© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/09 13. November 2009

Leserbriefe

Zu: „‘Die Vernichtung des Westens’“, Interview mit Timo Vihavainen, JF 45/09

Auf die Wurzeln der Misere sehen

Zur Migration gibt es bis dato kaum mehr als Parteipolitik, ideologische Grabenkämpfe und schier grenzenlosen Opportunismus gegenüber den hyperliberal-suizidalen Meinungspäpsten. Man muß aber die Wurzeln der Misere sehen, um die gigantisch gewordene Aufgabe mit Aussicht auf Erfolg anzugehen: In zwei Weltkriegen verbrauchten sich Stolz und Selbstbewußtsein der Europäer, allen voran der traumatisierten Deutschen. In der Zeit danach wurden die West- und Mitteleuropäer zugleich fett und politisch impotent. Eine geradezu spätrömisch dekadente, mental infantile Wohlstandsgesellschaft weigert sich, die Wirklichkeit zu sehen, Gefahren und Konflikte zu benennen und erst recht, diese anzugehen.

Von der politischen und medialen Herrschaftsklasse indoktriniert und dressiert, ist der Durchschnittseuropäer schlicht unfähig, seine Identität als etwas Wertvolles anzusehen und deshalb für sie einzustehen. Solange Begriffe wie Volk oder Abendland als reaktionär oder gar nationalistisch gelten, ist den Nationen Europas von niemandem zu helfen. Die große Majorität sieht tatenlos der Demontage des Nationalstaates zu. Man will sich aus der Geschichte stehlen und zieht von A bis Z, von Ayurveda bis zu Zen das Fremde dem Eigenen vor.

Rudolf Kraffzick, Hainau

 

 

Zu: „‘Die deutsche Unterschicht versäuft ihr Geld’“ von Hans Christians, JF 46/09

Kindergeld ist kein Almosen

Das Zitat von Buschkowsky, in dem er Schulzwang mit Kindergeldstopp verbinden will, finde ich gefährlich. Nicht nur, daß nichts gegen die Ursachen der Schulaversion getan werden soll – hier scheint mir eher ein Denken von Zuckerbrot und Peitsche zurückzukehren.

Das Kindergeld ist im sozialen Rechtsstaat BRD kein Almosen, sondern die verpflichtende Ausgleichszahlung an Familien, um deren erhöhte Belastung gemäß dem Subsidiaritätsprinzip auszugleichen. Da es dabei um das Existenzminimum der Kinder geht, müßte das Kindergeld – auch entsprechend einem Urteil des Verfassungsgerichts – sogar noch deutlich aufgestockt werden. Das geschieht jedoch nicht, wodurch ein grundgesetzwidriger Zustand aufrechterhalten wird.

Wenn also Kindergeld und Schulbesuch überhaupt verknüpft werden sollten, müßten die Familien die Schule so lange bestreiken, bis endlich die volle Zahlungspflicht des Staates erfüllt ist.

Aber ich meine, man sollte beide Dinge gerade nicht vermischen. Denn die Kindergeldzahlung entspringt der grundgesetzlichen Pflicht eines sich als freiheitlich definierenden Rechtsstaates. Der deutsche Sonderweg des Schulbesuchszwangs dagegen ist eine Fortwirkung nationalsozialistischer Gesetzgebung. Es ist wohl bezeichnend, wenn Sozis Letzteres durchsetzen, Ersteres aber nicht ernstnehmen wollen.

Uwe Lipowski, Zossen

 

 

Zu: „‘Die Vernichtung des Westens’“, Interview mit Timo Vihavainen, JF 45/09

Systemwachstumszwang

Voll und ganz stimme ich der Meinung von Vihavainen zu. Eine kleine Ergänzung jedoch: Die Ursache des Kernproblems wurde nicht angesprochen: Der Kern des Problems ist, daß wir Europäer unsere Kultur durch eine Zivilisation des Konsums ersetzt haben. Die Ursache der „Konsum-Zivilisation“ ist in einem Systemwachstumszwang zu finden. Ein Systemautomatismus zwingt uns in Euro­pa, ja auf der ganzen Welt, zu wachsen. Auch wenn wir schon alles haben. Dieser selbstmörderische Wachstumszwang, im Geldsystem verborgen, ist die eigentliche Ursache der Selbstvernichtung des Westens. Die anderen werden folgen. Dies ist nur eine Frage der Zeit.

