© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/10 05. Februar 2010

Frisch gepresst

Edgar Julius Jung. Über den „konservativen Revolutionär“ Edgar Julius Jung, der 1934 ein Opfer des Röhm-Putsches wurde, ist – blickt man auf das eher schmale publizistische Werk dieses mit allen Fasern in die praktische Politik drängenden bayerischen Juristen – eine recht ansehnliche Sekundärliteratur produziert worden. Mit dem Erscheinen von Helmut Jahnkes Monographie (1998) schien das Forschungsfeld Jung sogar für lange Zeit gut bestellt zu sein. Trotzdem hat Sebastian Maaß, Jahrgang 1981, einen, so Karlheinz Weißmann im Vorwort, „neuen Anlauf“ gewagt, um die geistige Entwicklung Jungs systematisch darzustellen (Die andere deutsche Revolution. Edgar Julius Jung und die metaphysischen Grundlagen der Konservativen Revolution. Regin-Verlag, Kiel 2009, broschiert, 158 Seiten, 14,95 Euro). Zu diesem Zweck muß Maaß etwas weiter ausholen, kann die „ideologischen Voraussetzungen“, die er bei Nietzsche, Spann, Sorel und Leopold Ziegler aufzugraben versucht, aber nur andeuten. Daher bleibt Maaß‘ zentrale Untersuchung von Jungs Hauptwerk „Die Herrschaft der Minderwertigen“ allzu sehr dem Inhaltsreferat verhaftet, ohne den Vergleich mit den intellektuellen Inspirationen kräftig genug zu forcieren. Insgesamt führt die Studie daher nicht über Jahnke hinaus, hat aber den Vorzug der für den KR-Neuling bequemeren Kürze und Stringenz. In krassem Gegensatz zu der an Buchkunstwerken des Berliner Landt Verlags orientierten Ausstattung seiner Jung-Arbeit steht der hölzerne Stil des Autors, der gern umständliche Relativsätze mit dem in wilhelminischen Gerichtsprotokollen beliebten „welcher“ beginnen läßt – und zwar in einem Ausmaß, „welches“ sehr auf die Nerven geht.

 

Afghanistan-Krieg. Marc Lindemann war 2005 und zuletzt 2009 im nordafghanischen Kunduz stationiert. Als Nachrichtenoffizier konnte der Hauptmann der Reserve umfassend die jeweilige Lage beurteilen, wenngleich Patrouillen – anders als 2005 – im ungepanzerten „Wolf“ schon lange nicht mehr möglich sind. Lindemann schildert die Entwicklung des zu keiner Zeit eine humanitäre Mission darstellenden Einsatzes zum schmutzigen Kampf mit hinterhältigen Nichtkombattanten, die sich an keinerlei Kriegsrecht gebunden fühlen. Nicht zuletzt die jüngsten Reaktionen auf den Raketenbeschuß des Tanklasters verdeutlichen den verlogenen Umgang der Bundespolitik und der Medien mit diesem asymmetrischen Krieg. Das dem Buch vorangestellte Ranke-Zitat „Den Charakter einer Nation erkennt man daran, wie sie ihre Soldaten nach einem verlorenen Krieg behandelt“ verdeutlicht die Verbitterung, mit der Lindemann seine lesenswerte Klage führt (Unter Beschuß. Warum Deutschland in Afghanistan scheitert. Econ Verlag, Berlin 2010, broschiert, 283 Seiten, Abbildungen, 18,95 Euro).

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