© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  46/09 06. November 2009

Meldungen

Shiller: „Spekulation schafft Wohlstand“

New Haven. Der US-Ökonom Robert Shiller glaubt nicht daran, daß die Finanz- und Wirtschaftskrise schon überstanden ist. Die Pleite der US-Großbank CIT Group könnte seine Befürchtungen bestätigen. „Der Markt für Gewerbeimmobilien in den USA kollabiert gerade. Die Eigentümer finanzieren sich zumeist mit relativ kurzfristigen Schulden, und sie können ihre Kredite nicht erneuern. Das könnte überspringen auf den Markt für Wohnimmobilien und dort die Preise erneut sinken lassen. Beides würde die Banken weiter in Mitleidenschaft ziehen“, warnte der Professor von der Yale University in der Welt. Gleichzeitig wandte Shiller sich aber gegen eine zu starre Regulierung der Finanzmärkte: „Spekulation schafft Wohlstand“, erklärte der keynesianische Ökonom. „Eine grundlegende Sache in kapitalistischen Systemen ist, daß die Wirtschaft nur gut funktioniert, wenn die Leute frei darin sind, zu kaufen und zu verkaufen – und wenn die Preise jedes beliebige Niveau erreichen können.“ Spekulative Blasen seien „Teil des Abenteuers Leben und nicht etwas, das man zu aggressiv bekämpfen sollte“, meinte Shiller. Der Staat sollte aber durchaus helfen, Blasen zu verhindern: „Zur Krise beigetragen hat ja auch, daß unser Glauben an die Markteffizienz jeden zum Schweigen gebracht hat, der sich über Blasen am Immobilienmarkt Sorgen machte.“

 

Schuldenstand der EU-Länder dramatisch

KÖLN/BRÜSSEL. Die Bankenrettungs- und Konjunkturpakete sowie die krisenbedingt sinkenden Steuereinnahmen haben zu einer dramatischen Zunahme der Staatsverschuldung in den EU-Ländern geführt. „Im Jahr 2010 wird sich der Schuldenstand der Euroländer voraussichtlich auf fast 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erhöhen – im Jahr 2005 waren es 77 Prozent“, heißt es in einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Spitzenreiter beim Schuldenaufbau sind laut einer OECD-Prognose Irland (+47,3 Prozent) und Großbritannien (+43,2). Die Niederlande (+15,9) und Deutschland (+13) liegen im Mittelfeld. Schweden wird trotz Krise im Vergleich zu 2005 ein Schuldenabbau (-4,2) zugetraut. Am schlimmsten sei die Situation weiterhin in Belgien, Griechenland und Italien: „Hier übersteigt die Schuldenstandsquote die 100-Prozent-Marke, das heißt, die in der Vergangenheit aufgenommenen Staatsschulden übertreffen die gesamtwirtschaftliche Leistung“, so das IW. Dänemark und Finnland liegen hingegen nur knapp über der 50-Prozent-Marke.

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