© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/10 05. Februar 2010

Bilderberger und andere Rätsel
Wisnewski und seine Welt
Fabian Schmidt-Ahmad

Er ist wieder da! Nun schon zum dritten Mal hat der Enthüllungsautor Gerhard Wisnewski seinen eigenen, ganz besonderen Jahresrückblick veröffentlicht. Ob der Amoklauf in Winnenden, die Internet-Zensurbemühungen der Bundesregierung oder die Unruhen im Iran – stets weiß Wisnewskis Dinge jenseits des öffentlich verlautbarten Bildes zusammenzutragen. Was dabei herauskommt, ist überraschend, manchmal geschmacklos, aber immer spannend und unterhaltsam.

Informationen zu bekannten Themenkomplexen sind darunter, denen sich Wisnewski bereits in eigenständigen Publikationen widmete: beispielsweise die Anschläge auf die WTC-Türme, in deren Bauschutt man nun deutliche Rückstände eines hocheffizienten Sprengstoffs gefunden habe. Oder ein Detail aus dem Autopsie-Bericht des österreichischen Politikers Jörg Haider, welches nach Wisnewski eindeutig belege, daß dieser bei seinem Unfall im Oktober 2008 keineswegs alkoholisiert war, wie kolportiert worden sei.

Wie in der Vergangenheit legt Wisnewski einen Schwerpunkt auf die alljährliche Bilderberger-Konferenz. Aber auch weniger bekannte Ereignisse werden beleuchtet. Amüsant ist Wisnewskis Erklärung des seltsam frenetischen Jubels am Abend der Bundestagswahl, der SPD-Parteichef Franz Müntefering und Kanzlerkandidat Frank Steinmeier entgegenbrandete, gleichwohl die SPD gerade eine historische Wahlniederlage erlitten hatte. Die Ursache liege in den straff organisierten „Jungen Teams“ der SPD, welche die Politiker als Claqueure begleiten würden. „Am Wahlabend lief die künstliche Begeisterung allerdings etwas aus dem Ruder, als hätte man den Jungen Teams nicht gesagt, daß die Wahl verlorengegangen war.“

Gruselpotential besitzt das Kapitel „Die Bombe im Lenkrad“, in dem Wisnewski Gefahrenstudien über den Airbag auswertet. Jährlich kommen in den Vereinigten Staaten rund 300.000 Personen durch ausgelöste Luftsäcke zu Schaden. „Und deren Verletzungen sind kein Spaß: Amputationen, komplizierte Knochenbrüche, Knalltrauma und Tinnitus, um nur einige zu nennen.“ Bei Personen, die sich dicht am Lenkrad befinden, wie es beispielsweise für Fahrer unter 1,70 Meter gilt, kann bei sonst harmlosen Unfällen sogar der Tod die Folge sein. Die für einen Altlinken ungewohnt kritischen Reflexionen über die deutsche Kriegsschuldfrage runden das Bild eines Buches ab, welches sich durch Form und Inhalt als echter Schmöker empfiehlt.

Gerhard Wisnewski: Verheimlicht, vertuscht, vergessen. Was 2009 nicht in der Zeitung stand. Knaur Verlag, München 2010, broschiert, 303 Seiten, 6,95 Euro

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