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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/10 29. Januar 2010
Sperrbezirk – Menschen im Stasigefängnis Hohenschönhausen:
Aus Erinnerung wird Mahnung an die Zukunft Wohl kaum ein Ort ist enger mit der Verfolgung politisch Mißliebiger in der DDR verwoben als Hohenschönhausen. Einst befand sich in dem Berliner Bezirk das zentrale Untersuchungsgefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Die Existenz der Haftanstalt Hohenschönhausen hielt der sozialistische Geheimdienst streng verborgen. Auf keinem Stadtplan war die düstere Einrichtung verzeichnet, ebensowenig wußten die Angeklagten damals selbst, wo sie gefangengehalten wurden. Für seine Reportage hat sich der Regisseur Christian Romanowski an einen Ort begeben, der die Geschichte des Kalten Krieges und der deutschen Teilung so eindringlich wie kein zweiter widerspiegelt. 1946 von einer Großküche der NS-Volkswohlfahrt zum Internierungslager durch den sowjetischen Geheimdienst umgebaut, wurde der Bau fünf Jahre später vom MfS übernommen, wobei die Anweisungen zu seiner Nutzung weiterhin aus Moskau kamen. Mit dem Bau der Mauer 1961 war ein neuer Straftatbestand, die „Republikflucht“, geschaffen worden, der dem Gefängnis eine Welle von Häftlingen zuführte. Die Geschichte wollte es, daß ausgerechnet der Chef des MfS, Erich Mielke, der letzte Insasse war. Souverän die durchaus heikle Entscheidung der Regie, für die Dokumentation der Gefängnisgeschichte das gesamte Spektrum von Zeitzeugenschaft auszuschöpfen. So werden die Erzählungen ehemaliger Zelleninsassen behutsam mit dem Bericht desjenigen Mannes verknüpft, der als Vernehmer auf der anderen Seite der Zellentür stand. Im Nebeneinander politisch gegenläufiger Erfahrungen bleibt eine bedeutende Erkenntnis zurück: Die geistige Isolation, Weltabwendung, das Nicht-wahrhaben-Wollen gewisser Realitäten war auf beiden Seiten ähnlich ausgeprägt. Gleichwohl: Bei dem einen war es erzwungen, bei dem anderen nicht. |