© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/09 28. August 2009

Spiegel-TV-Dokumentation: „Der seltsame Sieg – Hitlers Blitzkrieg 1940“
Das Tempo dieses Sieges überraschte selbst die Deutschen
Christian Dorn

Der Deutsche mit dem „Rucksack“ – so Helmut Kohls Ausdruck für die auf ewig zu tragende Last des Dritten Reiches – hat immer noch die Chance, dazuzulernen. Diesmal durch die vollmundige Ankündigung von Spiegel TV. Laut dieser handelt es sich bei „Der seltsame Sieg – Hitlers Blitzkrieg 1940“ um die erste abendfüllende Dokumentation von Hitlers Westfeldzug, jenen flüchtigen Moment zwischen Mai und Juni 1940, in welchem Frankreich militärisch unterworfen wurde. Das Tempo dieses Sieges überraschte seinerzeit selbst die Deutschen. Andere wiederum hatten sich obdessen flugs dem Vichy-Regime unter Phillipe Pétain angedient. So auch der französische Städteplaner Le Corbusier, der in einem Brief schrieb, Hitler könne nun „sein Leben mit einem großartigen Werk krönen: der Neugestaltung Europas“. In der Tat – neugestaltet wurde dann Deutschland. Was jedoch geblieben und sogar in den englischen Wortschatz eingewandert ist, das ist der Begriff „Blitzkrieg“.

Wie es dazu kam, untersucht nun der vierstündige Dokumentarfilm, für den knapp zwanzig deutsche und französische Zeitzeugen vor die Kamera getreten sind. Sie erinnern sich, wie der vom Architekten der Kriegführung, Erich von Manstein, entworfene Schlachtplan „Sichelschnitt“ unter den Kommandos von Guderian und Rommel zum raschen Sieg über die bis dahin „größte Landstreitmacht der Welt“ (Spiegel TV) führte. Zu den zahllosen Bildern aus deutschen, französischen und amerikanischen Archiven zählen – man möchte fast ergänzen: auch diesmal – „nie zuvor gezeigte Amateuraufnahmen in Farbe“.

Mit anderen Worten: An die Geburt Nina Hagens war noch nicht einmal zu denken, da war der Farbfilm schon dabei. Zeit für die Vorbereitung hatten die Betreffenden schließlich genug, war doch der Angriffs­termin zuvor im neunmonatigen „Sitzkrieg“ bereits neunundzwanzig Mal verschoben worden.

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