© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/09 09. Oktober 2009

BR-Reihe „Unter unserem Himmel“: Das Eigene bewahren – Heiner Sindel in Feuchtwangen
Es geht um den Erhalt der Kulturlandschaft
Curd-Torsten Weick

Kein Metzger, kein Bäcker, kein Lebensmittelladen oder Handwerker in der Ortschaft? Pech gehabt. Ins Auto und ab ins Grüne zum neu gebauten Einkaufscenter. Zurück bleiben die Autolosen und Alten. Kaum ein Fleck in Deutschland, der von dieser Entwicklung verschont bleibt. Das Problem: Alle machen mit. Alle? Fast alle. Heiner Sindel ist einer, der sich seit den neunziger Jahren im fränkischen Feuchtwangen gegen die städtische Verödung und das Bauernsterben stellt. Doch wie kann man den Menschen überhaupt bewußt machen, daß etwas in die falsche Richtung läuft? „Man kann Menschen, ohne daß Sie ein Thema überreizen, nicht motivieren“, erklärt der Gasthof-Besitzer und schildert, wie Bauern den Feuchtwanger Marktplatz grün „einsäten“, um die Verbraucher zum Nachdenken zu bewegen.

Nur scheint es ein Kampf gegen Windmühlen zu sein, den der Verein Artenreiches Land – Lebenswerte Stadt (www.artenreiches-land.de) seit Jahren zum Erhalt der ländlichen Kulturlandschaft führt. Dabei funktioniert es, wenn man nur will. So fährt Sindel im Sommer jeden Abend mit dem Fahrrad zur Jagd, um sein Wirtshaus mit Wild aus der Region zu versorgen. Der Landwirt Jochen Binder setzt statt aufs schlaffe Weizen- auf das urtümliche Emmerkorn, und Bäuerin Deibl hat auf Mutterkuh-Haltung im Freiland umgestellt.

Alles ernsthafte Schritte, um der globalisierten, technisierten Weltwirtschaft ein Schnippchen zu schlagen. Hat denn nicht jeder in Anbetracht der Wirtschafts- und Finanzkrise gemerkt, das alles auf tönernen Füßen steht? Heiner Sindel ist sich sicher: „Wir können doch nicht in die Zukunft gehen, ohne uns irgendwelche Stabilitätsfaktoren zu erhalten. Einfach zuwurschtln. Und wenn die Amis husten, dann spüren’s wir auch. Entscheidungen über unsere Region werden dann in anderen Regionen und anderen Glaspalästen getroffen.“

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