© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/09 14. August 2009

Leserbriefe

Zu: „Ideologie der Unschöpferischen“ von Thorsten Hinz, JF 30/09

Eine treffende Analyse des Gutmenschentums

Eine treffende Analyse des bundesdeutschen Gutmenschen. Man begegnet dieser Spezies überall: Beim Fordern von Stolpersteinen und Straßenumbenennungen sind sie lauthals vorne dabei, vorausgesetzt die Kommune bezahlt dafür. Während der Olympiade demonstrierten sie mit wehenden Transparenten auf Deutschlands Straßen für die Befreiung Tibets, beseelt vom kollektiven Glücksgefühl der Menschheitsrettung und mit der Gewißheit, daß ihnen bei dieser Art Freiheitskampf nichts passieren kann.

Sie haben den „Kampf gegen Rechts“ verinnerlicht und können mit ungespieltem Ausdruck bei jeder Gelegenheit sagen: „Ich hasse Nazis“, um sich selbstgefällig in den bewundernden Blicken ihrer Zuhörer zu sonnen. Bei Asyl und Zuwanderung ist es für sie keine Frage, daß man diesen armen Menschen unbedingt helfen und eine würdige Unterkunft bieten muß. Dafür tragen gerade wir bei „unserer Vergangenheit“ eine besondere Verantwortung. Der Vorschlag, sie könnten doch das ungenutzte Ferienappartement im Schwarzwald oder das ehemalige Kinderzimmer für diesen Zweck zur Verfügung stellen, stößt regelmäßig auf Unverständnis und Entrüstung.

Matthias Schneider, Speyer

 

 

Zu: „Steinmeier auf der Suche nach dem verlorenen Glück“ von Paul Rosen, JF 33/09

Den Amtseid vergessen

„Das schlägt dem Faß den Boden aus“, lautet eine volkstümliche Redewendung, wenn etwas unverschämt übertrieben wird. Einen Dienstwagen mit Fahrer an den Urlaubs­ort zu zitieren, mag für den Fahrer angenehm sein. Ein Mitglied in Regierungsverantwortung, hier die Gesundheitsministerin, muß schon sehr dienstbeflissen sein, im Urlaubsort solch wichtige Aufgaben wahrzunehmen, die ein repräsentatives Auftreten erfordern. Man höre und staune: zweimal Kaffeetafelbesuch erfordert solch einen Auftritt? Wenn aus diesem Ministerium wenig Kritikwürdiges zu vermelden wäre, auch dann wäre ein solches Verhalten sehr verwunderlich.

In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich? Haben denn manche Volksvertreter völlig ihren Eid vergessen, verantwortlich mit ihrem Mandat umzugehen? Solch Verhalten macht unglaubwürdig und den Bürger zornig.

Dieter Schmidt, Fuldabrück

 

 

Zu: „Versprochen ist versprochen“ von Hans Christians, JF 33/09

Im engen Korsett des Systems

Dem Bürger bleibt es vorbehalten, an den Wahltagen einer der Blockparteien seine Stimme zu geben im Wissen darum, daß seine Meinung nur gefragt ist, wenn sie in das enge Korsett der Systempolitik paßt. Alles Abweichende wird in die rechte oder linke Schmuddelecke gezerrt und dem Gutmenschen zum Fraße vorgeworfen. Dieser Exzeß ist inzwischen so weit vorangeschritten, daß Keile zwischen das eigene Volk getrieben werden und sich der Staat zum Überwachungsmonster aufbläht aus Angst und steigender Nervosität vor dem irgendwann Kommenden.

Iring Martin, Ratten, Österreich

 

 

Zu: „Abstrakte Floskeln“ von Jürgen Liminski, JF 33/09

Ein anderer Morgenthauplan

Als meine älteste Tochter ihre Doktorarbeit schrieb, erklärte man ihr, daß sie nun zu teuer sei, und entließ sie. In Basel, wo sie mit ihrem deutschen Mann (Facharzt) nun lebt, hält man sie nicht für zu teuer. Und sie konnten dank guter Rahmenbedingungen drei Kinder haben. Ich halte unsere Familienpolitik für den Morgen­thauplan mit anderen Mitteln.

