© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/10 29. Januar 2010

Fragwürdiger Sparzwang
Umweltpolitik: Die Kompaktleuchtstoffl ampen stehen weiter in der Kritik / Lichtwerte unrealistisch? / LED-Alternative teuer
Fabian Schmidt-Ahmad

Die Energiesparlampe – seit September vergangenen Jahres durch das schrittweise Verkaufsverbot von Glühbirnen quasi offizielles Leuchtmittel der EU – steht weiterhin in der Kritik. Wer glaubte, die Akzeptanz der teuren und oft zu großen „Kompaktleuchtstofflampen“ werde mit der Zeit steigen, hat sich gründlich geirrt, wie Meinungsumfragen zeigen. Doch es werden auch immer mehr ernstzunehmende Stimmen laut, welche in dem Sparlampenzwang sowohl ökologisch wie auch ökonomisch nur ein Irrlicht sehen (JF 7/09).

Nun kommt auch noch Kritik an dem Hauptargument für die flächendeckende Einführung der Energiesparlampe auf – eben dem Stromspareffekt. Vernichtend fiel kürzlich eine Untersuchung der Verbraucherzeitschrift Öko-Test aus. Lediglich 50 bis 70 Prozent betrug die Ersparnis der 16 getesteten Modelle gegenüber einer herkömmlichen Glühlampe. Kein Modell erreichte die von der Werbung propagierten 80 Prozent Einsparung. Zudem nahm die Leuchtkraft mit dem Alter teilweise stark ab – wenn es denn soweit kam: Zwei Drittel der Lampen waren vor Ende der angegebenen Lebensdauer defekt.

Überhaupt ist den Herstellerangaben auf den Verpackungen nur mit Mißtrauen zu begegnen. So manche Energiesparlampe, welche mit dem vollwertigen Ersatz für eine 75-Watt-Glühbirne wirbt, besitzt in Wirklichkeit bestenfalls die Leuchtkraft einer 60-Watt-Ausführung. Bei einer vorige Woche bekanntgewordenen Untersuchung der Universität New South Wales in Australien fielen mehr als zwei Drittel der Lampen durch den Test. Auch bei dem versprochenen Äquivalent zu einer 60-Watt-Glühbirne muß man mit weniger rechnen. Bei Öko-Test erwiesen sich gleich drei Viertel der Lampen als trübe Funzeln.

In den EU-Richtlinien gebe es zwar Vorgaben für die Messungen –  de facto fehle für diese Lichtstärke-Äquivalenzwerte jedoch noch eine echte Kontrolle, kritisierte der Leiter des Licht- und Strahlungslabors an der Technischen Universität Berlin, Karsten Köth.

Das Problem stellt sich übrigens seit Jahren auch bei anderen Elektrogeräten „made in China“, wo selbst die meisten der Marken-Sparlampen inzwischen herkommen. Verpflichtende Angaben zur tatsächlichen Leuchtstärke sollen erst ab kommenden September auf den Verpackungen abgedruckt werden – immerhin rechtzeitig zum dann greifenden Verbot von 75-Watt-Birnen.

Bis dahin können die Hersteller noch mit viel Phantasie illuminieren – wie wohl auch die errechnete Wirtschaftlichkeit viel mit Wunschdenken zu tun haben dürfte. Wo früher Stromkosteneinsparungen von 50 Euro pro Jahr und Haushalt versprochen wurden, kommt Öko-Test nun auf gerade einmal 6,55 Euro pro Lampe und Jahr – vorausgesetzt, sie brennt täglich mehrere Stunden.

Erkauft wird diese geringe Ersparnis mit den bekannten gesundheitlichen Belastungen (JF 12/07). Auch nach EU-Richtlinien darf eine Lampe fünf Milligramm Quecksilber enthalten, was sie zu einer potentiellen Giftquelle macht. Die Öko-Tester monierten auch, daß die getesteten Sparlampen eigentlich nicht am Arbeitsplatz verwendet werden dürfen. Ihr starkes elektromagnetisches Wechselfeld liege innerhalb von 30 Zentimetern deutlich über der TCO-Strahlenschutzbestimmung, die auch für PC-Monitore gilt.

Ein Ausweg aus dem Dilemma könnten moderne, lichtstarke LED-Lampen sein, die noch über 40 Euro kosten. Doch eine billige Massenproduktion droht an den dafür notwendigen Mengen Gallium zu scheitern – es zählt zu den begehrten seltenen Metallen.

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