© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/09 30. Oktober 2009

Stefan Mappus. Ist der Oettinger- Nachfolger der neue konservative Leitstern der CDU?
Die schwarze Hoffnung
Michael Paulwitz

Er hat’s geschafft: Stefan Mappus steigt als Jüngster in die Runde der Ministerpräsidenten auf. Nachdem Kanzlerin Merkel dem glücklosen baden-württembergischen Regierungschef Günther Oettinger ein Angebot gemacht hat, das der nicht ablehnen konnte, wird der CDU-Fraktionschef im Landtag den nach Brüssel weggelobten Hausherrn auf der Stuttgarter Villa Reitzenstein beerben. Schneller als alle Rivalen hat der bullige Pforzheimer mit dem robusten Machtinstinkt seine Truppen gesammelt und sich den Chefsessel im Südwesten gesichert.

Für den 43jährigen Überflieger aus Baden wird das die vorläufige Krönung einer steilen Parteikarriere, von der so mancher träumt, der mit 17 als Gymnasiast in die Junge Union eintritt: Kreisvorsitzender mit 27, Landtagsmandat zum 30. Geburtstag, zwei Jahre später Staatssekretär und mit 37 Umweltminister unter seinem Mentor Erwin Teufel, nach dessen Sturz er anderthalb Jahre später gegen den Widerstand des Königsmörders Oettinger den Fraktionsvorsitz erobert.

An dessen Stuhl sägt Mappus seitdem mit Hingabe, wie es so Brauch ist in der Südwest-CDU. Die imageschädliche Aufgabe, den Platzhirschen zu stürzen, hat ihm nun überraschend die Parteichefin abgenommen. Notbremse, sind sich Freund und Feind einig; Pannen-Ministerpräsident Oettinger war zum Problembären geworden, der vor dem drohenden Wahldesaster 2011 entsorgt werden mußte.

Oettinger galt als Großstadt-Liberaler – Konkurrent Mappus gab deshalb die Integrationsfigur der ländlich-konservativen Basis. Er schimpft über Homo-Paraden und Homo-Adoption, hält Ehe und Familie gegen die Krippenpläne der Frau von der Leyen hoch, ist für Leitkultur und Zuwanderungsbegrenzung und will die Mittelschicht vor Transferausbeutung schützen.

Auch bundesweit gilt Mappus deshalb als Anwärter für den nach den großen Merkelschen Säuberungen verwaisten Posten des konservativen Hoffnungsträgers. Viel braucht es in der Union dafür nicht mehr; ein Thesenpapier von 2007 zum „modernen bürgerlichen Konservatismus“ und der Ruf des Schwarz-Grün-Verhinderers, der auch Jamaika im Saarland „unterirdisch“ findet, reicht im Grunde. Daß der Ministerpräsident in spe umgehend Annäherungssignale an die Grünen schickte – geschenkt.

Mappus läßt sich gern mit Franz Josef Strauß vergleichen oder mit dem alten Kämpen Gerhard Mayer-Vorfelder, der sich von „dem Stefan“ die stärkere Betonung des Konservativen in der Union erwartet. Sich als Wortführer eines Flügels mit der Parteichefin anlegen, das wollte Mappus allerdings schon 2007 nicht; wer etwas werden will, hält sich besser alles offen.

„Er weiß nicht, ob er ein Konservativer sein soll“, so eine politische Weggefährtin. Nur im übersichtlichen Gedankenkosmos südwestdeutscher Sozis droht jetzt der „Rechtsruck“ vom „Rechtsaußen“ Mappus, der „so weit rechts“ stehe, daß er runterfiele, „wenn die Erde eine Scheibe wäre“. Manche glauben das ja tatsächlich.

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