Herbert Danz, Steinau

 

 

Zu: „Irre Finanzmarktpolitik“ von Wolfgang Philipp, JF 31-32/09, und „Toxische Verbriefung“ von Wolfgang Philipp, JF 31-32/09

Verständlich und nachprüfbar

Dank gebührt dem Verfasser für das Zusammentragen wichtiger Fakten, welche ursächlich auch das Finanz-Desaster in Deutschland bestimmt haben. Beide Beiträge berichten verständlich und nachprüfbar über die entscheidenden, schwerwiegenden Fehler der Verantwortlichen in Bankwesen und Politik. Auch einem Laien in Finanz- und Bankenrecht wird hiermit überzeugend klargemacht, welche Welten zwischen einem mündelsicheren, seit 200 Jahre bewährten deutschen Pfandbrief und den diversen ominösen verbrieften Wertpapieren nach US-Manier liegen.

Dr. O.-Henning Wilhelms, Weinheim

 

 

Zum Leserbrief „Apartes Geschichtsverständnis“ von Freiherr von Thüna, JF 31-32/09, und „Tendenziös und nicht zu retten“ von Thorsten Hinz, JF 29/09

Unmöglich so plakativ einseitig

Ich gehe davon aus, daß Dr. von Thüna nicht zu den ganz jungen Generationen zählt, um so mehr erstaunen mich seine Ausführungen, die sich lesen, als wären sie aus einem politisch korrekten Schulbuch abgeschrieben. Wenn man sich nur ein wenig die Mühe macht, über die Geschichte des 20. Jahrhunderts nachzudenken, auch über den von ihm als „Schlüsselereignis“ erwähnten Zweiten Weltkrieg, kommt man fast zwangsläufig zu der Erkenntnis, daß Geschichte unmöglich so plakativ einseitig schwarzweiß verlaufen sein kann, wie sie meist dargestellt wird.

Die besseren Ansätze zum Verständnis der Ereignisse bietet auf jeden Fall Gerd Schultze-Rhonhof in „Der Krieg, der viele Väter hatte“. Jedes Ereignis wurde durch andere ausgelöst und die wiederum durch noch weiter zurückliegende, und nur, wenn man bereit ist, alle Erkenntnisse mit in die Wertung einzubeziehen, kommt man auch zu einem richtigen Ergebnis.

So sollte ihm zum Beispiel bekannt sein, daß Polen auch die vor dem Krieg in den späteren besetzten Gebieten lebenden Deutschen, die ermordet oder vertrieben wurden, als „polnische Verluste“ anrechnet. Und wie viele auf das Konto der Sowjets gehen – siehe Katyn –, interessiert in dem Zusammenhang auch niemand.

Klaus Reichel, Forchheim

 

Grenze kurz vor Berlin

Freiherr von Thüna kritisiert, daß Thorsten Hinz in seinem Beitrag dem Schlüsselereignis der letzten 100 Jahre deutsch-polnischer Geschichte, dem Zweiten Weltkrieg, nur vier Zeilen gewidmet habe.

Der Zweite Weltkrieg ist schon so oft und in so vielen Facetten dargestellt worden, daß es durchaus plausibel erscheint, wenn Hinz darstellt, wie sich das deutsch-polnische Verhältnis entwickelt hat.

Man sollte sich einmal daran erinnern, daß Deutschland durchaus an einer Verbesserung der Beziehungen zu Polen gelegen war. Diese Bemühungen fanden ihren sichtbaren Ausdruck in dem zehnjährigen Abkommen vom 26. Januar 1934. Ebenso sollte daran erinnert werden, daß die damalige deutsche Regierung sogar bereit war, auf Westpreußen zu verzichten. Das hätte keine der vorherigen Regierungen gewagt.

Schließlich möchte ich darauf hinweisen, daß der damalige Oberbefehlshaber der polnischen Streitkräfte, Marschall Rydz-Śmigły, bereits am 15. März 1939 anläßlich einer Rede vor polnischen Reserve-Offizieren erklärte, Polen werde Deutschland zum Kriege zwingen, ob es wolle oder nicht. Dabei wurde eine Landkarte gezeigt, auf der die deutsch-polnische Grenze kurz vor Berlin verlief.

Albrecht von Kalm, Unkel

 

Polnischer Chauvinismus

Über den Leserbrief habe ich nur den Kopf schütteln können. Geschichtsverständnis setzt Geschichtskenntnisse voraus.

