© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/09 04. September 2009

Meldungen

Falsche Führungskräfte mitschuldig an der Krise

BONN. Der frühere Chef des Energiekonzerns EnBW, Utz Claassen, sieht in der falschen Auswahl von Führungskräften eine weitere Ursache der Weltwirtschaftskrise. „Der entscheidende Erfolgsfaktor in unserer hochkomplexen Welt ist Wissen und Kompetenz. Ein Mangel daran ist für die jetzige Krise verantwortlich“, erklärte der Berater des US-Finanzinvestors Cerberus im Rheinischen Merkur. „Leistungsgesellschaft heißt leider nicht, daß immer der oder die jeweils am besten Qualifizierte eine bestimmte Position einnimmt. Oftmals sitzt da nämlich der politisch Opportunste, der Bequemste oder der mit dem besten Netzwerk.“ Die Finanzkrise sei einerseits entstanden wegen der hohen Risiken, die zu leicht weitergegeben werden konnten, sowie wegen der großen Hebel beim Einsatz von Fremdkapital. Daneben habe es aber Gründe gegeben, die im Verhalten der Beteiligten lagen: „Mangel an Hinterfragen des eigenen Tuns, Mangel an Durchdringung der Sachverhalte und Mangel an Verstehen der komplexen Zusammenhänge. Die Behauptung, die Krise sei nicht vorhersehbar und nicht zu verhindern gewesen, ist absurd“, erläuterte Claassen.

 

Gentechnik: BASF-Chef droht mit Teilabzug

LUDWIGSHAFEN. BASF-Konzernchef Jürgen Hambrecht hat angesichts des Widerstands gegen genmanipulierte Agrarpflanzen mit einem Abzug dieser Sparte aus Deutschland gedroht. Wenn die in der EU bislang nicht zum Anbau zugelassene Gen-Kartoffel Amflora nicht genehmigt werde, „werden wir prüfen, ob wir uns mit der Pflanzenbiotechnologie aus Deutschland und Europa zurückziehen“, warnte Hambrecht in der Wirtschaftswoche. Die „grüne Gentechnik“ werde zu einem großen Geschäft: „Gemeinsam mit unserem Kooperationspartner Monsanto arbeiten wir etwa an Pflanzen, die einen höheren Ertrag bringen und auf salzigen, trockenen Böden überleben können. In Teilen Afrikas und in China gibt es doch bereits heute ganze Regionen, die kaum mehr Wasser haben.“ Ohne Genpflanzen sei die Ernährung der Weltbevölkerung langfristig nicht zu sichern: „Auf der Erde leben jetzt 6,7 Milliarden Menschen. In 20 bis 30 Jahren werden es 9 Milliarden sein.“ Die Agrarfläche schrumpfe, „also müssen wir die vorhandenen Flächen besser nutzen“, so der BASF-Chef. Einen Abzug der Chemieindustrie werde es aber nicht geben: „Es ergäbe überhaupt keinen Sinn, in China für Europa zu produzieren. Dafür sind die Rohstoff- und Frachtkosten viel zu hoch.“

 

Naturschutzbund warnt vor E-Auto-Subvention

BERLIN. Der Naturschutzbund (Nabu) hat angesichts des „Nationalen Entwicklungsplans Elektromobilität“ der Bundesregierung, vor Augenwischerei gewarnt. „Dem Weltklima ist nicht allein mit dem Austausch eines Verbrennungs- durch einen Elektromotor geholfen. Ein herkömmliches Auto durch ein mit Kohlestrom gespeistes E-Auto zu ersetzen, hieße, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben“, erklärte Nabu-Geschäftsführer Leif Miller. „Statt gewaltige Beträge zum Kauf von Elektroautos bereitzustellen, sollte ein Bonus-System erarbeitet werden, das technikneutral effiziente Fahrzeuge fördert“, sagte Nabu-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger. Nötig sei eine Sonderabgabe auf besonders klimaschädliche Fahrzeuge.

 

Zahl der Woche

Auf 19,8 Milliarden Euro stiegen 2008 die Nettoausgaben für Sozialhilfe (SGB XII) – 4,9 Prozent mehr als 2007. 11,2 Milliarden Euro davon entfielen auf die Hilfen für Behinderte, 3,7 Milliarden auf die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung sowie 2,8 Milliarden auf die Hilfe zur Pflege.(Quelle: Statistisches Bundesamt)

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