© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/10 26. Februar 2010

Leserbriefe

Zu: „Der 13. Februar“ von Thorsten Hinz, JF 7/10

... aber unsere Seele ist beim Teufel

Im Jahre 1940 hat der damalige britische Premierminister Churchill gesagt: „Ihr müßt verstehen, daß dieser Krieg nicht gegen Hitler oder den Nationalsozialismus gerichtet ist, sondern gegen die Kraft des deutschen Volkes, die ein für allemal zerschmettert werden muß, ob sie nun in der Hand von Hitler oder von einem Jesuitenpater liegt.“

Es hat sich gezeigt, daß die materielle Kraft der Deutschen nach 1945 viel schneller erstarkte, als sich Churchill das vielleicht vorgestellt hatte. Die seelische Stärke des deutschen Volkes liegt immer noch zerschmettert am Boden, und Deutsche selbst fühlen sich berufen, sie mit Füßen zu treten. Sie haben sich das Stockholm-Syndrom zu eigen gemacht und finden Trost in der Übernahme der Propaganda ihrer Wärter. Es wäre für jeden von ihnen unerträglich, die Leiden des deutschen Volkes auf andere Gründe als die eigene Schuld zurückzuführen, denn dann wäre ihre Welt ein bösartiger Dschungel.

So stehen wir zwei Generationen nach dem Zweiten Weltkrieg da wie jemand, der seine Seele dem Teufel verkauft hat, für die Möglichkeit, sich alles zu verschaffen, das man für Geld kaufen kann – also weder Liebe noch Respekt. Unser schlechtes Gewissen ist unser bestes Ruhekissen, aber unsere Seele ist beim Teufel.

Thomas Dunskus, Faleyras, Frankreich

 

 

Zu: „Reconquista in der CDU“ von Dieter Stein, JF 8/10, und „Das Schwarze Loch“ von Michael Paulwitz, JF 5/10

Ich erwarte nichts!

Geradezu lächerlich der Gedanke, daß die angeblich „konservative Basis“ der CDU in Anlehnung an die 48er-Revolution es auch nur zu einem Aufständchen bringen würde. Die konservative Basis, sofern es die überhaupt gibt, ist ängstlich, hasenherzig, zu Opportunismus neigend und ideenlos. Ihr Konservatismus erschöpft sich, bis auf wenige löbliche Ausnahmen, im wesentlichen darin, die bürgerliche Ruhe weiterhin zu erhalten. Volker Kauder liegt da schon richtig, wenn er von ihr zumindest „Haltung durch Taten“ erwartet. Alle sitzen in der Deckung und warten auf einen Friedrich Merz oder eine ähnliche Figur, die es dann richten soll.

Spätestens seit dem Scheitern von Helmut Kohls „geistig-moralischer Wende“ müßte doch jedem politisch Denkenden klar sein, daß es der CDU nicht um Durchsetzung eines unserem Lande nützlichen Programms, sondern immer nur um reinen Machterhalt ging.

Bei Michael Paulwitz schwingt immer noch ein wenig Erwartungshaltung mit, daß sich da noch etwas ändern könnte. Ich erwarte nichts von den CDU-Konservativen.

Ulrich Behrenz, Hamburg

 

 

Zu: „Nach dem Kampf kommt die Überzeugungsarbeit“ von Marcus Schmidt, JF 8/10

Eine vertane Chance

Schade! Eine exzellente Chance vertan, das im heutigen Deutschland weitverbreitete und krankhafte Kriechertum gegenüber den polnischen Steinewerfern abzulegen, die selbst in einem windigen Glashaus sitzen. Der ausgehandelte „Deal“ zum Rücktritt von Erika Steinbach – einer aufrechten Dame, die man nur bewundern kann – unterstreicht die fortdauernde Hilflosigkeit der deutschen Politikriege unter der Ostdeutschen Angela Merkel.

