© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/09 24. Juli / 31. Juli 2009

Frisch gepresst

CDU ohne C. Pünktlich zum beginnenden Bundestagswahlkampf hat der katholische Publizist Martin Lohmann ein Buch über die Bedeutung des Christlichen in den Unionsparteien veröffentlicht. Sein Fazit ist ernüchternd: Von „abgeschmirgelten Profilkanten“ ist da die Rede, von inhaltlicher Leere und von einer Vorsitzenden, die in der Partei nur ein Instrument sehe. In Fragen des Lebensschutzes, der Stammzellforschung oder Patientenverfügungen hat sich die Union längst von christlichen Standpunkten verabschiedet. Andererseits macht Lohmann klar, daß alle in jüngerer Zeit entstandenen Konkurrenzparteien, die gezielt um enttäuschte Unionschristen werben, auf absehbare Dauer die Lücke nicht schließen können, sondern in ihrem Dasein als Splittergruppen verharren werden. Lohmann, langjähriger Leiter des Ressorts „Christ und Welt“ bei der Wochenzeitung Rheinischer Merkur, beläßt es nicht bei einer reinen Zustandsbeschreibung und vermeidet bewußt alle in ähnlichen Werken dominierende Larmoyanz. Stattdessen ruft er seine – christlichen, demokratischen – Leser zu einer innerparteilichen Graswurzelrevolution auf: „mitmachen, einmischen, einmischen und abermals einmischen!“ Das ist gewiß ehrenwert – und mutet doch etwas naiv an, wenn man die längst etablierten Kräfteverhältnisse in der „orangenen“ Funktionärspartei CDU realistisch einschätzt (Das Kreuz mit dem C. Wie christlich ist die Union? Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer 2009, gebunden, 208 Seiten, 14,90 Euro). 

 

Kirchenumwidmung. Daß Mitglieder einer evangelischen Gemeinde ihre Kirche besetzen, kommt nicht alle Tage vor. Um so mehr erregte der Protest gegen den Verkauf und die Umwidmung der Bielefelder Paul-Gerhardt-Kirche vor zwei Jahren ziemliches Aufsehen (JF 16/07 und 25/07). Nun hat der ehemalige WDR-Journalist Eitel Riefenstahl eine Reportage über die Vorgänge und die Protagonisten des „Kirchenkampfes“ in der ostwestfälischen Stadt vorgelegt. Um es vorwegzunehmen: Es handelt sich nicht um eine neutrale Betrachtung, sondern ist aus der Sicht eines Sympathisanten der „Besetzer“ geschrieben. Riefenstahl stieß als Kirchenferner dazu, der nach eigenen Worten vom „Komplott der Amtskirche“ und deren „Niedertracht“ aufgeschreckt wurde.  Am Ende seiner Beschreibung stehen eine zusammengeschweißte evangelische Rest-Gemeinde ohne Kirche und eine neue Synagoge, deren Gemeindevorstand mittlerweile (auch wegen des Prozederes im Fall Paul Gerhardt) so zerstritten ist, daß ein Schiedsgericht des Zentralrats der Juden eingesetzt wurde (Kirchenkampf in Bielefeld. Herausgegeben von der Bürgerinitiative-Paul-Gerhardt. Hans Gieselmann Verlag, Bielefeld 2009, broschiert, 80 Seiten, Abbildungen, 8 Euro).

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