© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/10 19. Februar 2010

Zeitschriftenkritik: Bild der Wissenschaft
Globales Kauderwelsch
Werner Olles

Was wird aus unserer Sprache“, fragt Bild der Wissenschaft auf dem Titelbild der aktuellen Ausgabe (2/2010). Chefredakteur Wolfgang Hess weiß in seinem Editorial auch Unschönes zur Titelgeschichte beizutragen: So habe ein eigentlich bodenständiger schwäbischer Mittelständler in diesen Tagen zu seinen „Expertdays 2010“ eingeladen, sogar die Einladung war ganz und gar auf englisch verfaßt. Und in derselben Kommune wurde vor kurzem eine Grundschule renoviert – die Schüler lesen nun dort, daß sie sich in der „hölderlin grundschule“ befinden.

In der Tat wird die deutsche Sprache von vielen Seiten bedroht: Globalisierung, Migration, Jugendslang und Internet, um nur die wichtigsten und größten Feinde unserer Sprache zu nennen. Daß führende Sprachforscher dennoch optimistisch sind, eine Regulierungsbehörde wie in Frankreich massiv ablehnen und auch das sogenannte „Denglish“ oder die „Kanaksprach“ für normalen Sprachwandel halten, läßt allerdings Schlimmes befürchten. So ist das „Kiezdeutsch“, eine Mischung aus türkischen und arabischen Brocken mit mehr oder weniger schlechtem Deutsch, durchaus nicht nur in Unterschichten gebräuchlich, sondern erobert inzwischen die Hochburgen des multikulturellen Mittelstands. Notwendig wäre es also, die Pflege der deutschen Sprache im Grundgesetz zu verankern. Doch hält selbst der Präsident des Goethe-Instituts, Klaus-Dieter Lehmann, dies für eine „populistische Aktion“. Statt dessen plädiert er dafür, in Lehrplänen Deutsch breiteren Raum zu geben, Gesetze und Vorschriften allgemein verständlich zu formulieren und internationale Verträge in einer deutschsprachigen Version vorzulegen.

Über die Amish, die Nachfahren deutscher Protestanten, die im 18. Jahrhundert nach Amerika auswanderten und bis heute in den Hügeln von Pennsylvania nach ihren Traditionen leben, berichtet ein weiterer Beitrag. Ein Mediziner, der in ihren Genen nach den Ursachen von Gesundheit und Krankheit suchte, fand heraus, daß viele Erbkrankheiten, die in der übrigen Bevölkerung sehr selten sind, bei der isoliert lebenden Gruppe der Amish gehäuft vorkommen. Eine Ursache dafür ist, daß sie fast ausschließlich untereinander heiraten und die enge Verwandtschaft die Wahrscheinlichkeit erhöht, daß zwei Träger des gleichen Gen-Defekts Kinder bekommen, die dann mit Behinderungen geboren werden.

Um die Frage, warum sich extraterrestrische Intelligenzen nicht bemerkbar machen oder mal kurz bei uns vorbeischauen, geht es in dem Beitrag „Außerirdische – wo seid ihr?“ Obwohl die Suche nach Signalen außerirdischer Zivilisationen, die 1960 in den USA mit dem Project Ozma begann und jetzt hauptsächlich von dem privat finanzierten SETI-Institut im kalifornischen Mountain View fortgeführt wird, nie so effektiv wie heute war, ist das Vorhaben bislang nicht von Erfolg gekrönt. Doch lohnt sich die Suche auf jeden Fall, denn von unserer kosmischen Umgebung wissen wir immer noch allzuwenig.

Anschrift: Konradin Medien. Ernst-Mey-Str. 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen. Das Einzelheft kostet 7,30 Euro, das Jahresabo 77,40. Internet: www.wissensheft.de

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