© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/09 11. September 2009

Leserbriefe

Zu: „Pankraz, die Wahl und das Gähnen von Illinois“,JF 35/09

Überleben von Volk und Staat kein Thema

Das klägliche Niveau des „Wahlkampfes der Nichtigkeiten“ demonstriert, für wie unbedarft „der Souverän“, das Volk, von den maßgebenden Führungskräften gehalten wird. Für unser Volk und unseren Staat überlebenswichtige Themen werden gezielt ausgeklammert: Familie – Wertschätzung und gerechte Entlohnung für die Erziehungsarbeit; Bildung – Wohl und Erziehung des Kindes statt reinen Nützlichkeitsdenkens nach ideologischen und merkantilen Vorgaben; Finanzkrise – grundlegende Strukturreformen im Bankwesen und Korrekturen unseres wirtschaftlichen und politischen Systems; Migration – Vorrang der Sicherheit und Identitätswahrung des deutschen Volkes (Bundesverfassungsgerichts-Urteil 21. Oktober 1987); EU – entschlossener Einsatz gegen eine antisubsidiaritäre Reglementierung und ein Aufsaugen unserer Nation (Bundesverfassungsgerichts-Urteil 30. Juni 2009).

Die Scheingefechte in nachrangigen Bereichen zeugen nur von der stillen Übereinkunft der etablierten Parteien, die im wesentlichen in den die fundamentale Ordnung zersetzenden Zielen übereinstimmen und sich lediglich in ihren Verschleierungstaktiken unterscheiden.

 Dr. Bonifaz Ullrich, Blieskastel

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Mythos der Alleinschuld“, JF 36/09

Dankbarkeit für Fördermittel

Man mag es weiten Teilen der Gesellschaft nachsehen, daß sie diesen Mythos für bare Münze nehmen. Nicht zu verzeihen ist es aber, wenn Vertreter der Historikerzunft nicht fähig, vor allem aber nicht willens sind, die Thematik zu differenzieren und sich um korrigierende und die Geschehnisse in historisch glaubwürdigerer Weise darstellende publizistische Analysen zu bemühen. Geschichtsforschung bedeutet ja gerade, für eine Thematik in Frage kommende und erreichbare Akten einzusehen und aufgrund ihres Studiums und ihrer Auswertung zu einem Urteil oder auch zu einer Feststellung zu kommen.

Fast 65 Jahre nach dem Ende des Krieges muß sich die deutsche Geschichtswissenschaft ernsthaft fragen lassen, ob sie eine rational und objektiv vorgehende und somit seriöse Wissenschaft ist, oder ob sie sich korrumpiert, indem sie politisch motivierte Thesen fabriziert und aufrechterhält. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, die auch sogleich bekämpft werden, wie die Vorgänge um Ernst Nolte gezeigt haben, zeugen die Hervorbringungen deutscher Historiker mehr von Dankbarkeit für staatliche Fördermittel und von der Angst vor akademischen Nachteilen eines Abweichens von den Dogmen als von unabhängiger, seriöser Wissenschaft.

Dr. Frank Höfer, Rheinbach

 

Noch offene Fragen

Es gibt Aussagen im Interview mit dem russischen Historiker Dmitrij Chmelnizki, die man mittragen könnte. Seine Grundaussage indes nicht, daß Stalin im Sommer 1941 Deutschland und Westeuropa militärisch angreifen wollte, um sein Reich zu vergrößern. Deshalb hätte Hitler im Sommer 1941 einen Präventivkrieg begonnen. Chmelnizki übernimmt die These seines Kollegen Suworow ohne Quellenkritik. Aus dieser These ergeben sich zwei Fragen:

Erstens: Bei Clausewitz ist die allgemein verständliche Tatsache nachzulesen, daß jeder Kriegsplan verlangt, so mobilisiert und konzentriert wie möglich zu handeln unter Nutzung der Aufklärung. Der sowjetische Generalstab hatte über seine deutschen Spione (Richard Sorge und andere) Kenntnis vom deutschen Aufmarsch: drei Millionen Mann hochgerüstet, Stand 1. Juni 1941. Worauf beruhte zu dieser Zeit die Stärke der Roten Armee für den vermeintlichen Angriff Stalins auf Westeuropa?

