© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/09 04. Dezember 2009

Klimakonferenz
Kopenhagen darf kein Erfolg werden
Klaus Peter Krause

Ein schwerer Schlag – jedenfalls für alle, die meinen, sie müßten das Klima schützen und könnten das sogar: der Datenraub vom Computer-Server des britischen Klimaforschungsinstituts CRU der University of East Anglia, einer Nebenstelle des Hadley Center. Das CRU ist eines von global nur vier Instituten, die dem (in Deutschland gern „Weltklimarat“ genannten) Intergovernmental Panel of Climate Change (IPCC) „offizielle“ Temperaturdaten liefern.

Aus dem geraubten Material läßt sich herauslesen, daß die vorgeblich wissenschaftlichen Auswertungen der Daten und Modellergebnisse bewußt und interessengebunden manipuliert sowie die Analysen und Meinungen kritischer Wissenschaftler absichtsvoll unterdrückt wurden, um das Gewünschte zu erreichen. Eben auf diesen Auswertungen aber beruhen alle Behauptungen und Maßnahmen für den vermeintlichen Klimaschutz. Der Datenraub scheint also zu bestätigen, was Kritiker schon früher dargelegt hatten und was als Verdacht schon länger bestand.

Ein schwerer, aber sogar wünschbarer Schlag ist das auch für die internationale Konferenz zum Klimaschutz vom 7. bis 18. Dezember in Kopenhagen. Es geht um ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll. Dieses Protokoll wurde im Dezember 1997 im japanischen Kyoto beschlossen, trat im Februar 2005 in Kraft und läuft Ende 2012 aus. Für das geplante neue Abkommen werden in Kopenhagen 192 Staaten vertreten sein.

Wie bisher beruht auch diese Konferenz auf der Vorstellung, die in der Erdatmosphäre vorhandenen natürlichen Gase umschlössen die Erde wie Glas in einem Treibhaus, die von der Sonne erwärmte Luft könne aus diesem Treibhaus Erde nicht in den Weltraum entweichen, und die durch menschliche Aktivitäten in die Luft emittierten Gase würden die in der Erdatmosphäre natürlich vorkommenden Gase derart anreichern, daß sie das Erdklima immer weiter aufheizten. Sie seien die Ursache für die globale Erwärmung, wie sie gemessen und berechnet sei. Folglich müsse die Emission der menschlich verursachten, der „anthropogenen“ Gase verringert und begrenzt werden, um das Klima vor dem Erwärmen zu schützen.

Mit dem Stichwort Treibhaus bekamen diese Gase den öffentlichkeitswirksamen Namen „Treibhausgase“. Die Emissionen solcher Gase sollen die Vertragsstaaten in der ersten Verpflichtungsperiode (2008 bis 2012) um durchschnittlich 5,2 Prozent im Jahr unter den Stand von 1990 drücken – jedenfalls die Industrieländer sollen es. Dieses Kyoto-Reglement umfaßt die Gase Kohlendioxid (CO2), Methan, Distickstoffoxid (Lachgas), teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe, perfluorierte Kohlenwasserstoffe und Schwefelhexafluorid. Aber als Referenzwert dient das CO2. Daher sind die Beschränkungsmaßnahmen auf dieses Gas konzentriert. Das Ziel: einen menschlich verursachten, gefährlichen Eingriff in das Klimasystem der Erde zu verhindern.

Dieser Eingriff wird in dem anthropogenen CO2 gesehen, das vor allem durch Verbrennen von Kohle, Erdöl und Erdgas freigesetzt wird. Was immer in Kopenhagen diskutiert, verkündet und beschlossen wird: Alles stützt sich auf die Vorstellung von diesem anthropogenen CO2 als „Klima-Killer“. Mache man ihm den Garaus oder dränge seinen Ausstoß wenigstens zurück, lasse sich die befürchtete globale Klimaerwärmung verhindern und somit das Klima schützen.

Die Tatsachen allerdings sehen anders aus. Dazu gehören diese: Das global freigesetzte CO2 kommt zu rund 97 Prozent aus der Natur (Ozeane, Verwitterung von Carbonaten, Atmung von Lebewesen, Verwesung, Vulkanismus) und nur zu rund drei Prozent aus menschlicher Tätigkeit (Industrie, Landwirtschaft, Vieh, Brandrodung). Nach einer Auskunft des Umweltbundesamtes macht der menschliche Anteil sogar nur 1,2 Prozent aus.

Am Volumen der sogenannten reinen Atmosphäre (also ohne den sehr variablen Wasserdampf) hat das gesamte Kohlendioxid einen Anteil von nur 0,03 bis 0,038 Prozent. Das meiste ist Stickstoff (rund 78 Prozent) und Sauerstoff (rund 21 Prozent). Aber von diesen ohnehin sehr wenigen 0,03 bis 0,038 Prozent des gesamten CO2 sind 95 bis 97 Prozent naturbedingt und nur drei bis fünf Prozent menschlichen Ursprungs, also anthropogenes CO2. Das heißt, diese drei bis fünf Prozent anthropogenes CO2 haben an der Atmosphäre nur einen verschwindend geringen Anteil von 0,0011 bis 0,0019 Prozent. Wer also weismachen will, mit diesen winzigen Mengen werde durch frevelnde Menschenhand das ganze globale Klima beeinflußt, der könnte ebensogut versuchen, den Menschen einzureden, die Erde sei eine Scheibe – was vor langer Zeit immerhin auch schon einmal geglaubt worden ist.

Es gibt nicht einen einzigen wissenschaftlichen Beweis dafür, daß höhere CO2-Gehalte irgendeinen signifikanten Einfluß auf das Klima haben. Der CO2-Anteil in der Erdatmosphäre schwankt. Das hat er schon immer getan, auch ohne menschliches Zutun.

Nicht jeder weiß, daß in den Meeren der Erde sechzigmal soviel CO2 gelöst ist, wie es die Atmosphäre enthält. Aber jedermann weiß, daß die Ozeane den größten Teil der Erdoberfläche bedecken. Wird das Meer wärmer, wird CO2 an die Atmosphäre abgegeben (Entgasung). Wird es kälter, wird wieder mehr CO2 im Meer gelöst, also dort gebunden und gespeichert. Der CO2-Gehalt in der Atmosphäre folgt also der Erd- und Meerestemperatur. Er selbst jedoch verursacht keine Temperaturänderungen.

In der Erdgeschichte hat der CO2-Anstieg immer erst nach den Klimaerwärmungen eingesetzt; er war nicht Ursache, sondern Folge der Erwärmung. Selbst wenn Klimaschutzkonferenzen das Verbrennen fossiler Energieträger gänzlich unterbänden, würde das einen CO2-Zuwachs in der Atmosphäre nicht aufhalten können: Wird das Klima wärmer, tritt der Zuwachs ein.

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik und das Niedersächsische Landesamt für Bodenforschung (alle Hannover) haben ebenfalls gezeigt, daß in der Erdgeschichte der CO2-Anstieg zeitlich immer erst nach den Klimaerwärmungen stattfand, also nicht Ursache, sondern Folge war. Obwohl der CO2-Ausstoß – entgegen allen Zielvorgaben – global kräftig steigt, geht die globale Temperatur seit etwa zehn Jahren tendenziell zurück.

Darum gibt es auch nicht einen einzigen wissenschaftlichen Beweis dafür, daß höhere CO2-Gehalte – welcher Herkunft auch immer – irgendeinen signifikanten Einfluß auf das Klima haben. Der Wärme-Effekt von CO2 (nicht Treibhauseffekt) ist bereits bei niedrigen CO2-Gehalten praktisch abgeschlossen. Höhere CO2-Anteile haben keine Wärmewirkung mehr. Entscheidend für das Erdklima ist die Sonne. Aber die Sonneneinstrahlung schwankt. Auch der CO2-Gehalt in der Erdatmosphäre schwankt. Das hat er schon immer getan, ohne menschliches Zutun.

Regierungen und Politiker mißbrauchen die Mär vom „Klima-Killer“ CO2 und die mit ihr geschürte Furcht vor Klimaerwärmung zu fiskalischen Zwecken (Handel mit CO2-Emissionsrechten, Klimaschutzsteuer), zum Wählerfang, zur Verbraucher-Disziplinierung und zum Herumkommandieren der Bürger. Die Windrad- und Photovoltaik-Hersteller, der Maschinenbau, die sonstige Ökoindustrie tun es, weil es ihnen Beschäftigung beschert. Die Produzenten von Strom aus Kohle und Gas wollten wegen ihres „sündigen“ CO2-Ausstoßes nicht mehr nur am Pranger stehen und errichten zum Ablaß nun auch selbst Wind- und Solarkraftanlagen.

