© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/09 09. Oktober 2009

Frisch gepresst

Türkische Toleranz. Als „erschreckend“ bezeichnete der türkische Vize-Premierminister Bülent Arinc die Ergebnisse einer Umfrage über religiöse Toleranz in der Türkei, über die der Berliner Tagesspiegel am vergangenen Donnerstag berichtete. Danach würden türkische Christen und Juden nur von 15 Prozent der Türken als loyale Staatsbürger eingestuft. Nichtmuslime würden zudem als weniger vertrauenswürdig eingeschätzt. 42 Prozent der Befragten möchten keinen Juden und 35 Prozent keinen Christen als Nachbarn. Auch Wolfgang Häde zeichnet in seinem Buch „Mein Schwager – ein Märtyrer“ (Neufeld Verlag, Schwarzenfeld 2009, broschiert, 109 Seiten, 9,90 Euro) ein ernüchterndes Bild von der religiösen Toleranz und dem Islamismus in der Türkei. Im Zentrum steht die Geschichte seines Schwagers Necati Aydin sowie von Tilmann Geske und Ugur Yüksel, die im April 2007 wegen ihres christlichen Glaubens von Islamisten brutal gefoltert und ermordet wurden (die JUNGE FREIHEIT berichtete mehrfach, zuletzt im Interview mit der Ehefrau Susanne Geske, JF 34/08). Daneben dokumentiert das Buch aber auch die alltäglichen Schikanen und Anfeindungen gegen Christen in der Türkei. Für Wolfgang Häde steht fest, daß es „selbst in nicht so religiösen türkischen Familien als Schande empfunden“ werde, wenn ein Kind zum Christentum konvertiere.

 

Heimatforscher. Es begann mit einer Anfrage des NDR an Yared Dibaba. Der Schauspieler und Moderator, der die geschaßte Eva Herman an der Seite ihrer Kollegin Bettina Tietjen ersetzte, sollte quer durch die Welt reisen und dort nach norddeutschen Auswanderern suchen, um diese auf plattdeutsch zu interviewen. Der in Äthiopien geborene Yared Dibaba flüchtete im Alter von zehn Jahren vor der kommunistischen Diktatur Mengistus. Und so schweifen auch seine Gedanken häufig um „Heimat“ und „Auswanderung“. In seinem Buch „Der Heimatforscher – wie ich Deutsche in aller Welt besuchte“ (Rowohlt, Hamburg 2009, broschiert, 224 Seiten, 9,95 Euro) befragt er deutsche Auswanderer überall auf der Welt zwischen Sibirien, Paraguay und Namibia nach ihren Erfahrungen in der neuen Heimat, den Gründen für ihre Auswanderung und danach, was sie an Deutschland vermissen. Neben einer Art Hommage auf deutsche Tugenden findet sich im Buch das Kapitel „Gelungene Integration?“, in welchem leider auch übliche Phrasen aus der multikulturalistischen Mottenkiste aufbereitet werden. So erklärt Dibaba mangelnde Deutschkenntnisse von „Migrantinnen und Migranten“ damit, daß diese  sich „nicht wirklich willkommen fühlen“. Es fehlten „Integrationsangebote“ und die notwendige Erkenntnis, daß Deutschland ein Einwanderungsland sei. Na, denn man tau!

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