Zweitens: Wenn Stalin im Sommer 1941 angreifen wollte, warum war seine Armee mangelhaft mobilisiert und konzentriert? Wie ist die Absicht Stalins zum Angriff auf Westeuropa zu erklären, angesichts eines so schlechten Zustands der Roten Armee, daß sie im ersten Kriegsjahr mehr als drei Millionen Mann als Kriegsgefangene verlor, Leningrad eingeschlossen war und die Truppen Hitlers vor den Toren Moskaus standen? Warum kühlten im Frühjahr 1945 der russische Heerwurm seine Füße und die Sowjetpanzer ihre heißgelaufenen Motoren nicht im Atlantik? Zwei Fragen an Chmelnizki, die wissenschaftlich noch zu beantworten sind.

Prof. Dr. Heinz Odermann, Berlin

 

Weltmachtrolle war in Gefahr

Die JF hat sich dankenswerterweise des „Mythos der Alleinschuld“ angenommen. Ich möchte kurz auf zwei englische Historiker hinweisen, die den 1. September und seine Folgen, um mit Leopold Ranke zu sprechen, so wie es „eigentlich“ dazu kam, beschreiben.

Es sind dies Alan J. P. Taylor („The Origins of the Second World War“) und Richard J. Overy. Beide verweisen auf die starre Haltung Polens, das jegliche Verhandlung über Danzig und den Korridor bis zuletzt ablehnte, obwohl sowohl Großbritannien als auch Frankreich mit der deutschen Sache sympathisierten und der Botschafter seiner Majestät in Berlin, Henderson, am 31. August 1939 spät abends noch schrieb, daß nach dem deutschen Angebot ein Krieg völlig ungerechtfertigt sei. Letztlich seien es auch diese beiden Länder gewesen, die Deutschland den Krieg erklärten und nicht andersherum, wie Overy betont.

Warum also mündete der deutsche Angriff auf Polen in den Zweiten Weltkrieg? Weil Großbritannien und Frankreich ihre Weltmachtrolle in Gefahr sahen und sich mit dem Vorspiel der Ereignisse um Danzig die Gelegenheit bot, den Konkurrenten Deutschland in die Schranken zu weisen.

Prof. em. Dr. Dr. h. c. Karl-Heinz Kuhlmann, Bohmte

 

Das unverzeihliche Verbrechen

Hinz’ Beitrag „Das Trauma“ ist wie immer tiefgründig fundiert. Um dem Standard-Standpunkt der Medien, in allem deutsche Schuld zu sehen, zu widersprechen, ist an die Vorgeschichte zu erinnern – Entstehung der Entente, des Bündnisses gegen Deutschland nach der Dreyfuß-Affäre; daß alle großen Kriege gegen eine in Europa aufstrebende Macht (Spanien, Frankreich, Deutschland) in den letzten Jahrhunderten England organisierte, und schon Bismarck wußte, „die einzige Möglichkeit, die deutsch-englischen Beziehungen zu verbessern, wäre, unsere wirtschaftliche Entwicklung zurückzuschrauben. Und das ist unmöglich“.

Und schließlich: „Das unverzeihliche Verbrechen Deutschlands vor dem Zweiten Weltkrieg war der Versuch, seine Wirtschaftskraft aus dem Welthandelssystem herauszulösen und ein eigenes Austauschsystem zu schaffen, bei dem die Weltfinanz nicht mehr mitverdienen konnte“ (Churchill, Memoiren). Auch ohne den schlimmen Hitler wäre es zu einem Krieg gekommen.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

 

Zu: „Das Verhältnis war beileibe nicht immer feindselig“ von Hans-Joachim von Leesen, JF 36/09

Das ist wirklich das Letzte

Nach dem Lesen des Beitrages über die Wehrmacht als Besatzungsmacht war ich sehr erschrocken und wütend. Ich bin zum Glück nicht als Soldat durch Europa gezogen, leider mußten dies meine zwei Großväter tun. Einer kam nicht zurück, was ich immer zutiefst bedauerte und den anderen deshalb besonders liebte.

Nur: Die Humanität deutscher Soldaten mit den zurückgelassenen gezeugten Kindern zu begründen, ist nun wirklich das Allerletzte, was wir brauchen, um die Geschichte wahrheitsgemäß aufzuarbeiten. Es ist fast lachhaft, sich an solch furchtbare Auswirkungen des Krieges (diese Kinder wurden als „Bastarde“ auf das schlimmste behandelt) zu hängen, um krampfhaft die Wehrmacht zu entlasten.

