© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/09 06. November 2009

UMWELT
Wenig Konkretes zum Tierschutz
Volker Kempf

Der Tierschutz hat eine zentrale Bedeutung“, heißt es im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDP. Das ist auch bitter nötig, wenn man die Entwicklung der Zahlen bei den Tierversuchen betrachtet. Denn 2008 wurden über 2,6 Millionen Tiere bei Versuchen verbraucht und getötet – 3,2 Prozent mehr als 2007. Betroffen sind vor allem Nagetiere. Immerhin nahm die Zahl der Versuchsaffen nicht zu, von denen aber noch immer 2.285, meist im Rahmen von Giftigkeitsüberprüfungen, vernutzt wurden. Gerade in diesem Bereich könnten nach Ansicht des Vorsitzenden der Vereinigung „Menschen für Tierrechte“, Kurt Simons, Versuche durch tierversuchsfreie Methoden auf der Grundlage von Zell- und Gewebekulturen ersetzt werden – vorausgesetzt, es würden „mehr Mittel zur Verfügung gestellt, um die Forschung, Entwicklung und Zulassung solcher Verfahren voranzutreiben“.

Der Koalitionsvertrag verspricht aber nur, die entsprechende Förderung fortzusetzen, also nicht auszuweiten. Hinzu komme, so Simons in einem Interview, die Macht der Gewohnheit seitens der Versuchspraktiker. Wie die Bundesregierung der Macht der Gewohnheit beikommen will, geht aus dem Koalitionsvertrag nicht hervor. „Tiertransportzeiten“ will die Koalition „in der EU weiter begrenzen“. Daß die Union in der vorigen Bundesregierung zuletzt noch Rinderexporte nach Afrika mitgetragen hat, zeugt nicht gerade von großem Engagement auf diesem Gebiet, sondern von der Durchsetzung von Wirtschaftsinteressen. Was unter einem „Einklang zwischen Nutztierhaltung und Wirtschaftlichkeit“ verstanden werden soll, bleibt des weiteren dunkel. Zum betäubungslosen Schächten (JF 45/09) wird gar nichts gesagt – warum wohl?

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