© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/09 11. September 2009

Fernau als Maler
(tha)

So bekannt Joachim Fernau als Schriftsteller ist, so vergleichsweise wenig ist er als Maler und Zeichner im Bewußtsein selbst seiner Leser verankert. Dabei gehörte seine Liebe schon früh der bildenden Kunst; 1934 erhielt er sogar eine kurze Ausbildung als Maler an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin-Charlottenburg. Zu seinen Vorbildern zählten die Künstler der Berliner Secession, besonders Lovis Corinth. 1958 erschien das von Fernau komplett geschriebene „Knaurs Lexikon alter Malerei“, das zu dieser Zeit in Deutschland ein Novum darstellte.

Fernaus eigenes künstlerisches Werk hat der Journalist, Schriftsteller und kunstgeschichtliche Essayist Gustav René Hocke (1908–1985) in drei Perioden eingeteilt: die erste von 1930 bis 1939, in der Fernau vor allem Ölbilder und einige Zeichnungen von Orten fertigte („Sandgrube bei Waldenburg“, „Häuser im Grunewald“, „Über den Dächern von München“, „Am Kanal von Lichterfelde“); eine zweite Periode von 1946 bis etwa 1960, die nach dem verheerenden Weltbürgerkrieg durch Nachdenklichkeit und eine „ideologisch nicht mehr befangene Wirklichkeitsbetrachtung“ gekennzeichnet gewesen sei; sowie schließlich die Spätphase ab 1960. Freilich reichte Hockes Untersuchung nur bis ins Jahr 1975, in dem sein Buch über Fernaus malerisches Œuvre erschien.

Joachim Fernau selbst schrieb in einem Nachwort zu diesem Buch: „Ich bin in einer glücklichen Spannung, bevor ich zu malen anfange, ich bin in einer ungeduldigen Erregung beim Malen (während ich beim Schreiben eine unendliche Geduld aufbringe, bin ich beim Malen oft wutschnaubend, und mehr als ein Bild ist im Kamin geendet), und ich bin in einer glücklichen Erlösung, wenn es vollendet ist.“

Fotos: Oswald Spengler, Tusche-Zeichnung von Joachim Fernau (1960), Joachim Fernau, Der Untergang Dresdens (Öl auf Malkarton, 1975): Vergleichbar Dantes Inferno – „So sank die ewige Feuerglut hernieder“

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