© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  47/09 13. November 2009

Samstags-Dokumentation von Spiegel TV: Hoheneck – Das geheime Frauengefängnis der DDR
„Als ich rausging, war ich um 50 Jahre gealtert“
Curd-Torsten Weick

Ihr Weg in die Freiheit war hoffnungsvoll, sein Ende dafür um so schmerzlicher: Hoheneck, das berüchtigte DDR-Frauenzuchthaus in Stollberg/Sachsen. Für die 26jährige Eva-Maria Neumann (Foto), die 20jährige Manuela Polaszczyk und die Germanistikstudentin Ute Gesche aus Ost-Berlin endete die mißglückte Flucht aus dem „Arbeiter- und Bauernstaat“ hinter den bis zu sieben Meter hohen Umwehrungsmauern des vormaligen Jagdschlosses im Erzgebirge.

Eiskalte Verliese, hoffnungslos überfüllte „Verwahrräume“, die gefürchtete Wasserzelle und peinigende Wärterinnen: ein Martyrium für die jungen Frauen, die sich mit der Republikflucht eines schweren politischen Delikts schuldig gemacht hatten. „Als ich dort ankam, war ich ein kleines, naives Etwas. Als ich rausging, habe ich mich gewundert, daß ich überhaupt noch lebe. Ich war um 50 Jahre gealtert – geistig, körperlich, seelisch“, resümiert Manuela Polaszczyk ihre 14monatige Haftzeit und begibt sich in der Spiegel-TV-Dokumentation „Eingesperrt, um frei zu sein“ auf Spurensuche. Und sie wird fündig. In den Stasi-Akten ihres Vaters macht sie nochmals eine schmerzhafte Erfahrung: Ihren Fluchtversuch haben die Menschen verraten, die ihr am nächsten standen.

Zusammengepfercht mit gemeinen Straftäterinnen unter steter Beobachtung von eingeschleusten Stasi-„Mitgefangenen“, waren die „politischen“ Frauen von Hoheneck der Willkür hilflos ausgeliefert. Doch Irina Kreuzer, die mehr als acht Jahre lang Aufseherin war, erklärt das strenge Regiment: „Wir haben nur die Befehle ausgeführt. Die Häftlinge sind ja nicht ohne Grund verurteilt worden.“

Weitere Informationen zum Thema im Internet unter www.frauenkreis-hoheneckerinnen.de  und www.hoheneck.com 

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