© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/10 26. Februar 2010

Zeitschriftenkritik: Oberschlesien
Kulturelles Fundament
Alexander Lechler

Das unabhängige Magazin Oberschlesien, in der Bundesrepublik ausschließlich im Abonnement zu beziehen, kann in Oberschlesien selbst auch im Einzelhandel gekauft werden. Gerade im Vertrieb in Oberschlesien sieht Chefredakteur Alfred Theisen eine wichtige Aufgabe: zum einen, um den Bemühungen der Deutschen in Oberschlesien nach Jahrzehnten der Unterdrückung wieder ein Fundament und Forum deutscher Identitäts- und Kulturarbeit zu geben, und zum anderen, um die Oberschlesier im Westen aus erster Hand über die Entwicklung in der Heimat informieren zu können.

Die ursprüngliche Vertriebenenzeitung erschien erstmals 1951 im Chmielorz-Verlag, damals noch unter dem Titel Unser Oberschlesien. 2001 wurde sie vom Senfkorn-Verlag aus Görlitz übernommen, seit 2005 heißt sie nur Oberschlesien. Die Auflage erreichte 1968 mit 24.000 Exemplaren ihren Höhepunkt. Laut Auskunft gegenüber der JUNGEN FREIHEIT liegt sie heute bei 3.800 Heften, davon 1.400 in Oberschlesien.

Das zweimal im Monat erscheinende Magazin richtet seinen Blick nicht nur ausschließlich rückwärts, sondern thematisiert die gegenwärtige Lage der deutschen Minderheit, benennt Probleme und bringt Hoffnungen zum Ausdruck. Es bietet aktuelle Informationen aus Oberschlesien über Politik, Wirtschaft und Kultur, aber auch geschichtliche Hintergrundinformationen und Beiträge zu  Literatur, Sehenswürdigkeiten, Glaube sowie den deutsch-polnischen Beziehungen. In der aktuellen Ausgabe (3/2010) wird die Entstehung des Deutschen Freundschaftskreises (DFK) beschrieben, nachdem in der Ausgabe zuvor bereits von der 20-Jahr-Feier des DFK-Bezirksverbandes Kattowitz berichtet wurde. Der Bezirksverband Kattowitz erlebte Ende der 1990er Jahre mit fast 80.000 Mitgliedern seine Blütezeit. Heute ist die Mitgliederzahl durch altersbedingte Verluste auf etwa 20.000 geschrumpft. Auch wenn die deutsche Minderheit auf einige Erfolge im Medienbereich verweisen kann – so wird beispielsweise seit 1996 die Radiosendung „Hier ist die Deutsche Stimme“ aus Ratibor gesendet –, gibt es dennoch große Probleme. So erweist sich außer dem Deutschunterricht auch das Aufstellen zweisprachiger Ortsschilder in Gemeinden mit einem hohen Anteil deutscher Bevölkerung als schwierig.

Einen weiteren Schwerpunkt der Ausgabe macht das evangelische Gemeindeleben in Oberschlesien aus. Vorgestellt wird das größte evangelische Gotteshaus im heutigen Polen, die Gnadenkirche in Teschen. Außerdem gibt es ein Interview mit Janusz Sikora, dem Pfarrer der evangelischen Jesuskirche in Teschen. Ferner kann das Magazin mit einem interessanten Auszug aus dem Buch „Legenden, Manipulationen, Lügen“ des Historikers Ewald Stefan Pollok aufwarten, das unter anderem die Polonisierung der deutschen Namen nach 1945 darstellt.

Oberschlesien richtet sich in erster Linie an die vertriebenen Oberschlesier in Deutschland und die in der Heimat verbliebenen Deutschen. Allerdings ist es durchaus auch für deren Nachkommen sowie generell für Leser, die sich für die deutschen Ostgebiete interessieren, lesenswert.

Anschrift: Senfkorn Verlag, Brüderstraße 13, 02826 Görlitz, Telefon: 0 35 81 / 40 20 21, Internet: www.schlesien-heute.de 

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