© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/09 24. Juli / 31. Juli 2009

Frisch gepresst

Gegen Rechts. Daß in Deutschland ein Mangel an Büchern über Rechtsextremismus herrscht, kann man nicht gerade behaupten. Dennoch erscheinen im Monatsrhythmus Dutzende weitere Werke, die sich dem Thema annehmen. Auch Journalisten versuchen sich immer häufiger als Buchautor – meist allerdings ohne wirklich Neues zu bieten. So auch jüngst Patrick Gensing, der für tagesschau.de über Rechtsextremismus schreibt und eine NPD-Beobachtungsseite im Internet betreibt. In „Angriff von Rechts. Die Strategien der Neonazis – und was man dagegen tun kann“ (dtv, München 2009, broschiert, 281 Seiten, 12,90 Euro) gibt Gensing lediglich Altbekanntes zum besten, und das durchweg auf niederem Niveau. Als ob Geschichte und Programmatik der NPD nicht schon in anderen Büchern ausreichend dargestellt wurden, und sogar ohne verzichtbare Propaganda-Plattheiten wie „brauner Brei“. Zudem wimmelt es in dem Buch nur so von Klischees: So ist Carl Schmitt einmal mehr der „Stichwortlieferant der NS-Ideologie“ und in Mitteldeutschland gibt es in weiten Teilen kein „demokratisches Bewußtsein“. Na dann.

Verschwundene Dinge. Es gibt Bücher, die sind überflüssig. Und es gibt Bücher, die sind überflüssig aber unterhaltsam. Zu dieser Sorte gehört das „Lexikon der verschwundenen Dinge“ aus der Feder der „besten Radiomoderatoren Deutschlands“, Volker Wieprecht und Robert Skuppin vom RBB. Hier kann die „Generation Golf“ – in ihrer Jugend verschont von wirklich existenziellen Sorgen – hemmungslos in Erinnerungen schwelgen und sich dem Heimweh nach Yps-Gimmicks, Compact-Cassetten und Kaugummiautomaten hingeben. Da fühlt man sich dann irgendwie auch als Vertriebener. Dieses zuweilen putzig geschriebene Buch mit seinem eigentlich grundkonservativen Impetus ist aber wegen der immer nach demselben Strickmuster verfaßten Beiträge nur schwerlich in einem Ruck konsumierbar (Das Lexikon der verschwundenen Dinge. Rowohlt Verlag, Berlin 2009, gebunden, 287 Seiten, Abbildungen, 17,90 Euro).

Kindersoldaten. In der Schriftenreihe des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge „Erzählen ist Erinnern“ hat der einstige Stettiner Schüler Werner Nemitz einen Bericht über seinen Einsatz als 15jähriger „Hitlerjunge“ an der 1945 schon durch Hinterpommern verlaufenden Ostfront sowie über die Teilnahme an Kämpfen in Mecklenburg veröffentlicht. Ein anschauliches Stück „Geschichte von unten“, das nunmehr schon in dritter Auflage vorliegt (Hitlers allerletzte Reserve. Hitlerjungen als „Werwölfe“. Erlebnisbericht und Recherche am Fallbeispiel des Stettiner HJ-Alarmbataillons Murswiek. Scribeo-Verlag, Kassel 2009, broschiert, 115 Seiten, Abbildungen, 10 Euro).

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