© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/09 21. August 2009

Dorothee Bär ist jung, schön und erfolgreich – sie steht für die kommende Unionsgeneration
Die Funktionärin
Christian Vollradt

Hoppla! Versehentlich hatte Dorothee Bär, Bundestagsabgeordnete und 2009 gekürte Vize-Generalin der CSU, ihren Parteifreund Karl Theodor zu Guttenberg angerempelt, so daß sich ihr Gläschen Krimsekt über dessen Smoking ergoß. Das kleine Party-Mißgeschick an einem Abend im April 2009 in der russischen Botschaft sorgte für allgemeine Heiterkeit, denn auch der begossene Baron nahm es gelassen, so berichtete die Bunte.

Ein halbes Jahr zuvor hätte der Vorfall noch ganz anders interpretiert werden können. Als es um die Neubesetzung des Generalsekretärs-Posten ging, machte sich die gerade 30jährige Bär Hoffnungen; offenbar ihrer Sache zu sicher, plauderte sie – und ging leer aus. Der Rückschlag blieb Episode, denn als der smarte Freiherr den Freistaat in Richtung Bundeswirtschaftsministerium verließ, bekam auch Bär einen Schreibtisch in der Münchner Parteizentrale. Offiziell ist sie „nur“ Stellvertreterin, doch eigentlich teile man sich das Amt, wird die Fränkin nicht müde zu erwähnen. Tatsächlich ist diese Doppelbesetzung vor allem dem neurotisch gepflegten Regionalproporz der CSU geschuldet.

2002 zog Bär – noch unter ihrem Mädchennamen Mantel – erstmals in den Bundestag ein. Da studierte die gebürtige Bambergerin gerade im sechsten Semester Politik, stand dem bayerischen Ring Christlich Demokratischer Studenten vor und gehörte bereits zum Parteivorstand. Mit vierzehn war sie der Jungen Union beigetreten und in der Hierarchie kontinuierlich bis zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden aufgestiegen, ohne dort nennenswerte Spuren zu hinterlassen.

Mittlerweile ist Frau Bär – Jahrgang 1978 – Diplom-Politologin mit Note 1,5 und Obfrau ihrer Fraktion im Auswärtigen Ausschuß. Dort befindet sie über Auslandseinsätze deutscher Soldaten und sorgt sich um die „Harmonie in der Vielstimmigkeit der europäischen und transatlantischen Bündnispartner“.

Ganz Berufspolitikerin, betont die bestens Vernetzte, sie habe nie Berufspolitikerin werden wollen. Laut Berufsangabe im Verzeichnis des Bundestages war sie „Journalistin bei diversen Radiostationen, Tageszeitungen und Agenturen“ – von 1999 bis 2002. Also in etwa zwischen Abitur und dem Einzug ins Parlament: „Generation Praktikant“ einmal anders.

Daß sie kurz nach der Geburt ihrer Tochter gleich wieder in das Vollzeit-Politikgeschäft einstieg und innerparteilich gegen das Kinderbetreuungsgeld opponierte, ist sicher nicht nach dem Geschmack der treuesten CSU-Klientel. Es gibt eben unter der Elite der Union „kaum jemanden mehr, der das Lebensgefühl der einfachen Mittelklasse verkörpert, dazu sind die Führungsfiguren zu modern, zu wenig konservativ“, so Spiegel-Journalist Jan Fleischhauer. Bei Bär heißt das dann so: „Ich bezeichne mich als wertkonservativ, doch das heißt nicht, daß ich vor der Realität die Augen verschließe.“ Muß sie auch nicht, denn zum (Karriere-) Glück gibt es ja die Landesliste.

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