© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/10 19. Februar 2010

Meldungen

Truppenaufstockung in Afghanistan vergeblich?

KABUL/MOSKAU. Angesichts der US-Großoffensive gegen die Taliban hat ein Afghanistan-Kommandeur der früheren Sowjetarmee die Strategie der Isaf-Truppen scharf kritisiert. „Wir hatten auf dem Höhepunkt des Krieges rund 120.000 Mann dort stationiert. Und auch wir haben immer wieder aufgestockt in der Hoffnung auf eine Trendwende“, erklärte Generalleutnant Ruslan Auschew im Tagesspiegel. Die Sowjetunion habe dort fast die gesamte Industrie und die Infrastruktur errichtet. „Dennoch stand das ganze Volk gegen uns auf, so wie jetzt gegen die Nato, als wir begannen, uns in die afghanische Innenpolitik einzumischen“, erläuterte der Ex-Präsident der Kaukaususrepublik Inguschetien. „Von unserem Kontingent haben höchstens 15 Prozent gekämpft. 85 Prozent waren für den Schutz von Betrieben und Infrastruktur zuständig.“ Wenn die Afghanen meinen, ihr Stammesrat (Loja Dschirga) sei besser als ein Parlament, dann sei das ihre Sache. „Genau wie die Entscheidung darüber, ob sie nach der Scharia oder nach westlichem bürgerlichem Recht leben wollen“, so Auschew. „Man hat die Taliban zu Terroristen erklärt. Aber die sind ein Teil der Bevölkerung.“

 

Cohn-Bendit: Lissabon ermöglicht EU-Austritt

STRASSBURG. Der Chef der Grünen-Fraktion im Europaparlament, Daniel Cohn-Bendit, hat EU-kritischen Ländern den Austritt nahegelegt. „Ich habe die Faxen dicke, sowohl von Österreich als auch von Großbritannien“, erklärte der 64jährige Initiator des Bündnisses Europe Écologie im Wiener Standard. „Alle EU-Gegner, die nicht für Lissabon waren, haben ein Rad ab. Denn jetzt haben sie doch die Möglichkeit auszutreten, wenn sie unbedingt wollen“, erläuterte Cohn-Bendit. Die EU-Kritiker sollten einen entsprechenden Volksentscheid starten: „Ich akzeptiere eine demokratische Entscheidung. Aber ich habe diese permanente Drohung und dieses permanente Ausbremsen satt.“

 

Prag: „Wir haben den Fliegern zugewinkt“

PRAG. Anläßlich des 65. Jahrestages der Bombardierung der tschechischen Hauptstadt durch die US-Luftwaffe hat Radio Prag vorigen Sonntag Zeitzeugen zu Wort kommen lassen. „Wir haben in den Himmel geschaut, uns gefreut und umarmt. Wir haben den Fliegern zugewinkt, ihnen Küßchen zugeworfen“, berichtete die damals 18jährige Zdenka Procházková. „Wir hatten die Vorstellung, daß uns die Amerikaner nichts antun werden, weil sie doch eigentlich auf unserer Seite waren.“ Aber dieser 14. Februar änderte alles. In drei Wellen waren über 150 Tonnen Bomben gefallen. Über 700 Tote und fast 1.200 Verletzte waren die Folge des wenige Minuten dauernden Angriffs.

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