© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/09 07. August 2009

UMWELT
Wachstum und Knappheit
Michael Howanietz

Neue Prognosen lassen ein anhaltendes Wachstum der Weltbevölkerung erwarten. Laut der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung kommt jährlich etwa jener Wert hinzu, von dem aus Deutschland seinen demographischen Niedergang begann: 80 Millionen. Das Wachstum findet vor allem in der südlichen Hemisphäre statt, am rasantesten in Afrika, wo sich die Bevölkerungszahl bis 2050 auf zwei Milliarden verdoppeln wird. Indien wird laut einer UN-Prognose China schon 2025 mit über 1,5 Milliarden als bevölkerungsreichstes Land der Erde überholen. So soll Mumbai (Bombay) bis 2020 mit 24 Millionen Einwohnern die Spitzenposition unter den „Mega-Cities“ der Welt einnehmen. Zu Beginn der britischen Kolonialherrschaft, im Jahre 1661, zählte man 10.000 Einwohner. Heute leben in den Slums der Stadt 400.000 Einwohner pro Quadratkilometer.

Doch da die Ressourcen unseres Planeten mit der Zahl seiner Bewohner nicht mitwachsen, kommt es irgendwann zu Versorgungsnöten. Dabei geht es in erster Linie um Wasser und Nahrungsmittel, angesichts des absehbaren Endes des fossil-atomaren Zeitalters werden aber auch Energie und mineralische Rohstoffe knapp. Besonders letztere werden in der Debatte gerne vernachlässigt. Dabei benötigt beispielsweise jeder Deutsche jährlich zwölf Tonnen davon. Ob Computer oder Zahnpasta, Straßenpflaster oder Industriezucker – für nahezu jedes Produkt sind Sande, Kiese, Tone, Schotter und Natursteine nötig. Für Europa, auch in diesem Bereich weitgehend import­abhängig, sollte dies Grund genug sein, auch hier über Wege zu mehr Unabhängigkeit nachzudenken. Ein erster Schritt dazu wäre die effiziente Wiederverwertung aller anfallenden Rohstoffreste.

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