© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/10 05. Februar 2010

Angela Marquardt. Die SPD Politikerin zieht ungestört die Strippen linksextremer Demos
Rot und radikal
Paul Leonhard

Nach der Wende war sie mit ihrer Punkfrisur in den schwarzroten Farben der Anarchie der Paradiesvogel der PDS. Angela Marquardts Auftreten reichte aus, um es bei der um ein neues Image bemühten SED zur Partei-Vize zu bringen. Dann aber störte die überzeugte Linksradikale das in der PDS „verbreitete autoritäre und nationale Denken“. Sie stellte die Beitragszahlung ein und flog 2003 raus – um 2008 der SPD beizutreten. Kurt Beck soll sie persönlich zum Übertritt aufgefordert haben.

Den Antifaschismus mögen der 1971 in Ludwigslust Geborenen noch die DDR-Lehrer eingebleut haben. Als 15jährige wollte sie Berufsoffizier bei der Nationalen Volksarmee werden. Auch die Stasi nahm Einfluß auf das Mädchen, das in zerrütteten Verhältnissen aufwuchs. Daß sie 1987 eine Verpflichtungserklärung unterschrieben hatte, wurde 2002 bekannt, als Marquardt noch im Bundestag saß.

1996 versuchte die Staatsanwaltschaft Berlin ihre Netzseite zu zensieren, da sie einen Link zur verbotenen linksextremistischen Zeitschrift radikal gelegt hatte. Ein Jahr zuvor hatte Marquardt öffentlich den Brandanschlag auf die Druckerei dieser Zeitung mit den Worten gerechtfertigt: „Ich halte es für legitim, zu verhindern, daß die JUNGE FREIHEIT gedruckt werden kann.“

Heute ist die Linksradikale Aushängeschild der 2004 von SPD-Abgeordneten gegründeten „Denkfabrik“ (www.spd-denkfabrik.de). Was da gedacht wird, dreht sich offenbar allein um das Thema „Rechtsextremismus“. Darüber hat die Politikwissenschaftlerin auch ihre Diplomarbeit geschrieben. Antifaschisten sind für Marquardt die gewaltbereiten Linksautonomen. In diesem Zusammenhang gerät sie auch immer wieder in die Schlagzeilen. Als im Oktober im Vorfeld des zwanzigjährigen Jubiläums des Mauerfalls etwa 1.800 meist linksextreme Demonstranten unter dem Motto „Die Friedliche Revolution ein Mythos, die Freiheit eine Farce, Deutschland eine Zumutung“ durch Leipzig zogen, war die Demonstration von Angela Marquardt angemeldet worden.

Und auch jetzt, anläßlich des bevorstehenden Gedenkens an die Dresdner Opfer des alliierten Bombenterrors, zieht Marquardt die Fäden, um für Bambule zu sorgen. „Keine Versöhnung mit Deutschland!“ lautet das Motto der Demo, die sie laut Pressemeldung für den 12. Februar angemeldet hat. Inzwischen geht es ihr bei den Antifa-Protesten nicht mehr darum, den Trauerzug der von Rechtsextremen unterwanderten Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland zu blockieren, sondern das bürgerliche Totengedenken zu stören. Den „wirklichen abstoßenden Opfermythos“ könne man jährlich in Dresden erleben, schrieb sie, und noch schlimmer sei: „Die Stadt will schlicht ihre Ruhe haben.“

Die Sozialdemokraten sind für Marquardt, die seit 2006 Mitarbeiterin im Bundestagsbüro von Andrea Nahles ist, dabei nur nützliche Idioten. In einem Zeit-Interview 2009 gab sie zu: „Partei ist für mich nicht Heimat, sondern Struktur, um Politik zu machen.“

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