Die Medien schwelgen in Katastrophen-Szenarien, was gut ist für Einschaltquoten und Druckauflagen. Die ökobewegten Umweltschützer füttern sie mit dem dafür nötigen Material, geben den Gutmenschen, fühlen sich mächtig und greifen zum Lohn bereitwillig und im Übermaß gewährte Staatsgelder ab. Die Versicherungsunternehmen machen mit, weil sie mit der Angstmacherei vor katastrophaler Erwärmung und deren Folgen höhere Prämien durchsetzen können. Zu viele Klimaforscher und andere Wissenschaftler schüren die Aufregung, weil sie ihnen und ihren Instituten Forschungsgelder und Arbeitsplätze sichert, und genießen sie, weil sie ihnen mediale Beachtung und Bedeutung beschert. Sogar die Kernkraftindustrie sitzt mit im Boot, weil sie sich darin sonnt, Strom ohne CO2 zu erzeugen. Ihr wird sogar angedichtet, die CO2-Hysterie angezettelt zu haben, um die Kernkraft trotz der Atommüllprobleme wieder salonfähig zu machen – was ihr freilich nicht gelingt.

Gegen dieses Kartell der geballten Interessen kann man nur dann ankommen, wenn die Bürger die Wahrheit über den Klimaschwindel erführen, wenn sie diese auch erfahren wollten und sich dann gegen Abzocke, Lügerei, staatliche Bevormundung sowie politische Lenkungs- und Verordnungssucht zur Revolte aufrafften. Sie sollten es tun und sich klarmachen, was ihnen noch alles blüht, wenn mit dem Klimawahn nicht endlich Schluß gemacht wird. Denn es steckt mehr dahinter, als nur das bißchen anthropogenes CO2 zu verringern. Im Hintergrund sind auch Welt- und Menschenverbesserer am Werk sowie Bestrebungen, den Menschen in den wohlhabenden Ländern eine drastische Senkung des Lebensstandards aufzuzwingen und eine De-Industrialisierung durchzusetzen. Maurice Strong, erster Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), Organisator der UN-Konferenz in Rio 1992 und Chefberater des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan, hat auf der Rio-Konferenz die Richtung vorgegeben: „Besteht nicht die einzige Hoffnung für diesen Planeten in dem Zusammenbruch der Industriellen Zivilisation? Liegt es nicht in unserer Verantwortung, dafür zu sorgen, daß dieser Zusammenbruch eintritt?“

Die vorgebliche Klimakatastrophe dient als Mittel, um die Menschen für eine neue Weltgesellschaft gefügig zu machen. Die Weltverbesserer nutzen den Klimaschutz als Vehikel, um den Völkern durch autoritäre Regime weitere Freiheit zu nehmen.

Dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) geht es unumwunden sogar um eine „globale Kulturrevolution, bei der Stadt- und Landleben neu definiert werden müssen“. Man erinnert sich, was eine solche Revolution 1965/66 in China war: eine Kampagne, um das revolutionäre Ideal vom „neuen Menschen“ zu verwirklichen, eine fünfjährige Schreckenszeit, der Zigtausende von Menschen zum Opfer fielen. Diese ungute Assoziation ging dann – nach entsprechender Kritik – auch dem Institut auf, es änderte dieses Wort eilends ab und spricht jetzt von der „großen Transformation“, die notwendig sei. Dem gleichen verhüllten Ziel verschrieb sich im Juni eine einschlägige Konferenz in Essen mit dem Titel „Die große Transformation – Klimawandel als kulturelle Veränderung“.

Der vorgebliche Klimawandel oder gar die „Klimakatastrophe“ dient als Vehikel, um die Menschen für eine neue Weltgesellschaft gefügig zu machen. Da sich die Bürger dagegen verständlicherweise sperren und noch bestehendes demokratisches Regelwerk ihnen dabei behilflich sein kann, nutzen die Weltverbesserer ihren Klimaschutz, um den Menschen durch autoritäre Regime weitere Freiheit zu nehmen und sie zum vermeintlichen Glück zu zwingen.