Angelika Hörner, Striegistal

 

 

Zu: „Überbleibsel der Barbarei“ von Florian Lux, JF 36/09

Klischee bedient

Man mag ja zu Hunden stehen, wie man will, aber daß Ihre Zeitung das gängige Klischee von den Machtallüren der Glatze mit dem Pitbull verwendet, hat mich sehr enttäuscht. Ist dem Autor nicht bekannt, daß die „Qualitätspresse“ dieses Klischee aufgebracht hat? Ich habe in Hamburg eher an jeder Ecke einen arabischstämmigen Jugendlichen mit einem solchen Hund gesehen, bis 2000 das Unglück durch einen türkischen Kriminellen und Drogendealer geschah, woraufhin die Gesetze für alle verschärft wurden.

Diese Hunde sitzen seitdem zuhauf in Tierheimen, die Notfälle, die jeden Tag auf meinem Schreibtisch landen, belegen das. Statt diese Ungerechtigkeit anzuprangern, verstärken Sie die Vorurteile gegen Hund und Halter.

Kersti Wolnow, Eversen-Heide

 

 

Zu: „Die Schattenwahl“ von Felix Krautkrämer, JF 36/09

Situation verkannt

Als überparteiliche Zeitung tun Sie gut daran, bei der Berichterstattung über politische Verbände des „rechten Randes“ eine gewisse journalistische Distanz zu wahren – dies ist Ihnen in Ihrem Beitrag durchaus gelungen.

Die politischen Rahmenbedingungen der Pro-Köln-Bewegung sind unzweifelhaft schwierig und lassen erheblichen Zweifel am Demokratieverständnis des politischen Gegners aufkommen. Diffamierung, Ausgrenzung und schlußendlich auch die Anwendung von Gewalt lassen ein politisches Klima entstehen, in dem Emotionen „hochkochen“, die sicherlich auch zu überspitzten und aufgebauschten Darstellungen der Dinge einladen.

In Ihrem Schlußsatz vermitteln Sie das Gefühl, die Situation eindeutig zu verkennen. Es ist eine gesellschaftliche und politische Veränderung spürbar, die keinen Platz mehr für nonkonformistische politische Ansätze übrig hat. Es wird hierbei auch beabsichtigt, Meinungen und Gedanken einfach „wegzuzensieren“.

Gerade Ihre Zeitung sollte einmal darüber nachdenken, wer vielleicht zukünftig die politischen Weichen für den Fortbestand von Presse- und Meinungsfreiheit stellt. Die Hilferufe aus dem Kommunalwahlkampf in Köln haben mit den immerwährenden Hilferufen Ihrer Zeitung eins gemeinsam: Sie verpuffen leider in völliger Bedeutungslosigkeit.

Alexander Petereit, Köln

 

 

Zu: „Guckst du!“ von Ronald Gläser, JF 36/09

Zuwenig und zuviel

Thomas Oppermann von der SPD meint: „Wir haben zuwenig Zuwanderer in der Polizei.“ Wie wäre es mit der Überlegung, ob wir nicht zuviel Kriminalität bei den Zuwanderern haben?

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zur Meldung: „Staufer“, JF 36/09

Als Residenz ungeeignet

Unser Stauferkaiser Friedrich II., halb Normanne, halb „Schwabe“, genannt „stupor mundi“ („Staunen der Welt“), hat nie „von seinem Lieblingssitz im apulischen Castel del Monte aus residiert“. Wahrscheinlich hat er Castel del Monte nur einmal besucht. Dieses Juwel der staufischen Baukunst wäre als Residenz auch höchst ungeeignet gewesen. Die wichtigste Residenz Friedrichs II. war Foggia.

Begraben liegt das Idol des George-Kreises im Normannendom zu Palermo. Am deutschen Teil des „Heiligen Römischen Reiches“ schätzte Friedrich II. besonders das Elsaß. Seine Lieblingspfalz dort war Hagenau, die Geburtsstätte seines Vaters Heinrich VI.

Klaus Spiegel, St. Ingbert

 

 

Zu: „Planmäßige Ausgrenzung“ von Mina Buts, JF 36/09

Geistiger Mief im Freibund?

Es gibt nicht viele seriöse Medien, die das konservative Meinungsspektrum in Deutschland vertreten und ihren Beitrag für Transparenz und Meinungsvielfalt in unserer Demokratie leisten. Hierzu zählt auch die JF.

Hinsichtlich Ihres Beitrag kann ich nur vermuten, daß Sie zumindest im Fall des dort erwähnten „Freibundes“ den geistigen Mief dieser Jugendvereinigung nicht kennen. Denn wer im 21. Jahrhundert von seinen weiblichen jugendlichen Mitgliedern verlangt, in langen Röcken und möglichst mit Zopf zu erscheinen und selbstgemachte Fotos zerreißt beziehungsweise Filme entwendet, leistet keinen positiven Beitrag zur Auseinandersetzung mit konservativen Werten.

Das Wissen um den Freibund stammt aus persönlichen Erlebnissen unserer inzwischen erwachsenen Kinder.

Eva-Marie Steiner, Frankfurt/Main

 

 

Zu: „Souverän nach Europa“ von Doris Neujahr, JF 35/09

Europa in deutschem Interesse

Die JUNGE FREIHEIT vertritt in letzter Zeit offenbar verstärkt einen antieuropäischen Kurs. Dies halte ich nicht für richtig. Die von Adenauer und auch den nachfolgenden Regierungen geführte Europapolitik – Aufbau eines geeinten Europa bei gleichberechtigter Teilnahme Deutschlands – ist nach wie vor richtig. Würden Deutschland und die anderen europäischen Staaten erneut eine nur auf sich bezogene nationale Politik verfolgen, so würde mit Sicherheit der alte Nationalismus dieser Staaten wiedererstehen, der insbesondere für uns im Zentrum Europas schlimme Folgen hätte. Deutschland wäre wie früher von überwiegend ihm feindlich gesinnten Mächten umringt. Der Einfluß auf die Weltpolitik wäre gering.

Schon Bismarck hatte nach seinem Abtreten die Sorge, daß Deutschland eingekreist und einer Übermacht gegenüberstehen würde. Infolgedessen ist eine deutsche Politik, die die Einigung Europas konsequent und geduldig weiterverfolgt, keineswegs überlebt.

Im Gegenteil: Sie liegt auch heute im ureigensten Interesse Deutschlands. Nur ein vereinigtes Europa kann in der Welt eine wichtige Rolle spielen. Deutschland sollte für Heimat, Vaterland und Europa eintreten.

Hermann Wendel, Melle

 

 

Zu: „Der Vorhang zu und alle Fragen offen“ von Christian Rudolf, JF 35/09

Würdiges Begräbnis?

Es ist eine Schande, daß der Bund der Vertriebenen als offizieller Interessenvertreter der Ostdeutschen bisher völlig untätig war. Ist es ein „würdiges Begräbnis“ und hat man den Toten tatsächlich die „letzte Ehre“ erwiesen, wenn BdV-Repräsentantin Michaela Hriberski es (kommentarlos) zuläßt, daß je Sarg durchschnittlich fast 20 Tote unter die Erde gebracht wurden?

Victor Zander, Würzburg

 

 

Zu: „‘Es muß klar sein, wer Herr ist und wer Knecht ist’“ von Paul Rosen, JF 35/09

Offenkundiges Erwerbsstreben

Für dicken Filz braucht’s scharfe Messer. Paul Rosen beschreibt zwar in handwerklich liebevoller Präzision das vorhandene Material, gibt uns das nötige Werkzeug aber nicht zur Hand. Da darf man nachhelfen: Denn auch die größten Anwaltskanzleien agieren nicht im rechtsfreien Raum.

Der Advokatenschaft sind in ihrem manchmal gar zu offenkundigen Erwerbsstreben klare Grenzen durch das anwaltliche Standesrecht und durch unmißverständliche Strafrechtsbestimmungen gesetzt: Der Anwalt darf eben keine widerstreitenden Interessen vertreten!

Wenn er solches doch tut, macht er sich womöglich des strafbaren Parteiverrats schuldig. Das kann im schlimmsten – und damit eigentlich allerbesten – Fall zu Haftstrafen bis fünf Jahren für die Täter und mitunter zum automatischen Verlust ihrer Anwaltszulassung führen.

Und, ganz besonders hübsch: Die entsprechenden Anwaltsmandate sind nichtig, weil sie gegen gesetzliches Verbot verstoßen. Im Klartext: Der Steuerzahler und sein Staat können die ergaunerten Anwaltshonorare mit Zins und Zinseszins, mit Gebühren und Kosten zurückfordern. Die zuständigen Staatsanwaltschaften sollten sich endlich ihrer gesetzlichen Aufgaben erinnern.

Martin Pulz, Krumbach

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