© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/09 25. September 2009
SWR-Reportage Taxi nach Königsberg: Über Königsberg
in Franken, Gnesen und Thorn an die Ufer des Pregel Taxi nach Königsberg betitelt sich eine kurzweilige Reportage des Südwestdeutschen Rundfunks, die in der ARD zu sehen ist: eine virtuelle Mitfahrgelegenheit auf der Fahrt in die verlorene Heimat im Taxi des aus Leipzig stammenden, seit 1960 im Westen lebenden Hans Wiegner, der auf lange Sonderfahrten quer durch Europa spezialisiert ist. Sein Gast ist diesmal die 75jährige Christa Pfeiler, die sich frei nach Günter Grass im Krebsgang auf die Reise zurück in ihre alte Heimat Ostpreußen macht. Pfeiler hatte als Kriegswaise ein Jahr in einem sowjetischen Kinderhaus verbracht, ehe sie 1947 in Allenstein in einem Güterzug verschickt und schließlich von einer Gastfamilie im sächsischen Groß-Postwitz aufgenommen wurde. 1949 ging es weiter in die Westzone zu Verwandten im Schwarzwald. Die 1.500-Kilometer-Fahrt führt Christa Pfeiler und Hans Wiegner an all diesen mit Erinnerungen aufgeladenen Orten vorbei. Weitere Stationen sind das fränkische Königsberg in Bayrisch-Sibirien (Wiegner), Bautzen, Görlitz, Gnesen und Thorn. In Ostpreußen führt der Weg schließlich zum mutmaßlichen Grab von Christa Pfeilers Mutter, die nach Kriegsende buchstäblich verhungerte und die die Elfjährige dann unter traumatischen Bedingungen eigenhändig begraben mußte. Taxi nach Königsberg ist eine entspannte, leicht melancholische Reportage, die vor allem die Erlebnisgeneration mit ihren ähnlichen Erinnerungen und Familiengeschichten erfreuen wird. Das Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen wird ausgiebig mit Naturaufnahmen und traditionellen Liedern (Ännchen von Tharau) beschworen. Ein bißchen zu aufdringlich hebt der Film das russische Flair des heutigen Kaliningrad hervor was vielleicht nur ein Synonym ist für die Tristesse und den Verfall, in dem sich das einst blühende Land heute befindet. |