Wilhelm Sälinger, Offenburg

 

 

Zur Meldung: „Karlsruhe stellt Homo-Ehe gleich“, JF 45/09

Gesetze der Logik außer Kraft

Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 22. Oktober markiert einen Tiefpunkt seiner Rechtsprechung. Zugleich wird deutlich, daß es sich in die Phalanx der Gesellschaftsveränderer eingereiht hat. Das Gericht meint, es sei verfassungsrechtlich nicht begründbar, „aus dem besonderen Schutz der Ehe abzuleiten, daß andere Lebensgemeinschaften im Abstand zur Ehe auszugestalten und mit geringeren Rechten zu versehen sind“.

Warum das falsch ist, erläutert das Gericht dann dankenswerterweise gleich selbst. Es stellt nämlich fest, daß der Kläger und sein Partner keine gemeinsamen Kinder haben. Na klar. Kinder können eben nur in der Gemeinschaft von Mann und Frau entstehen, und das Grundgesetz schützt Ehe und Familie aus genau diesem Grund und weiter deswegen, weil nur die auf Dauer angelegte Verbindung ihrer Eltern den Kindern die bestmöglichen Chancen gibt, emotional und materiell gut betreut aufzuwachsen. Das Gericht stellt dann ja auch fest, daß der besondere Schutz der Ehe durch das Grundgesetz gerechtfertigt sei.

Und damit benennt es den zweiten Grund, warum seine Entscheidung so krachend falsch ist: Der besondere Schutz der Ehe bedingt im Umkehrschluß automatisch eine Benachteiligung anderer Lebensformen. Das ist ein unumstößliches Gesetz der Logik. Mit der Argumentation des Bundesverfassungsgerichts in dieser Entscheidung wäre man als Rechtskandidat in der Staatsprüfung jedenfalls bisher nicht erfolgreich gewesen. Wo jedoch die Political Correctness die Feder führt, da muß zuvor die Logik ausgeschaltet werden.

Rainer Thesen, Nürnberg

 

 

Zu: „Eine metapolitische Kampfansage“ von Dieter Stein, JF 45/09

Willkür Tür und Tor geöffnet

Man könnte denken, mit den neuen Extremismusbekämpfungsprogrammen, die auch die Bekämpfung des Linksextremismus und des radikalen Islamismus mit einbeziehen, habe sich in der Politik endlich die Vernunft durchgesetzt.

Doch der Schein trügt. Den Gesinnungswächtern ist bewußt, daß das aufwendig induzierte Feindbild „Rechtsextremismus“ nicht mehr genug Tabu-Themen abdeckt und als Ausgrenzungsinstrument so langsam ausbrennt, wie der Fall Sarrazin deutlich zeigt.

Daher benötigt die politische Gesinnungsinquisition über kurz oder lang einen weitläufig anwendbaren Extremismusbegriff, mit dem jeder zum Ketzer gebrandmarkt werden kann, der sich nicht der als politisch korrekt propagierten Meinung anpaßt. Der unklar definierte und pauschale Extremismusbegriff kann auch gegen Abtreibungsgegner, EU-Kritiker, Heterosexuelle und gegen Kritiker der Klimahysterie angewendet werden. Er erlaubt die Beobachtung der Betroffenen durch den Verfassungsschutz und dient zur Rechtfertigung von Versammlungsverboten.

Mangels konkreter Definition wird die Narrenfreiheit der politischen Gesinnungsinquisition erweitert und der staatlichen Willkür Tür und Tor geöffnet. Die DDR läßt grüßen.

Alexander D. Noaghiu, Bremen

 

 

Zu: „Der Ruf des Muezzin wird zum Ärgernis“ von Hans-Joachim von Leesen, JF 45/09

Anschwellende Begleitmusik

Man muß es in aller Schärfe einmal mehr sagen: Hinter dem Begriff „Multikulti“ und den offensichtlich gescheiterten Intergrationsbemühungen steht letztendlich, um mit einem Bild zu sprechen, nur eine Medaille, die natürlich zwei Seiten hat: der Islam! Und diesen Islam gibt es nur zum Schein in zwei Ausführungen mit einer sozusagen glänzenden Seite  – dem Islam des Friedens und der Toleranz – und der anderen, schmutzigen: dem Islamismus des Terrors und der Gewalt.

