© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  49/09 27. November 2009

Meldungen

Sloterdijk weckt einen „neuen Konservatismus“

BERLIN. Schwer gerüstet tritt der einst in der ersten DDR-Reihe rangierende Berliner Philosoph Gerd Irrlitz zu seinem Disput mit seinem Kollegen, dem „Medienstar“ Peter Sloterdijk, an (Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 5/09). Dessen „Gedankenspiele zur gegenwärtigen industriellen Zivilisation“ und seine Reflexionen zur Globalisierung scheinen für Irrlitz zu tief in „idealistischen bürgerlichen Bildungstraditionen“ zu stecken, um zu einer adäquaten Analyse moderner Gesellschaftsgefüge und ihres „Gelduniversums“ vorzustoßen. Ohne Analyse hin zur sozialen Struktur erfasse Sloterdijk aber nur Oberflächenphänomene des medialen Zeitalters wie die „konsumentische Metamorphose des Subjekts“ und die seit Horkheimer/Adorno hinlänglich traktierte „gelenkte Meinung“. Eine solche Kulturphilosophie, die die „Arbeitsprozesse in der hochtechnisierten Produktion“ ignoriert, verdiene diesen Namen nicht. Vielmehr evoziere das „einseitige Bild“, das Sloterdijk male, sein „Panorama des nichtswürdigen Chaos“, das ebenso einseitige und unzulänglich-diffuse Verlangen nach „Ordnung“. Dies wecke nur einen „neuen Konservatismus“, und am Ende stelle sich bei dem Karlsruher „Starphilosophen“ die Frage: „Wer wird und mit welcher Gemeinschaftsapotheose Ordnung aufrechterhalten im verschlossenen cyber-space des Kapitals?“      

 

Zeitzeuge Zeitung hat große Konjunktur

PASSAU. Anfang des Jahres machte der britische Verleger Peter McGee Furore, als er mit seinem Projekt Zeitungszeugen originale Print-erzeugnisse aus der NS-Zeit mit einer Startauflage von 300.000 Exemplaren an die Kioske brachte. Die als Faksimile wiedergegebenen Zeitungsseiten werden im Innenteil von Historikern wie Wolfgang Benz, Peter Longerich et al. „in den geschichtlichen Zusammenhang“ gestellt. Im August hat der Passauer Sketec-Verlag die Idee weiterentwickelt und bietet mit Themen & Kontraste eine monatliche Ausgabe mit gleich 60 bis 80 Seiten originaler Zeitungsartikel aus der gleichen Zeit an, die zwar auch kommentiert und ergänzt werden, allerdings in ihrer Ausführlichkeit im Mittelpunkt stehen. Zudem sei Themen & Kontraste (Informationen unter www.euronetpress.eu/) laut Verlagswerbung in Kommentierung und Auswahl „nicht am opportunen Zeitgeist“ orientiert.

 

Erste Sätze

Am Frühmorgen des 15. Juli 1789 machte der Graf Liancourt seinem König, Ludwig XVI., Meldung von dem Pariser Ereignis des vorangegangenen Tages, dem Sturm auf die Bastille.

Gustav Adolf Rein: Die Revolution in der Politik Bismarcks, Göttingen 1957.

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