© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/10 29. Januar 2010

Meldungen

Planspiel für Europa: Fragile Sicherheit

WIESBADEN. Zu den bei jeder Europawahl gestreuten Brüsseler Binsenweisheiten zählt die Behauptung, daß der Frieden auf dem alten Kontinent allein der EU zu verdanken sei. John J. Mearsheimer, Politologe an der Universität Chicago, hält das für reine Propaganda. Der europäische Friede werde bis heute ausschließlich durch den „Sicherheitsschirm“ der USA und die von ihr dominierte Nato garantiert. Zöge sich dieser freundliche Hegemon zurück, weil er seine Ressourcen auf den Nahen Osten und auf die Konkurrenz mit China konzentrieren müßte, brächen bei uns seit 1945 stillgelegte „Sicherheitskonkurrenzen“ wieder auf. Die „Vernetzung“ der europäischen Völker in der EU könne dies nicht verhindern. Denn einerseits habe sich zu Lasten nationaler Belange keine stabile „europäische Identität“ ausgebildet, andererseits seien „die Bande“, die die Union zusammenhielten, seit 1989 „immer fragiler“ geworden. Einen Brennpunkt künftiger Konflikte macht Mearsheimer in der Ukraine aus, wo deutsche und russische Sicherheitsinteressen kollidieren könnten. Dabei kalkuliert der US-Politologe allerdings reichlich naiv mit der Bereitschaft der Berliner politischen Klasse, überhaupt nationale Interessen wahrzunehmen. Ganz zu schweigen von Mearsheimers Zumutung, man hätte hierzulande beim US-Rückzug Anlaß, „über den Aufbau einer eigenen nuklearen Abschreckung nachzudenken“ (Leviathan, 4/09).

 

„Dipl.-Ing.“ als deutsches Markenzeichen sichern

AACHEN. Der neue Vorsitzende des Verbandes der führenden neun Technischen Universitäten (TU9), Ernst Schmachtenberg, möchte den akademischen Grad „Dipl.-Ing.“ als Markenzeichen deutscher Ingenieurausbildung sichern. Zwar habe auch die TU9 im Zuge der Bologna-Reform die Umstellung auf den zweistufigen Bachelor/Master-Studiengang vollzogen, allerdings stehe nirgends in der Bologna-Erklärung, daß der „Dipl.­-Ing.“ nicht mehr vergeben werden darf (Newsletter 01/2010 des Deutschen Hochschulverbandes). Die Technischen Universitäten verfügten schon jetzt über einen weltweit ausgezeichneten Ruf, der durch Studieninteressierte aus dem Ausland weiter ausgebaut werden solle. Ein verstärktes Studienangebot in englischer Sprache soll in  diesem Zusammenhang für eine weitere Öffnung sorgen. Als TU9-Verbund könne man mehr erreichen als die einzelnen Mitgliedsschulen, so Professor Schmachtenberg. Europa sei nicht nur reich an Kulturen, sondern auch reich an Wissenschaftskulturen. „Diese Stärke wollen wir nutzen, um das Profil ingenieurwissenschaftlicher Lehre und Forschung in Deutschland weiter zu steigern.“ An TU9-Universitäten sind 197.000 Studierende immatrikuliert, das entspricht etwa zehn Prozent aller deutschen Studierenden.

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