Es sind jedoch die zwei Seiten derselben Medaille, in deren Kern von Anfang an und bis heute unwiderrufen und nur taktisch verschleiert ein totaler religiöser und politischer  Herrschaftsanspruch vorhanden ist. Wer das nicht erkennen will, ist entweder ein Unwissender, ein Narr oder ein Schelm.

Mit solchen Zeitgenossen und Politikern jedoch ist das Ende dessen, was wir bisher Europa genannt haben, eingeläutet, wobei ganz aktuell die Rufe des Muezzin zwar noch im Hintergrund, aber doch bereits anschwellend die Begleitmusik spielen. Diese Schicksalsgemeinschaft Europa, die durch das Feuer so vieler Krisen gegangen ist, die bei Tours und Poitiers 732 und vor Wien 1529 und 1683 sich jeweils vor dem Untergang bewahrte und die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus den Trümmern auferstanden ist und in ihrem christlichen Kern sich endlich zu einer freiheitlichen und demokratischen Gemeinschaft zusammengeschlossen hat, liefert sich jetzt selbst in falscher Toleranz und feiger religiöser „Neutralität“ dem Erzfeind aus. Klingt das alles nur übertrieben oder gar rassistisch? Nein – es ist die schlichte bittere Wahrheit.

Prof. em. Dr. Karl-Heinz Kuhlmann, Bohmte

 

 

Zu: „Union und FDP wollen Linksextremismus bekämpfen“ von Werner Becker, JF 45/09

Ein zweites Mal bereichern

Daß man für die „Aufarbeitung des DDR-Regimes“ eine Arbeitsgruppe einrichten will, ist ja eine gute Sache. Dieser Artikel hat mich dennoch sehr betroffen gemacht.

Es kann doch nicht sein, daß der deutsche Staat, der während der Zeit von 1945 bis 1949 in der SBZ Menschen vertrieben hat, deren Eigentum konfisziert und enteignet, sprich, geklaut hat, jetzt diesem Personenkreis sein Eigentum zum bevorzugten Erwerb anzubieten gedenkt.

In diesem Moment bereichert sich der Staat meiner Meinung nach zum zweiten Mal an fremdem Eigentum. Von einem Rechtsstaat kann man hier nicht mehr sprechen. Warum ist man denn nicht in der Lage, den betreffenden Bürgern einfach ihr Eigentum zurückzugeben?

Kristina Hebert-Schubert, München

 

 

Zu: „Die Zahlen sprechen für sich“ von Hans Christians, JF 45/09

Abschlüsse hinterhergeworfen

Die Zahlen in der Statistik, zumindest für Hamburg, wage ich zu bezweifeln. Es sieht noch viel düsterer mit den Schulabschlüssen aus, denn etlichen Schülern wird der Abschluß eher „hinterhergeworfen“. Schlimm ist es, wenn eine Maschinenbau-Studentin mit (Hamburger) Abi­tur, aufgefordert zur Mitarbeit an einem Experiment, einem Dozenten an einer Fachhochschule frank und frei (frech!) erklärt, daß sie technisch unbegabt sei. Oder wenn mehrere Studentinnen unisono verlangen, daß die Bedeutung des Exponenten 2 ihnen von einem Professor, nicht von einem „popeligen“ Dozenten erklärt wird.

Offenbar ist der Unterschied zu Schülern mit „Migrationshintergrund“ so augenfällig, daß jedem flüssig Deutsch parlierenden Schüler der Schulabschluß sicher ist, egal wie dämlich er sonst ist. Es muß eben die Zahl der Abiturienten hoch sein. Nach Qualität wird nicht gefragt.

Oswald Karl O. Hille, Zernien

 

 

Zum Schwerpunktthema „Geschäft Abtreibung“, JF 44/09

... dann gäbe es mich nicht

Hätte meine Mutter abgetrieben, gäbe es mich heute nicht. Was für mich gilt, das gilt auch für alle anderen Menschen auf dieser Welt – inklusive der Abtreibungsbefürworter! Daran sollten diese Leute denken, ehe sie ein „Menschenrecht auf Abtreibung“ fordern.

Andreas Nickmann, Pörnbach

 

Gestern Mumien, heute Föten

Ihr Interviewpartnerin Alexandra Linder hat recht, wenn sie über die Unwissenheit der Ärzte und Apotheker spricht. Ihr Zitat: „Sie kümmern sich um Bio, Öko, alle möglichen Wirkstoffe, aber sie wissen nicht, daß sie jeden Tag Impfstoffe verkaufen, die unter Verwendung der Zellen von abgetriebenen Kindern entstanden sind.“

Das erinnert mich an das ausgehende Mittelalter und die beginnende Neuzeit. Damals wurde Mumia als Medizin für alles mögliche verschrieben und verkauft. Keiner der damaligen Ärzte und Apotheker hatte eine Ahnung davon, um was es sich bei dieser Medizin eigentlich handelte. Daß sie zerriebene mumifizierte menschliche Leichname zu sich nahmen, ahnten sie nicht. Die Wirkung dieser Medizin war null.

Sage einer nur, es wiederhole sich nichts. Gestern Mumien, heute Föten. Jeder, der abtreibt, ist ein Mörder, und jeder, der dabei Hilfe gibt, ist Mittäter. In der Vergangenheit wurden viele umgebracht, und das war strafbar. Heute bringt man mit Genehmigung Menschen um, nur weil sie noch nicht geboren sind, um sie als zerstückelte Leichname zu verkaufen.

Wolfgang Schroedter, Kiel

 

Wenn’s an den Geldbeutel geht

Die Verpflichtung des Staates, durch Gesetze für die „Arterhaltung“ seines Staatsvolkes zu sorgen, wird durch die legalisierte – sogar staatlich finanzierte – Abtreibung völlig konterkariert. Zumindest diese ärztliche Negativ-Dienstleistung müßte die Schwangere aus eigener Tasche bezahlen – ausgenommen die Fälle, bei denen die Schwangerschaft Folge eines Verbrechens ist oder die Gesundheit der Frau ernsthaft gefährdet.

Ich denke, wenn es an den eigenen Geldbeutel geht, vermindert sich auch mehr oder weniger die Zahl der Abtreibungen. Besser wäre es natürlich, Abtreibungen nur in den eben genannten Notfällen straffrei zu stellen.

Bernd Sydow, Berlin

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Fall Sarrazin“, JF 44/09

Berlin ein Dreckstall

Auch wenn schon viele Leser geschrieben haben, und zwar treffend, möchte auch ich mich als „Urberliner“ und Polizeibeamter a. D. zu den Feststellungen Sarrazins äußern. Er war der beste Mann im Senat. Besonders hinsichtlich Berlin trifft er den Nagel auf den Kopf. Berlin ist derzeit ein „Dreckstall“ (öffentliche Verkehrsmittel, Parks) mit zunehmendem Vandalismus. Sicherheit und Ordnung sind bei diesem unfähigen Polizeipräsidenten samt dem Innensenator, die vor den Chaoten weglaufen, zur Farce geworden.

Auch Integration im richtigen Sinn ist gescheitert und bedeutet bei den hierher geholten „Unterprivilegierten“ (Eliten kommen ja nicht) nur „Absahnen“, Parallelgesellschaften und Auf- und Ausbau moslemischer Gesellschaften. Doch wir sind kein Einwanderungsland.

In manchen Bezirksecken fühlt man sich schon nicht mehr heimisch. Wo ist eigentlich der Schutzmann auf der Straße? Hoffentlich hat Sarrazin ein Tabuthema bleibend angestoßen.

Günter Algner, Berlin

 

Drei Wahrheiten

Die gescheiterte Ausländerpolitik kann auf drei Wahrheiten reduziert werden:

1. Die ursprünglich als solidarisch gedachten Sozialsysteme für in Not geratene Teile des Volkes sind zu Versorgungssystemen für Fremde verkommen.

2. Große Teile dieser Fremden stellen, bewußt oder unbewußt, die Speerspitze für ausländische Kräfte dar, welche die schleichende Machtübernahme in Europa betreiben.

3. Die normale deutsche Familie (aus welcher das Volk ja besteht), welche „schafft und schafft“, legt sich nicht zuletzt aufgrund der finanziellen Belastungen und sozial-kulturellen Probleme kein weiteres Kind zu und muß sich gleichzeitig anhören, daß Zuzug notwendig sei, weil die Bevölkerung überaltere.

Dirk Pöhlmann, Chemnitz

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen