© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/09 10. Juli 2009

Meldungen

„O Democracy“ statt  „Geheimes Deutschland“

FRANKFURT/M. Horst Ehmcke imitierend würde auch der Frankfurter Pädagoge Micha Brumlik auf die Taxifahrerfrage „Wohin?“ antworten: „Fahren Sie los, ich werde überall gebraucht.“ Schließlich gibt es kaum einen „Diskurs“, von Hartz IV bis zur Apologetik zionistischer Siedlungspolitik, in den er sich nicht einmischt. Es ist sein Schicksal und Beruf, das, was alle wissen, ebenfalls nicht zu übersehen „und diese Sonderstellung niemandem zu verschweigen“, wie Carl Schmitt über den „Verwerter“ Thomas Mann höhnte. Pünktlich zu Tom Cruises Stauffenberg-Darstellung war Brumlik daher 2007 zur Stelle, um vor der „Ikonisierung“ des Hitler-Attentäters zu warnen (Blätter für deutsche und internationale Politik, 10/07). Da resonanzlos geblieben, versucht Brumlik sich damit im zweiten Anlauf der nun allerdings eher esoterischen Leserschaft der Asta-Zeitung Frankfurt (5/09) anzudienen. Längere Lagerung hat Brumliks Platitüden nicht zu Geistesblitzen veredelt. Immer noch läuft alles auf das Gegreine hinaus, die deutsche Kultur habe „nie einen Sinn für die Demokratie entwickelt“. Also setzte auch der „Opfergang“ des Georgianers Stauffenberg „keine einzige Zeile“ seines Meisters und des ganzen „Kreises“ nachträglich „ins Recht“. Und folglich tauge der einarmige Oberst zur bundesdeutschen Traditionsstiftung ganz und gar nicht. Dann schon eher der US-Verseschmied Walt Whitman (1819–1892), dessen „O Democracy“-Ekstatik der literaturwissenschaftlich bislang unausgewiesene Brumlik allen Ernstes deswegen als Ausdruck poetischer Potenz rühmt, weil sie vom „demokratischen Begriff der Subjektivität“ zeuge und ohne den „geistesaristokratischen Nebel“ des „Geheimen Deutschland“ auskomme.

 

Erste Sätze

Dieser Mann steht auf verlorenem Posten!

Edgar Julius Jung: Die Herrschaft der Minderwertigen, Berlin, 1930

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen