© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/09 06. November 2009

Meldungen

Staatsverschuldung und Geldmenge nehmen zu

NEW YORK. Der US-Hedge-Fonds-Manager George Soros hat erneut eine schärfere staatliche Regulierung der Finanzmärkte gefordert. „Der Crash von 2008 wurde durch das Platzen einer Superblase verursacht, die seit 1980 gewachsen war und aus kleineren Blasen bestand. Bei jeder Finanzkrise hatten die Behörden eingegriffen, sich um die gescheiterten Institute gekümmert und Konjunkturprogramme aufgelegt. Damit haben sie die Superblase noch weiter vergrößert“, schrieb der Gründer des Open Society Institute in der Financial Times Deutschland. Es reiche nicht aus, wenn die Finanzaufsicht nur die Geldmenge im Blick habe. „Auch die Kredite müssen kontrolliert werden. Der beste Weg dafür verläuft über Mindestkapitalanforderungen.“ Um künftige Finanzkrisen zu verhindern, „müssen die Positionen sämtlicher großer Marktteilnehmer überwacht werden, inklusive Hedge-Fonds und Staatsfonds“, forderte Soros. „Die Eigenkapitalrichtlinien Basel I und II enthalten einen Fehler: Sie attestieren Wertpapieren in Bankbesitz ein deutlich niedrigeres Risiko als gewöhnlichen Krediten. Dadurch ignorieren sie die systemischen Risiken, wenn eine Wertpapierposition zu stark konzentriert wird“, warnte Soros. Bevor solche Reformen umgesetzt werden können, müsse der Staat den Finanzmarkt erst einmal stabilisieren: „Das bedeutet eine Zunahme der Staatsverschuldung und eine Vergrößerung der Geldbasis“, so Soros.

 

Banken sollen mehr Haftkapital bilden

MÜNCHEN. Der Ökonom Wolfgang Gerke hat schärfere Haftungsvorschriften angemahnt. „Staatliche Eingriffe befehdende Investmentbanker arbeiten selbst mit Staatsgarantien“, schrieb der Präsident des Bayerischen Finanzzentrums im Bayernkurier. „Ihre Gewinne werden in Form von Bonuszahlungen und Dividenden privatisiert, während ihre existenzgefährdenden Verluste sozialisiert werden.“ Kurzfristiges Gewinnstreben versperre den Blick auf die Lehren der Vergangenheit: „Das Management der Münchener Hypo Real Estate (HRE) ist nicht in die Falle eines völlig neuen Risikos getappt, sondern hat in unverantwortlichem Umfang langfristige Projekte kurzfristig finanziert.“ Auf Einsicht oder Moral zu setzen, sei naiv. „Wer Bonuszahlungen erhält, muß zuvor einen Gegenwert für das von ihm eingegangene Risiko abgezogen bekommen“, so Gehrke. „Um in schlechten Zeiten ihre Kunden nicht im Stich zu lassen, müssen die Banken in guten Zeiten mehr Haftkapital bilden.“

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