© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/09 04. Dezember 2009

Blick in die Medien
Keine Tränen
Ronald Gläser

Selten gab es soviel Aufregung um die vorzeitige Absetzung eines Chefredakteurs wie im Fall Nikolaus Brender. Machtversessener CDU-Landeschef Roland Koch drängt „unabhängigen Journalisten“ (NDR-Magazin Zapp) aus dem Amt – so ungefähr lautete die Auslegung dieser Pseudo-Staatsaffäre durch die Zeitgeistmedien, der sich erstaunlicherweise auch die FAZ lautstark angeschlossen hat. In Wirklichkeit sind solche Postenschachereien normal, auch in privaten Unternehmen – in staatlichen sowieso. Früher geschah so etwas hinter verschlossenen Türen. Diesmal aber haben die Linken ein Riesen-Tamtam veranstaltet, weil sie eine Chance gesehen haben, Roland Koch anzuschwärzen. Die Kritik der SPD ist unehrlich, denn wenn sie wollte, dann könnte sie sich für einen Rückzug der Politiker aus dem Verwaltungsrat einsetzen – aber daran denkt natürlich niemand. Letztlich schafft nur eine 100-Prozent-Privatisierung vollständige Unabhängigkeit. Brender, dem wir Marietta Slomka, die „nachrichtlich verpackte Parteilichkeit“ (welt.de), verdanken und der den Eva-Herman-Rauswurf bei Kerner goutierte, ist keine Träne nachzuweinen.

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