© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/09-53/09 18./25. Dezember 2009

Meldungen

Kraftmaschine Bildung im Penthouse Schweiz

BERN. Die politische und mediale Klasse der Schweiz zeigte sich schon lange vor der Volksabstimmung über das Minarettverbot zutiefst verunsichert – nicht zuletzt durch die steuer- und finanzpolitischen „Zumutungen“, denen man sich aus Brüssel, Berlin und Washington gleichzeitig ausgesetzt sah. Die Schweizer Monatshefte (972/09), ähnlich wie die Neue Zürcher Zeitung, die „Prawda der Großbourgeoisie“ (Rolf Hochhuth), Sprachrohr „weltoffener“ radikalliberaler „Swissness“, sind daher bemüht, die getretene Eidgenossenseele zu streicheln und die Vorzüge des Landes zu preisen. Für  den Welt-Kolumnisten Michael Stürmer solle die Schweiz weiter das „Penthouse Europas“ bleiben und ihre Eigenständigkeit vor allem gegen Brüssel behaupten. Am meisten Zukunftvertrauen müsse die Alpendemokratie aber aus ihrem Bildungssystem schöpfen. Das sei ihre „Kraftmaschine“ – ein Ball, den der Nationalrat Rudolf Strahm (SP) gern aufgreift. Schließlich verfüge das Land über ein einzigartiges Berufsbildungssystem, das betrieblich-praktische und akademische Ausbildung kombiniere. Darauf beruhe die Stärke aller Wirtschaftszweige. Zudem weise die Schweiz viel geringere Arbeitslosenquoten auf als Industrie­länder, die keine berufspraktische Bildung kennen.

 

Erben Donoso Cortés’:Belloc, Péguy, Bernanos

HEUSENSTAMM. Was wie ein geistesgeschichtliches Kalenderblatt zur Rezeption Donoso Cortés’ (1809–1851) daherkommt, gerät dem Privatdozenten Marc Stegherr unversehens zur Abrechnung mit dem antikatholischen Zeitgeist (Civitas. Zeitschrift für das christliche Gemeinwesen, 7/09). Gleichwohl bleibt ihm dabei Maßstab das Credo des spanischen Diplomaten, das Moderne und Katholizismus für unvereinbar erklärte. Donoso sei damit zwar ein einsamer Rufer gegen die Heilslehren des Liberalismus und Sozialismus geblieben, doch seine „Grundgedanken“ seien auch später nicht verlorengegangen. Zu den Streitern im Geiste Donosos zählt Stegherr die beiden britischen Kultur- und Gesellschaftskritiker Gilbert Keith Chesterton und Hilaire Belloc sowie den 1914 gefallenen Franzosen Charles Péguy und dessen Landsmann Georges Bernanos, eine Galionsfigur des „renouveau catholique“. Alle führen den Niedergang der christlichen Gesellschaften auf den Verlust des Sinns für das Transzendente zurück, brandmarken den „Vernunftglauben“ als die „Ursünde der Moderne“. Abgesehen von diesem Zentralthema fühle der antichristliche Zeitgeist sich aber auch auf Nebenschauplätzen provoziert –  man denke an Bellocs Prophezeiung um 1900, der Islam werde einstmals zum Problem der Europäer werden, weil es den Kreuzfahrern nicht gelungen sei, ihn endgültig niederzuwerfen.

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