© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/10 26. Februar 2010 Meldungen Kleine Sensation in Jena: Wiederentdeckter Tory MÜNCHEN. Bescheiden nennen die Jenenser Historiker Matthias Steinbach und Uwe Dathe ihren Archivfund einen Glücksfall, während die Redaktion der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (1/2010) ihn als kleine Sensation feiert. Es handelt sich um den Nachlaß von Clemens von Delbrück (18561921), einer der zentralen Figuren wilhelminischer und postwilhelminischer Politik. Der Jurist Delbrück qualifizierte sich seit 1896 als Danziger Oberbürgermeister und Mitbegründer der Technischen Hochschule für höhere Aufgaben. Rasch in Spitzenpositionen der Reichsführung berufen, galt er während des Ersten Weltkriegs als der eigentliche Lenker der deutschen Innenpolitik. Sein Nachlaß, darunter seine 3.300 Briefe umfassende politische Korrespondenz, kam um 1960 in die Universitätsbibliothek Jena zu DDR-Zeiten rubriziert als Hinterlassenschaft des reaktionären Staatsmannes Delbrück. Mit dieser Vokabel als präfaschistisch diffamiert und damit als weder erbe- noch traditionstauglich katalogisiert, schlummerten die Papiere dieses deutschen Tory, dieses Pragmatikers und Verantwortungsethikers (Max Weber) bis zu ihrer Wiederentdeckung bei Räumungsarbeiten in einem Bibliotheksmagazin. Seit letztem Herbst werden diese Quellen mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft erschlossen.
DDR-Geschichte: Mehr statt weniger Aufklärung BERLIN. Obwohl sich weder Publizisten noch Historiker je um die DDR-Geschichte gedrückt hätten, glaubt Walter Schilling, daß erst der 20. Jahrestag des Mauerfalls zu einer ernstzunehmenden öffentliche Debatte über das SED-Regime geführt habe (Deutschland-Archiv, 6/2009). Für Schilling ist diese lange überfällig, denn weitgehende Unkenntnis unter Schülern und ein riesiges Informationsdefizit in der gesamten Bevölkerung hätten eine gefährliche Geschichtspolitik begünstigt. Gespeist von Auslassungen mancher Politiker der Linken, der SPD und Grünen sowie von Kreisen der Intellektuellen und der Medien sei die Beschäftigung mit der DDR auf krasse Verharmlosung eines Unrechtsstaats hinausgelaufen. Die dem Freiheits- und Demokratiegebot des Grundgesetzes Verpflichteten sollten es aber nicht hinnehmen, daß diese Strategie den Sieg über die geschichtliche Erfahrung davontrage. Entgegen den Auffassungen der 68er-Bewegung und ihrer Nachfolger brauchen wir mehr Aufklärung, nicht weniger.
Erste Sätze Kritik ist Gerechtigkeit. Arthur Moeller van den Bruck: Entscheidende Deutsche, Minden 1907 |