Einen Vorgeschmack davon gibt der World Wide Fund of Nature (WWF) mit der von ihm in Auftrag gegebenen Studie „Modell Deutschland – Klimaschutz bis 2050“. Zur Einführung heißt es dort: „Der Klimawandel zwingt uns zu einschneidenden Taten: Um die Erd­erwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, müssen Industrienationen wie Deutschland ihren Ausstoß an Treibhausgasen bis zum Jahr 2050 auf fast Null senken. … Alle Sektoren der Wirtschaft müssen ab sofort ihren Beitrag leisten. … Wir brauchen sofort gezielte Investitionen in eine langfristig angelegte Infrastruktur, zum Beispiel für die Erzeugung nachhaltiger Biomasse.“ Die Studie enthält, wie der WWF anpreist, detaillierte politische Maßnahmen und Instrumente bis 2030, die, um das Ziel zu erreichen, heute ergriffen werden müßten. Er gibt sich sicher, „daß diese Vision machbar ist“.

Tiefe Eingriffe in die Lebensweise der Bürger sind vorgesehen. Mit Verboten, Grenzwerten, Normen, Standardsetzungen und sonstigen Vorschriften sollen die Menschen traktiert, gelenkt und dazu gebracht werden, wie sie gefälligst zu leben hätten. Und das alles nur aus diesem einen Grund: Klimaschutz – ungeachtet der tatsächlichen Wirkungslosigkeit des anthropogenen CO2 auf das Klima.

Sicher ist es vernünftig, Energie zu sparen. Aber nicht deswegen, um den Wandel zu einem wärmeren oder kälteren Klima zu verhindern oder abzumildern, also nicht um „das Klima zu schützen“. Außerdem ist Energiesparen Privatsache. Der Staat hat sich da herauszuhalten. Wird Energie knapper, wird sie teurer. Dann sparen die Leute von sich aus Energie. Eigenantrieb und Eigennutz entfalten ihre Kraft von selbst. Einer Bevormundung bedarf es nicht.

Die Behauptung vom Klimawandel durch anthropogenes CO2 ist nichts weiter als eine Fiktion, eine Einbildung, eine Schimäre. Beschlüsse aus Kopenhagen, die auf diesem Hirngespinst beruhen werden, sind nicht nur unsinnig, sondern auch gemeingefährlich. Sie führen zu schweren gesamtwirtschaftlichen Schäden, auch wenn einzelne Branchen von ihnen profitieren. Nicht nur Deutschland allein leitet mit dieser absurden Politik einen selbstgemachten wirtschaftlichen Niedergang ein. So fängt die gewollte De-Industrialisierung an.

Dies alles vor Augen ist „Kopenhagen“ mit den Folgen der Konferenzbeschlüsse eine derart unsinnige und teure Veranstaltung, daß wir es uns – was immer dort als Klimaschutz und CO2-Verminderung vereinbart wird –nicht leisten dürfen. Es wäre sinnlose Verschwendung. Das viele Geld wird dringend an vielen anderen Stellen gebraucht. Es muß endlich Schluß sein damit, was der Wirtschaftswissenschaftler und Ex-Finanzminister von Sachsen-Anhalt Karlheinz Paqué 2008 sehr klar so ausgedrückt hatte: „Wer sich öffentlich gegen die derzeitige Klimapolitik stellt, begeht politischen Selbstmord, so aufgeladen ist das politische Klima.“ (FAZ, 30. Juni 2008)

 

Dr. Klaus Peter Krause, Jahrgang 1936, war 35 Jahre lang Wirtschaftsredakteur der „FAZ“. Seit 2004 ist er selbständiger Journalist, Publizist und Autor und schreibt regelmäßig in der JUNGEN FREIHEIT.

Foto: Rauchender Vulkan: Das weltweit freigesetzte Kohlendioxid stammt zu rund 97 Prozent aus der Natur (Ozeane, Verwitterung von Carbonaten, Atmung von Lebewesen, Verwesung, Vulkanismus) und nur zu rund drei Prozent aus menschlicher Tätigkeit.

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