hans-Werner Sinn hat die Politik davor gewarnt, das deutsche Bankenproblem zu unterschätzen. „Wenn man den Zahlen von Bloomberg und den Prognosen des Internationalen Währungsfonds glauben darf, dann ist weltweit erst ein Viertel der notwendigen Abschreibungen auf Finanzprodukte realisiert worden“, erklärte der Präsident des Ifo-Instituts in der Neuen Osnabrücker Zeitung. „In Deutschland haben die Banken bereits ein Fünftel ihres Eigenkapitals verloren. Wenn das ein Viertel des Weges war, dann sind insgesamt 80 Prozent Eigenkapitalverlust zu befürchten. Das würde das deutsche Bankensystem erheblich schädigen, so daß es ernste Probleme für die Realwirtschaft gibt.“ Die Banken benötigten daher staatliche Eigenkapitalhilfen – „aber nicht auf verstecktem Wege wie mit den Bad Banks, sondern auf dem Weg einer offenen und ehrlichen direkten temporären Beteiligung des Staates“, so Sinn.

 

Island wegen Aufnahme des Walfangs kritisiert

Reykjavík. Der Internationale Tierschutzfonds (IFAW) hat die Ausweitung des Walfangs durch Island kritisiert. „Der Walfang ist grausam und unnötig“, erklärte IFAW-Sprecher Andreas Dinkelmeyer. „Es gibt kein einziges einleuchtendes Argument für den Walfang“, denn Japan sei weltweit der einzige Abnehmer für Walfleisch. Exporte dorthin seien aber extrem schwierig und teuer. 3.000 Tonnen Walfleisch aus der japanischen Jagd lagern laut japanischem Statistikbüro noch in den Kühlhäusern. „Das Beste für Island wäre, die Jagd sofort zu beenden und seine wertvolle Whalewatching- und Tourismusindustrie zu schützen“, so der IFAW. Die Weltnaturschutzunion IUCN führe den Finnwal auf der roten Liste. Dessen Population habe über die letzten drei Generationen um über 70 Prozent abgenommen.

 

Zahl der Woche

994,9 Milliarden Euro betrug im vergangenen Jahr der Gesamtwert der Exporte aus Deutschland. Doch nicht alle ausgeführten Waren trugen den Stempel „Made in Germany“, denn darunter befanden sich zuvor importierte Erzeugnisse im Gesamtwert von 176,6 Milliarden Euro. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

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