© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/09 16. Oktober 2009

Meldungen

Kommt in drei Jahren die nächste Krise?

UTRECHT. Die Finanzwissenschaftlerin Brigitte Unger glaubt nicht daran, daß die Weltwirtschaftskrise schon überstanden ist. Sie sei nur künstlich durch die Konjunktur- und Bankenpakete  gedämpft worden. „Die fundamentalen Probleme wurden noch nicht einmal in Angriff genommen“, warnte die Professorin von der Universität Utrecht im Wiener Standard. Das entscheidende Problem sei, daß es sich nicht lohne, in die produzierende Wirtschaft zu investieren. „Das ganze Geld wurde in die Finanzmärkte gesteckt, weil in der Realwirtschaft zuwenig Kaufkraft vorhanden war. Die finanziellen Mittel im Finanzsektor sind viermal so groß wie in der Realwirtschaft“, so Unger. Es gebe viermal mehr Geld als Güter: „Der US-amerikanische Hedgefonds-Manager John Paulson etwa hat in einem Jahr vier Milliarden Dollar verdient. Die kann er beim besten Willen nicht in der Realwirtschaft ausgeben.“ Zudem klaffe die Schere zwischen armen und reichen Ländern immer weiter auseinander: „Die, die kaufen könnten, haben kein Geld. Und die das Geld haben, können es nicht ausgeben, außer in der Finanzwirtschaft. Drum glaube ich, daß wir gerade eine neue Blase aufbauen.“ Wann diese platze, sei unklar. „Aber in den nächsten zwei, drei Jahren werden wir eine noch schärfere Krise erleben, wenn nicht etwas an den Fundamenten geändert wird“, meinte Unger.

 

Völlige Privatisierung statt Gesundheitsfonds

BAYREUTH. Der liberale Gesundheitsökonom Peter Oberender hat die Abschaffung des Gesundheitsfonds gefordert. „Er blendet jeden Wettbewerb aus. Durch die zunehmende Alterung der Gesellschaft werden die Probleme nur noch größer“, erklärte der Direktor des Instituts für angewandte Gesundheitsökonomie (IaG) in der FAZ. „Die gesetzlichen Kassen sollten privatisiert werden und in den Wettbewerb mit den privaten Kassen als gewinnorientierte Unternehmen treten können.“ Eine Umstellung auf Kapitaldeckung müsse aber unter strengen Auflagen erfolgen: „In der Finanzkrise sind Sparkassen oder Volksbanken nicht so sehr unter Druck geraten. Das heißt für das Gesundheitswesen, daß das Geld mündelsicher angelegt werden muß, die Kassen dürfen nicht in spekulative Papiere investieren“, erläuterte Oberender. Zudem müsse ein Regelleistungskatalog und eine Versicherungspflicht gesetzlich festgelegt werden. Dies sei unverzichtbar, „weil junge Menschen ihre späteren Bedürfnisse unterschätzen“.

 

Methangas in der Klimadiskussion

BERLIN. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat eine stärkere Berücksichtigung von Methan (CH4) in der Klimadiskussion gefordert. „In einigen Bereichen ist es nicht sinnvoll, zu hohen Kosten CO2 einzusparen, wenn wir den gleichen Klimaeffekt bei Methan viel günstiger erreichen können“, erklärten die DIW-Experten Claudia Kemfert und Wolf-Peter Schill. Wegen seiner kurzen Verweildauer in der Atmosphäre ist Methan geeignet, kurzfristig positive Klimaeffekte zu erzielen. Bei der Verbrennung von Methan zu CO2 wird einerseits das Treibhauspotential erheblich reduziert, andererseits wird Energie frei. Die kostengünstigsten Vermeidungspotentiale befänden sich in den Bereichen Erdgas, Abfallwirtschaft und Steinkohlebergbau.

 

Zahl der Woche

 Lediglich 144 Euro geben die privaten Haushalte in Deutschland pro Jahr durchschnittlich für Bücher aus. Das entspricht fünf Prozent der 2.748 Euro, die jährlich für Freizeit, Unterhaltung und Kultur aufgewendet werden. Immerhin 264 Euro werden für Zeitungen oder Zeitschriften ausgegeben. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

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