© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/10 19. Februar 2010

Stiftung Flucht und Vertreibung
Unter Kuratel
von Rudi Pawelka

Auch nach Erika Steinbachs Verzicht bleiben die Vertriebenen  unter Kuratel. Man verweigert ihnen Selbstverständliches: das von politischen Vorgaben freie, unverfälschte Gedenken an Millionen Toter und Entrechteter, das anderen Opfergruppen zuteil wird. Der Bundestag bestimmt, wen der Bund der Vertriebenen (BdV) in den Rat der Vertriebenenstiftung entsendet, die ihrerseits eine unselbständige Stiftung unter dem Dach des Deutschen Historischen Museums bleibt, dessen Präsident ein Vetorecht hat. Er ist einem von Politikern besetzten Kuratorium verantwortlich. Außenpolitische Rücksichtnahmen bleiben damit gesichert, die Wahrheit wird sich unterzuordnen haben, wie auch schon die DHM-Ausstellung „Deutsche und Polen“ gezeigt hat.

Das Mißtrauen gegenüber den Vertriebenen, das sich bereits in der Kulturpflege manifestiert, greift auch hier. Zugeständnisse an den BdV, mehr Sitze im Stiftungsrat oder die Vergrößerung der Ausstellungsfläche, sind dagegen Marginalien, die im Kern nichts ändern. Die Politik will keinen Vertriebenen-Opferkult, es soll die deutsche Täterrolle dominieren. So wird die Ausstellung viele Leerstellen zeigen, Verbrechen anderer Länder werden – wie bisher – relativiert oder verschwiegen, die Geschichte verfälscht. Die Würde der Opfer bleibt auf der Strecke.

 

Rudi Pawelka ist Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien.

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