© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/09 09. Oktober 2009

Meldungen

Geschwister-Scholl-Preis für Roberto Saviano

MÜNCHEN. Der italienische Schriftsteller und Journalist Roberto Saviano („Gomorrha“) erhält den Geschwister-Scholl-Preis 2009. Der 30jährige wird für sein jüngstes Buch „Das Gegenteil von Tod“ ausgezeichnet, darüber hinaus aber auch für sein engagiertes Schreiben insgesamt, wie die Stadt München vergangenen Donnerstag mitteilte. Die Verleihung des mit 10.000 Euro dotierten Preises, der vom Landesverband Bayern des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vergeben wird, ist am 16. November in München geplant. Ob Saviano, der auf der Todesliste der Mafia stehen soll, die Auszeichnung persönlich entgegennehmen kann, ist noch offen. Der Autor habe „den Mut, die Wahrheit zu sagen – er spricht Dinge aus, die in Italien fast niemand zu sagen wagt und die damit unseren Blick auf Italien verändert haben“, heißt es in der Begründung der Jury. Es sei die Klarheit und Intensität seiner Sprache, die seine Essays, Reportagen und Erzählungen so erschütternd mache: „nüchtern, gleichzeitig empathisch, zart und in höchstem Maße poetisch“. Seine literarische Wucht sei gespeist aus dem Zorn über die weltweite Macht der organisierten Kriminalität. Trotzdem sei Saviano fähig, komplexe Sachverhalte eindringlich und allgemeinverständlich darzustellen. Saviano wuchs in der Region Kampanien bei Neapel auf, die als Hochburg der Camorra gilt. Nach seinem Philosophie-Studium schrieb er für mehrere Zeitungen über die Verbrechen der Camorra und erarbeitete sich so einen Ruf als Mafia-Experte. Sein 2006 veröffentlichtes Buch „Gomorrha. Reise in das Reich der Camorra“ eroberte weltweit die Bestseller-Listen und wurde erfolgreich verfilmt. Seither wird Saviano rund um die Uhr von leibwächtern geschützt, kann sich nur in gepanzerten Autos fortbewegen und muß regelmäßig seinen Wohnort wechseln. In „Das Gegenteil von Tod“ (JF 12/09) beschreibt Saviano das schwierige Leben von Jugendlichen, die in Süditalien ein Auskommen ohne die Mafia suchen.

 

Italien: Demonstration für die Pressefreiheit

ROM. Am 3. Oktober haben in Rom über 100.000 Menschen für die Pressefreiheit in Italien demonstriert. Journalisten, Gewerkschaftler und Künstler gingen zusammen mit Reporter ohne Grenzen (ROG) auf die Straße, um Silvio Berlusconis Repressionen gegen die Medien anzuprangern. Diese hatten in den letzten Wochen stark zugenommen, nachdem der italienische Ministerpräsident mit einer Reihe von Klagen gegen mehrere Zeitungen vorgegangen war. ROG-Generalsekretär Jean-François Julliard nannte die Kundgebung „die größte Demonstration zum Schutz der Pressefreiheit, die die Welt je gesehen hat“. Er wies darauf hin, daß Berlusconi kurz davor stehe, von ROG als erster europäischer Staatschef zu der „Liste der Feinde der Pressefreiheit“ hinzugefügt zu werden. Die Rangliste zur Lage der Pressefreiheit weltweit soll in Kürze veröffentlicht werden, und „mit großer Wahrscheinlichkeit wird Italien an letzter Stelle aller europäischen Länder stehen“, so Julliard. Der Druck auf die Medien hat in Italien in den letzten Wochen stark zugenommen. So verlangt Berlusconi von der Zeitung La Repubblica eine Million Euro Schadenersatz, weil diese ihn in den vergangenen zwei Monaten immer wieder öffentlich dazu aufgefordert hatte, Fragen zu seinem Privatleben zu beantworten. Dabei ging es um sein Verhältnis zu einer jungen Frau und um Fotos, die ihn in weiblicher Begleitung zeigen. Die Zeitung L‘Unità wurde auf drei Millionen Euro Schadenersatz verklagt.

 

Sprach-Pranger

„Das ‘tea table book’ für DemokratInnen“

Aus einer im „Börsenblatt“ 40/09 vom 1. Oktober erschienenen Anzeige des Verlags Barbara Budrich für das Buch „Das deutsche Parlament“.

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