© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/10 19. Februar 2010

Eine Idee sucht neue Leitsterne
Soziale Marktwirtschaft: Ordo-Preis für Innovationen
Klaus Peter Krause

Ideen und Ideenlehren, denen man zum Erfolg verhelfen will, brauchen Vorbilder. Für die Soziale Marktwirtschaft im Nachkriegsdeutschland war das Ludwig Erhard. Er strahlte sie aus und verkörperte sie. Heute hat die Marktwirtschaft eine solche charismatische Führungsfigur nicht. Aber es gibt viele Menschen, die für die Ideenlehre von dieser Marktwirtschaft in der Alltäglichkeit ihres beruflichen Wirkens Vorbilder sind. Sie kann man mit einem sie ehrenden Preis ins öffentliche Bewußtsein heben.

Eine solche Ehrung ist nun auch der Ordo-Preis für ordnungspolitische Innovationen, verliehen von der Jenaer Allianz, zu der die Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft, der Bund Katholischer Unternehmer, die Familienunternehmer (ASU), das Institut für Wirtschaftspolitik an der Universität Köln, die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Leipziger Wirtschaftspolitische Gesellschaft, die Ludwig-Erhard-Stiftung, das Walter-Eucken-Institut und das Wilhelm-Röpke-Institut gehören. Die mit 10.000 dotierte Auszeichnung prämiert Leistungen, die auf dem Gebiet der Ordnungspolitik innovativ, also ideenreich, originell und zukunftsweisend sind und zur Fortentwicklung der Sozialen Marktwirtschaft beitragen.

Der Ordo-Preis wurde jetzt erstmals vergeben und ging an den Software-Unternehmer Dirk K. Martin und den Wirtschaftswissenschaftler Michael Wohlgemuth. Martin ist Geschäftsführender Gesellschafter der PM Computer Services GmbH & Co. KG (PMCS) mit Sitz in Bad Camberg, Wohlgemuth Geschäftsführender Forschungsreferent am Walter Eucken Institut in Freiburg, habilitierter Wirtschaftswissenschaftler und Lehrbeauftragter der Universitäten Freiburg und Witten/Herdecke.

Die Ideenlehre hinter Erhards Sozialer Marktwirtschaft ist die der Freiburger oder Ordo-liberalen Schule, eng verwandt mit der liberalen Wiener oder Österreichischen Schule der Nationalökonomie mit Ludwig von Mises und Friedrich A. von Hayek als ihren Leitsternen. Ihr Kern: Der Staat soll sich darauf beschränken, der Wirtschaft eine feste Ordnung (lateinisch ordo) zu geben, ihr einen Ordnungsrahmen zu setzen und die Wirtschaft sich in diesem Rahmen frei entfalten zu lassen. Der Staat müsse sich der direkten staatlichen Eingriffe in den Wirtschaftsprozeß, enthalten. Ordnungspolitik statt Prozeßpolitik, lautet diese ordo-liberale Leitlinie. Joachim Starbatty (Universität Tübingen) erinnerte daran, als er den Preis vorstellte.

Was Deutschland heute praktiziert, ist nicht mehr Erhards Soziale Marktwirtschaft. Der neue Ordo-Preis soll ihre Wiederbelebung fördern helfen.

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