© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/09 16. Oktober 2009

Meldungen

Dimensionen von Mogadischu 1977

MÜNCHEN. Im Vergleich mit den Dekaden des Zweiten Reiches (1871 bis 1918) sehen die sechs Dezennien Bundesrepublik wie das Ende der Geschichte aus. Der „Schärfe des Seins“ (Heidegger) waren ihre Bürger eigentlich nur für ein paar Tage einmal ausgesetzt: im „Deutschen Herbst“ 1977. Die singuläre Dramatik dieser Tage, als der Linksterrorismus die Grundfesten des Staates bedrohte, erreichte ihre Klimax in der Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ ins somalische Mogadischu und der Geiselbefreiung durch die GSG 9 am 18. Oktober, dem Bilanzsuizid von Baader&Co. in Stammheim wenige Stunden später und der Ermordung Hanns Martin Schleyers am 19. Oktober 1977. Nachdem 2007 die Sperrfristen für das amtliche Schriftgut aus jener Zeit abgelaufen waren, hat sich der Zeithistoriker Tim Geiger darum gekümmert, welchen Anteil der außenpolitische Flankenschutz an der GSG-9-Aktion hatte. Den im Nahen Osten einflußreichen Briten sei die Regierung Helmut Schmidts dabei ebenso zu Dank verpflichtet wie gar den Diplomaten des SED-Staates. Doch ausschlaggebend war letztlich der Umgang mit dem somalischen Militärdiktator Siad Barre. Schmidts „vorsichtiges Agieren“, wie es sich jetzt in den Akten spiegele, widerspreche der populären Vorstellung über die von ihm vertretene „unbeugsame Linie gegenüber dem Terrorismus“. Bei Zusagen, die zu Barres Einverständnis mit dem GSG-Einsatz führten, nahm Schmidt stets Rücksicht auf die außenpolitische Position der BRD. Waffenwünschen verweigerte er sich daher. Die Möglichkeit zu Waffenkäufen habe der Bundeskanzler jedoch über ein „Dreiecksgeschäft“ eröffnet (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 3/09)

 

Deutsche Universitäten weltweit abgeschlagen

LONDON. Mit dem Bologna-Projekt sollten die deutschen Unis „fit gemacht“ werden, damit man mit höherer Akademikerquote, Bachelors und Masters „überkommene Strukturen“ wie Magister, Staatsexamen und Diplomingenieur überwinden und ins 21. Jahrhundert durchstarten kann. Zusätzlich sollte die „Exzellenzinitiative“ für nötigen Schub sorgen. Geht es nach dem aktuellen Ranking des britischen Hochschulmagazins The Times Higher Education Supplement, hat das wenig genützt. So rangieren die besten Universitäten aus dem Lande Humboldts auf den Rängen 55 (München), 57 (Heidelberg) und 94 (FU Berlin). Vordere Plätze belegen ausnahmslos britische und amerikanische Elite-Universitäten.

 

Erste Sätze

Jedes Leben lebt in seiner eignen Welt.

Hans Freyer:  Der Staat, Leipzig, 1925

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