© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/09 28. August 2009

Das Verhältnis war beileibe nicht immer feindselig
Die Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft (SWG) widmet sich dem Thema Wehrmacht als Besatzungsmacht in Europa
Hans-Joachim von Leesen

Zwar mußte die Ausstellung, die Jan Philipp Reemtsma vor einigen Jahren mit dem Ziel durch Deutschland schickte, die Wehrmacht zu diskriminieren, die Tore wieder schließen, nachdem ausländische Historiker schwere Fehler, ja Fälschungen nachgewiesen hatten, doch stößt man seitdem in Presse und Fernsehen immer wieder auf die gleiche Falschberichterstattung, die in der Behauptung kulminiert, die deutschen Soldaten seien im Zweiten Weltkrieg in den zeitweilig besetzten Gebieten nichts als eine Mörder und Räuberbande gewesen.

Solchen Tendenzen stellte sich Anfang dieses Jahres die Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft (SWG) in Hamburg mit einem Seminar entgegen, das unter dem Titel stand: „Zweiter Weltkrieg: Deutsche als Soldaten unter anderen Völkern“. Unter der Leitung des stellvertretenden SWG-Vorsitzenden Oberst a. D. Manfred Backerra referierten vor etwa 150 Teilnehmern jüngere Historiker, die ihre wissenschaftliche Reputation bereits in einer Reihe von Veröffentlichungen unter Beweis gestellt haben. Unter anderem referierte Stefan Scheil über die Wehrmacht in Frankreich und Skandinavien (hier vor allem in Norwegen, da Dänemark sich mit Deutschland nicht im Kriegszustand befand).

Ein Vernichtungskrieg habe nicht stattgefunden

Daniel Heintz (Verfasser des Buches „Größte Zumutung – Vergehen gegen die historische Wahrheit“, in dem er wesentliche Falschdarstellungen in der zur Zeit durch Deutschland tingelnden Ausstellung „Größte Härte ...“ über Verbrechen der Wehrmacht in Polen aufdeckt) sprach nicht nur über Polen, sondern auch über die Besatzungspolitik auf dem Balkan.

Walter Post wies sich nicht nur als gründlicher Kenner der völkerrechtlichen Grundlagen des deutsch-sowjetischen Krieges aus, sondern berichtete auch über Fakten der deutschen Besetzung der UdSSR, die der Öffentlichkeit weithin unbekannt sind, etwa über das Wiederaufbauprogramm Deutschlands in den durch Stalins Rückzugspolitik der „verbrannten Erde“ verwüsteten Gebieten der Sowjetunion. Kritisch beleuchtete er auch die Geschichte des Kommissarbefehls. Post erläuterte die unübersichtlichen Verhältnisse in Italien, als der italienische Verbündete die Seiten wechselte und in Italien ein Krieg zwischen faschistischen und überwiegend kommunistischen Kräften ebenso ausbrach wie zwischen der Wehrmacht und weiter an deutscher Seite kämpfenden italienischen Streitkräften einerseits und den Alliierten andererseits.

Da in der heutigen politisch korrekten Geschichtspolitik über zweifellos geschehene deutsche Verstöße gegen das Kriegsvölkerrecht fast immer geurteilt wird, ohne die Ursachen und Hintergründe zu beleuchten, wußten sowohl Referenten als auch Seminarteilnehmer gerade auf diesem Gebiet verblüffend Neues zu berichten. Als Legende wurde die immer wiederholte Behauptung bestritten, Deutschland habe gegen das russische und gegen das polnische Volk einen „Vernichtungskrieg“ geführt. Dafür gebe es keine gesicherten Belege. Nachweislich sollte das bolschewistische System vernichtet werden, nicht aber die russischen und polnischen Menschen.

Backerra richtete das Augenmerk auf die Zigtausenden von Kindern, die nicht nur in Frankreich, Norwegen und den Niederlanden von deutschen Vätern meist zurückgelassen werden mußten, als Beleg für ein menschlich anrührendes Verhältnis zwischen Bevölkerung und deutschen Besatzungssoldaten. Erst als in Großbritannien ausgebildete Terroristen nach West- und Nordeuropa eingeschleust wurden, die – mit Churchills Worten –„Europa in Brand setzen“ und die Besatzungsmacht zu teils überharten Reaktionen reizen sollten, verschärfte sich dieses Verhältnis. Einen noch größeren Anteil als in den vergangenen Seminaren nahmen die ausgesprochen fruchtbaren Diskussionen zwischen Teilnehmern und Referenten ein, die in der nun erschienenen Broschüre als Sonderausgabe des Deutschland-Journals auch dokumentiert werden.

Millionen Freiwillige belegen gutes Verhältnis zum Besatzer

Im Abschlußkapitel wird zusammengefaßt, wie viele Freiwillige aus den von Deutschland besetzten Gebieten an der Seite der Wehrmacht „gegen den Bolschewismus“ kämpften – ein Tatbestand, der die Propagandisten der angeblichen deutschen Vernichtungspolitik regelmäßig in Verlegenheit bringt. Es waren – um einige Beispiele aus der Aufstellung zu zitieren – 800.000 Russen, 250.000 Ukrainer, 280.000 der Kaukasusvölker, 100.000 Letten, 47.000 Spanier, 10.000 Franzosen, 40.000 Niederländer, 6.000 Norweger usw.

Backerra weist darauf hin, daß viele ausländische Militärhistoriker und Politiker heute viel positiver und vor allem fairer über die Angehörigen der deutschen Wehrmacht urteilen, als es hierzulande der Fall ist. Acht Stunden lang wurde referiert und diskutiert – was belegte, daß das Thema Zweiter Weltkrieg keineswegs als abgeschlossen gelten kann. Nicht zuletzt liegt das daran, daß die politische Klasse in der Bundesrepublik Deutschland sich immer noch nicht dazu durchringen kann, jene Zeit sachlich zu klären nach der Devise Leopold von Rankes, Geschichte habe die Aufgabe zu erforschen, wie es eigentlich gewesen sei.

Die Sonderausgabe „Deutschland Joumal –Deutsche als Soldaten unter anderen Völkern“ ist gegen Einsendung eines 5-Euro-Scheins pro Exemplar (Versandkosten sowie Schutzgebühr) anzufordern bei der Staats und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft, Postfach 26 18 27 in 20508 Hamburg.

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