© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/09 25. September 2009

Initiative von oben
Naturschutz: Landesbund für Vogelschutz in Bayern setzt sich seit hundert Jahren engagiert für die Belange der Umwelt ein
Fabian Schmidt-Ahmad

Zweierlei gehört zu den Gründungsmythen der Grünen: zum einen, daß mit ihnen der Umweltschutz in Deutschland seinen Anfang nahm; zum anderen, daß dieser Umweltschutz gar nicht anders gedacht werden kann als innerhalb eines linksutopistischen Weltbildes. Wenn der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) dieses Jahr sein hundertjähriges Jubiläum begeht, hat er nebenbei gleich beide Mythen entzaubert – denn damals regierte den heutigen Freistaat ein dezidiert Konservativer: Prinzregent Luitpold von Bayern.

Als im Zuge der Industrialisierung immer mehr zerstörerisch in die Natur eingegriffen wurde, entwickelte sich im Königreich Bayern aus einer romantisch-konservativen Grundhaltung ein wichtiger Teil der deutschen Naturschutzbewegung. Prinzregent Luitpold war ein leidenschaftlicher Jäger und Naturfreund. 1909 initiierte der Königlich-Bayerische Innenminister daher die Staatlich autorisierte Vogelschutzkommission für Bayern – den heutigen LBV. 75.000 Mitglieder und Förderer umfaßt die älteste und größte Vereinigung dieser Art im Freistaat Bayern.

Über 3.000 Mitglieder setzen sich heute in rund 350 Gruppen aktiv für die bedrohte Natur ein, beispielsweise in der eigenen Jugendorganisation Naturschutzjugend (Naju). Vierteljährlich erscheint das informative Mitgliedermagazin LBV Vogelschutz. Magazin für Arten- und Biotopschutz, welches in der Jubiläumsausgabe ein Resümee der Verbandsgeschichte zieht. Eindrucksvoll sind die zahlreichen Aktivitäten des Verbandes, der seit zehn Jahren mit dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) zusammenarbeitet. Zur Hauptaufgabe entwickelte sich der außerordentlich dringende Schutz der Lebensräume. So hat der Verband Schutzprogramme für bedrohte Tiere und Pflanzen erarbeitet, darunter Steinadler, Uhu, Weißstorch und Feldhamster. Ein Netz von Schutzgebieten umfaßt bislang 1.600 Hektar eigenes und 900 Hektar gepachtetes Land.

Dieser Schwerpunkt spiegelt sich im Inhalt der rund 60 Seiten starken, reich bebilderten Zeitschrift wider. Es geht vor allem um Vogelschutzrichtlinien und den Erhalt der Kulturlandschaft. Mit dem 1985 ins Leben gerufenen Arche Noah Fonds konnte Land erworben und  unter Schutz gestellt werden, so etwa die Hälfte des Rainer Waldes, der zu den wichtigsten Naturwaldgebieten am Rande des Donautals gehört. Andere Artikel befassen sich mit Umweltbildung, der Naju, mit Regionalem oder einzelnen aktiven Mitgliedern.

„Wir haben die Schönheit und den ökologischen Reichtum der heimischen Landschaft, wo es ging, erhalten, wir haben für das Überlebensrecht unserer Mitgeschöpfe gekämpft und über deren Lebensräume – die ja auch unsere sind – gestritten“, schreibt LBV-Vorsitzende Ludwig Sothmann: „Wir haben viel erreicht: Schöpfungsverantwortung zum gesellschaftlichen Thema gemacht, die Materialisierung des Lebens und den Egoismus des Naturverbrauchers bekämpft, wann immer das Gemeingut Lebensqualität für Mensch und Tier zur Disposition gestellt wurde.“

Rückschläge bleiben in dieser Geschichte dennoch nicht aus. In diesem Sommer vernichtete ein Feuer – vermutlich durch Brandstiftung – die Landesgeschäftsstelle des LBV im mittelfränkischen Hilpoltstein. Doch diese äußeren Flammen vermögen nichts auszurichten gegen den inneren Geist, der nun schon mehrere Generationen beseelte: „Das Feuer in uns, als Freund und Beschützer der natürlichen Vielfalt an einer erlebenswerten Zukunft mitzubauen, ist nie erloschen.“

Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern im Internet: www.lbv.de

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