© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/09 27. November 2009

Meldungen

Großoffensiven der Habermas-Forschung

FRANKFURT/M. Stefan Müller-Doohm, Jahrgang 1943, lehrte bis 2008 Soziologie an der Universität Oldenburg und leitet als Emeritus weiterhin die dortige Forschungsstelle Intellektuellensoziologie. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) stattlich geförderte Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, eine „wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Biographie des Philosophen und Soziologen Jürgen Habermas zu schreiben“. Die nötige Objektivität des Adorno- und Habermas-Schülers Müller-Doohm darf jedoch bezweifeln, wer dessen Jubelsang zum 80. Geburtstag „St. Jürgens“ rezipiert hat. Den druckt das Universitätsmagazin Forschung Frankfurt (2/09) ab, zugleich mit der Präsentation eines seit 2007 ebenfalls von der DFG mit Millionen subventionierten „Exzellenzclusters“ zu dem von Habermas inspirierten Thema „Herausbildung normativer Ordnungen“. Für das Unternehmen, das dreißig Forschungsprojekte umfaßt, wurden an der Goethe-Universität neun neue Professuren geschaffen. Von der seit Platon nicht ganz unbekannten Einsicht ausgehend, daß die Geschichte normativer Ordnungen stets eine Geschichte sozialer Konflikte sei, wollen die „exzellenten“ Sozialwissenschaftler ganz im Sinne ihres weltordnenden Meisters herausfinden, ob sich „eine globale Ordnung herausbilden“ werde, die „Einigungen auf den Feldern der Religion und ihrer politischen Rolle oder der Struktur globaler Wirtschaftsbeziehungen oder der Menschenrechte herstellen kann“.

 

Französische Hymnen auf deutsche Geschichte

PARIS. Die Merkel-Regierung sieht sich nicht nur zum 20. Jahrestag des Mauerfalls einer Charmeoffensive „Super-Sarkos“ ausgesetzt. Nicht nur, weil Frankreich plötzlich von einer epidemischen Germanophilie befallen wäre, sondern vielleicht eher, weil Nicolas Sarkozy glaubt, die Deutschen so europapolitisch freundlich-fest zu umarmen. So überbieten sich auch die regierungsfrommen Pariser Medien im Lob des einstigen „Erbfeindes“. Doch kein Blatt vermag Dominique Venners auf diesem Feld ohnehin konjunkturunabhängige La Nouvelle Revue d’Histoire (Nr. 45/09) zu übertreffen, die sich „tausend Jahren deutscher Geschichte“ widmet. Neben dem Artikel über die hochqualifizierte und problemlos integrierte „Migrantengruppe“ der Hugenotten fällt der diesseits des Rhein wohl politisch korrektes Augenrollen verursachende Beitrag zur Geschichte des Eisernen Kreuzes und erst recht jener über die „letzten Ritter des Krieges“ auf, der den SS-Oberstgruppenführer Sepp Dietrich und Generalfeldmarschall Erich von Manstein gleichermaßen ehrt. Ein Interview mit dem Soziologen Paul Yonnet zu Céline und eine Erinnerung an den finnisch-sowjetischen Winterkrieg 1939/40 ergänzen diese Ausgabe.

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