Hinz hat die Zeit von 1919 bis 1939 ganz und gar nicht ausführlich dargestellt. So werden die Ereignisse von 1919 bis 1921 in Oberschlesien nicht erwähnt. Über diese schrieb der französische Professor Martel 1930, daß die Deutschen gemartert, verstümmelt, zu Tode gepeinigt, ihre Leichen geschändet wurden. Hinz hätte auch auf Artikel in der polnischen Presse eingehen können, die gegenüber Deutschland alles andere als „friedliebend“ waren. Da ist vom Pestherd in der Mitte Europas die Rede, man werde den Deutschen ein neues Grunwald in den Vororten Berlins bereiten und anderes mehr.

Aus allen Dokumenten und überlieferten Vorgängen bis Ende August 1939, angefangen mit dem Nichtangriffs- und Verständigungsabkommen 1934, geht hervor, daß Hitler einen Krieg mit Polen nicht wollte.

Der Versuch, das Verhalten Polens gegenüber der deutschen Minderheit und gegenüber Deutschland aus der Vergangenheit zu erklären, ist ehrenwert. Wie kommt es aber dann, daß die durch die Annexionen von 1921 unter polnische Herrschaft geratenen Ukrainer in gleichem Maße wie die Deutschen unter Drangsalierungen und Schikanen zu leiden hatten? Die Ursache für beides dürfte vielmehr in einem ausgeprägten polnischen Chauvinismus zu suchen sein.

Dr. Manfred Förster, Einbeck

 

Fast vom Hocker gefallen

Mich hat der Leserbrief fast vom Hocker geworfen. Kennt der Leser nur das Fernsehen und vielleicht den Spiegel? Möchte er doch die Bücher von Joachim Hoffmann, Wiktor Suworow, Walter Post, Gerd Schulze-Rhonhof, F. William Engdahl oder die Ausgaben des Deutschland-Journals lesen, aber besonders sich bei Zeitzeugen, den älteren Vertriebenen, informieren lassen.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

Fragwürdiges Verständnis

Der Verfasser äußert, daß die Vertreibung infolge von Hitlers Angriff verständlich sei. Er empfindet also Verständnis für die Vertreibung von etwa 15 Millionen Deutschen aus ihrer angestammten Heimat im Osten, und da möchte ich ihm doch deutlich widersprechen. Daß Deutschland durch diesen grausam geführten Krieg sämtliche Sympathien in der Welt verspielt hat, ist der eine Punkt. Ein nach einer „bedingungslosen Kapitulation“ besiegtes Land auszuplündern und zu demütigen, ist der andere, der aber nicht zwangsläufig gewesen, sondern zu dem ein neuer politischer Entschluß erforderlich war.

Für meine vertriebenen Eltern und für all die anderen Schicksalsgenossen und Entrechteten fordere ich das Bekenntnis, daß ihnen großes Unrecht zugefügt wurde, und dieses Bekenntnis bitte ich nicht durch ein fragwürdiges Verständnis zu relativieren.

Lothar Melchin, Bückeburg

 

Der wird nur Unfrieden stiften

Wer sagt, daß die nationalsozialistische Expansions- und Vernichtungspolitik die Ursache für die Vertreibung der Deutschen war, der entschuldigt Rache und Vergeltung und stellt sich mit Dschingis Khan, Stalin und Hitler auf eine Stufe. Wer das deutsch-polnische Verhältnis mit solchen barbarischen Argumenten belastet, wird nur Unfrieden stiften. Die Vertreibung und Zerstörung aller Lebensgrundlagen findet eben in den nationalsozialistischen Verbrechen keine Rechtfertigung. Es war die freie Entscheidung der Sieger gegenüber einer total wehrlosen Bevölkerung; eine Entscheidung, die nicht gerechtfertigt werden kann.

Wolfgang Pohlmann, Wuppertal

 

Im Streit mit allen Nachbarn

Polen lag seit 1918 im Streit mit allen seinen Nachbarn. Die Konflikte mit Polen machten es nahezu unmöglich, diese friedlich zu lösen. Zum Verständnis nur einige historische Fakten:

1919 greift Polen ohne Kriegserklärung die Sowjetunion an. Streitpunkt war das von Polen eroberte „Ostpolen“. Die Nachkriegsordnungsmächte nahmen dies ohne Gegenreaktion gegen Polen hin. Im Mai 1920 erobern Polens Truppen die Ukraine bis nach Kiew.

Rußland verliert am 18. März 1921 im Frieden von Riga fünf Millionen Ukrainer und 1,2 Millionen Weißrussen. Mit dem neu eroberten Gebiet liegt die neue Staatsgrenze Polens 250 Kilometer tief im russischen Sprachraum.

Die deutsche Minderheit (ca. zwei Millionen Menschen) in Polen wurde großen Repressalien ausgesetzt (Enteignung, Schließung deutscher Schulen, Unterdrückung der deutschen Sprache, Beamte wurden entlassen).

Das polnische Denken war von einem gewaltigen Expansionsdrang beherrscht. Da wurden zum Beispiel Szenarien entwickelt, in denen Ostpreußen, Schlesien, Pommern, die Mark Brandenburg und Lübeck als Westgrenze Polens definiert wurden. Polen sondierte im Februar und April 1933 in Paris Frankreichs Bereitschaft für einen Präventivkrieg gegen Deutschland.

Waren diese historischen Fakten günstige Voraussetzungen für eine friedliche Entwicklung in Europa und ganz besonders zwischen Polen und Deutschland?

Richard Gatti, Sinsheim

 

 

Zu: „Eine schamlose Kampagne“ von Dieter Stein, JF 30/09

Christen in der Türkei ermordet

Der Mord von Dresden ist natürlich zu verurteilen. Aber wer regt sich in Deutschland auf, wenn Christen in der Türkei oder erst kürzlich im Jemen ermordet werden? Und ganz zu schweigen davon, daß christliche Gotteshäuser in den islamischen Ländern verboten sind, im Unterschied zu Deutschland, wo Moscheen wie Pilze aus dem Boden wachsen.

Prof. h. c. Dr. Wolfgang Klatt, Dinkelsbühl

 

 

Zu „Wir müssen leider draußen bleiben“ von Jörg Bernhard Bilke, JF 30/09

Flucht aus der Geschichte

Die geistige Flucht aus der deutschen Geschichte ist eine schon lange zu beobachtende Erscheinung. So ist in der „Chronik der Deutschen“ (Harenberg-Verlag, Dortmund, 1983) die Befreiung Wiens von den Türken im Jahre 1683 gänzlich ausgeklammert, andere Österreich betreffende Ereignisse, soweit sie in Verbindung mit Geschehnissen im übrigen Deutschen Reich stehen, werden nur am Rande erwähnt.

In einer Abhandlung über den Bauernkrieg (Verlag C. H. Beck, München 2002) heißt es, wegen seiner Ausdehnung auch auf Österreich (und die Schweiz) könne man nicht von einem deutschen Bauernkrieg sprechen.

Bis 1990 war Deutschland in verschiedenen Atlanten und Kartenwerken bis auf die Bundesrepublik geschrumpft. Selbst die DDR war bereits als „deutsch“ abgeschrieben worden. Ursachen dürften neben Gleichgültigkeit und mangelnder Bildung unterwürfige Anpassung und mehr noch psychische Störungen als Folge jahrzehntelanger Gehirnwäsche sein.

Hans-J. Klein, Heusweiler-Dilsburg

 

 

Zu: „Ideologie der Unschöpferischen“ von Thorsten Hinz, JF 30/09

Früher und heute

Der Artikel ist sehr ausführlich. Kurz würde ich formulieren: Früher hatten wir einen obersten Diener des Staates als Herren, heute einen obersten Feigling als Despoten.

Hans Meier, Berlin

 

 

Zu: „Gerade im Abendland untypisch“ von Karlheinz Weißmann, JF 29/09

Raffinierter als Sklaverei

Zusammenfassend ist festzustellen, daß das Wohlleben Weniger nur mit der Ausbeutung Vieler machbar war und weiterhin so sein wird. Vor diesem Hintergrund ist verständlich, warum Christus mit seiner Botschaft so viele Anhänger gefunden hat. Aber es gab auch kleine und große Herrscher, die nach der Weisheit von Konfuzius verantwortungsbewußt regierten.

Auch die uns als vorbildlich hingestellten Demokratien hielten sich mit ihren Kolonien Sklaven. Nachdem diese Art von Ausbeutung mit dem Heilsanspruch von „Demokratie“ abgeschafft werden mußte, hat man ein viel raffinierteres System entwickelt: Man bringt die Menschen mit seinem Finanzsystem in Abhängigkeit und saugt ihre Staaten aus. Die Finanzkrise ist das anschauliche Ergebnis. Weiterhin lebt man auf Kosten zukünftiger Generationen und der Umwelt.

Udo Knau, Minden

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen