© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/09 18. September 2009

Frisch gepresst

Merkel. An Biographien über die amtierende Bundeskanzlerin herrscht gewiß kein Mangel. Offenbar bietet ihre Person aber immer noch genug Stoff, der zu veröffentlichen ist: Nach „Merkel, die Frau“ sowie „Merkel, die Ostdeutsche“ nun also: Merkel, die Protestantin. Volker Resing, Hauptstadtkorrespondent der Verlagsgruppe Bistumspresse, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die spezifisch „evangelischen“ Aspekte im Leben und Wirken der CDU-Politikerin unter die Lupe zu nehmen. Dabei nimmt er die Kanzlerin (und ihre Partei) vor allem gegen Vorwürfe des Kölner Erzbischofs Joachim Kardinal Meisner in Schutz, der wiederholt der Union die Berechtigung zur Verwendung des Adjektivs „christlich“ absprach: Merkel sei „auch mehr eine christliche Kanzlerin in postsäkularer Zeit, als es einige vermuten“. Genauso wohlwollend behandelt der Autor die Porträtierte angesichts ihrer Vergangenheit. Daß die Pfarrerstochter der DDR-Staatsjugend beitrat, ist für Resing eher Ausdruck ihres „Selbstbewußtseins“ als Zeichen von Anpassungsbereitschaft. Resings Büchlein ist für Leute, die Altbekanntes noch einmal mundgerecht, dabei weitgehend kritiklos serviert bekommen möchten; und für katholische Protestanten-Versteher (Angela Merkel. Die Protestantin. Ein Porträt. St. Benno Verlag, Leipzig 2009, gebunden, 160 Seiten, Abbildungen, 9,90 Euro).

Stauffenberg. Angesichts der täglichen Nachrichten aus Kabul darf man schon fragen, ob Ulrich Schlie, der Leiter des Planungsstabes im Bundesministerium für Verteidigung, trotzdem nicht ausgelastet ist, scheint er doch soviel Zeit erübrigen zu können, um nebenher seine Publikationsliste als Historiker ein wenig zu verlängern. Jüngstes Erzeugnis ist ein dem Hitler-Attentäter gewidmetes „biographisches Porträt“ unter dem Titel „Es lebe das heilige Deutschland“ – ein Tag im Leben des Claus Schenk Graf von Stauffenberg“ (Herder Verlag, Freiburg 2009, gebunden, 192 Seiten, Abbildungen, 17,95 Euro). Immerhin dürfte diese kleine Fingerübung Angehörige der in Afghanistan stationierten Bundeswehrsoldaten beruhigen, denn allzuviel Ablenkung von seiner Planungsarbeit hat sie Schlie nicht gekostet. Ist es doch kein für die Forschung in irgendeiner Weise relevanter Beitrag, sondern nur eine Nacherzählung dessen, was aus einem Dutzend älterer Stauffenberg-Biographien schon bekannt ist. Die einzige Ausnahme dürfte Schlies Feststellung darstellen, daß dem „hochdekorierten Frontoffizier“ Stauffenberg nicht nur das Goldene Verwundetenabzeichen und das „Deutsche Kreuz in Gold“ verliehen wurde, sondern daß er zudem noch Ritterkreuzträger gewesen sei. Leider wird diese Behauptung nicht konkret belegt und nährt zusätzlich den Eindruck einer etwas oberflächlichen Arbeitsweise.

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