© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/09 18. September 2009

ZDF-Zweiteiler „Flucht in die Freiheit“: Mit dem Mut der Verzweifl ung dem SED-Staat entfliehen
Mit dem Panzerwagen die Mauer durchbrechen
Jörg Fischer

Vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Bau der Berliner Mauer verließen weit über drei Millionen Deutsche das Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR Richtung Westen. Den ersten harten Einschnitt gab es 1952, als die SED-Führung die innerdeutsche Grenze hermetisch abzuriegeln begann. Doch die Sektorengrenze in Berlin blieb trotz strenger Kontrollen offen – bis zum 13. August 1961. Über Nacht war das letzte Schlupfloch in die Freiheit geschlossen – und mit welcher tödlichen Gewalt das Grenzregime durchgesetzt wurde, sprengte alle Vorstellungskraft.

In den ersten Tagen und Wochen gelang noch etwa 500 DDR-Bürgern (darunter auch Polizisten und Soldaten) die Flucht. Doch mit der Perfektionierung des Todesstreifens mitten in Berlin wurden bald nicht nur Familien und Freunde auf unabsehbare Zeit getrennt. Vor allem jungen Leuten war die Vorstellung ein Graus, nun dem SED-Regime ein Leben lang auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein. Am 24. Januar 1962 wurde zudem die Wehrpflicht in der DDR eingeführt – ein weiterer Grund, für einen Weg in die Freiheit sein Leben zu riskieren. Mit einem gestohlenen Schützenpanzerwagen die Mauer gerammt, mit einer angehaltenen U-Bahn oder versteckt im VW Käfer.

Das ZDF hat anläßlich des 20. Jahrestages des Mauerfalls Einzelschicksale nacherzählt und Zeitzeugen befragt. Im Zentrum des ersten Teils der Dokumentation „Flucht in die Freiheit“ stehen jedoch die „Tunnelgräber“ im Berliner Untergrund. Sie ermöglichten bis 1964 über 250 Deutschen die Flucht – was nicht ohne tödliche Zwischenfälle blieb. Der zweite Teil, der am 29. September ausgestrahlt wird, widmet sich dann den Fluchtgeschichten über die innerdeutsche Grenze – mittels selbstgebauter Seilbahnkonstruktion, per Luftmatratze oder Heißluftballon.

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