Nico Nader, Pietzpuhl

 

 

Zum Leserbrief: „Besser sachlich-abwägend“ von Reimar Göttsching, JF 8/10

Wenigstens in der JF Platz

Das Prinzip der Meinungsfreiheit bedeutet, daß auch Gedanken geäußert werden können, die nicht jedermanns Vorstellungen entsprechen. Ich bin froh, daß wenigstens in der JF Platz ist für vom „Mainstream“ abweichende Veröffentlichungen. In anderen Zeitungen und Zeitschriften wurde die Anzeige des Vereins „Die Deutschen Konservativen“ trotz Einbuße der Inseratgebühren strikt abgelehnt. Ist das Meinungsfreiheit? Sicherlich sind die Aussagen in den Annoncen teilweise überspitzt formuliert, aber sind das die Horrormeldungen der „Klimaschützer“ nicht auch? 

Hubert G. Ingenhaag, Leinfelden-Echterdingen

 

 

Zum Schwerpunktthema: „In Würde trauern“, JF 7/10

Moralische Niedertracht

Das Ergebnis der Dresdner „Untersuchungskommission“ für die Bombenangriffe im Februar 1945 stand kraft politischer Vorgaben in der Tat von vornherein fest: eine möglichst niedrige Zahl der Opfer. Das Resultat wurde denn auch sozusagen „wie befohlen“ abgeliefert.

Man könnte angesichts dieses pseudowissenschaftlichen Machwerks im Grunde kommentarlos zur Tagesordnung übergehen, stünde da nicht unausgesprochen wieder diese widerwärtige „Deutsche Täter sind keine Opfer!“-Mentalität der berufsmäßigen Antifaschisten und Gutmenschen dahinter, eine Geisteshaltung, die in ihrer ganzen moralischen Niedertracht wohl einzigartig auf der Welt sein dürfte. Daß diese Kreise es dann auch noch wagen zu behaupten, man müsse die Würde der Bombenopfer wahren und deswegen politisch „inkorrekte“ Demonstrationen verbieten, setzt dem ganzen Treiben noch die Krone auf.

Die geistige Verwirrung im Deutschland unserer Tage ist sehr dazu angetan, vor Abscheu, Verachtung und Ekel über einige seiner Mitmenschen krank zu werden.

Fritz Werner, Verden-Borstel

 

Swinemünde und Dresden

Die Streiterei um die tatsächlichen Zahlen des Dresdner Dramas ließe sich leicht vermeiden, gäbe es die Bereitschaft, seinen Verstand zu gebrauchen. Am 12. März 1945 kam es auf der Insel Usedom zu einem schlimmen Massaker. Ab 12 Uhr mittags luden 642 Bomber etwa eine Stunde lang ihre Bomben auf das Städtchen Swinemünde ab. Am Ende zählte man 23.000 Tote.

Stellen Sie nebeneinander: Swinemünde und Dresden – 25.000 Einwohner plus zahlreiche Flüchtlinge hier, 500.000 Einwohner plus zahlreiche Flüchtlinge dort; 642 Bomber hier zu 3.540 Bombern bei drei Angriffen dort; eine Stunde Bombardement zu fünf bis sechs Stunden; 23.000 Opfer in Swinemünde gegenüber 25.000 Opfern in Dresden: klingelt’s?

Ulrich Löbert, Barsinghausen

 

In Würde um die Toten trauern

In Würde trauern – für alle Völker eine Selbstverständlichkeit –: in Deutschland ein Problemfall mit üblen Begleiterscheinungen, für die selbst unsere früheren Gegner nur Verachtung empfinden. Es ist wahrlich mal wieder eine typisch deutsche Wesensart: Entweder würgt er einen, oder er leckt die Füße.

Solange die tabuisierte Vergangenheit der Alliierten – von der Ausrottung der Indianer über den Völkermord an den Kulaken bis hin zum millionenfachen Massenmord an unserer Zivilbevölkerung durch Bombenterror und Vertreibung – uns Deutschen den klaren Blick auf die historische Wahrheit beider Seiten versperrt und verschlossene Archive der Alliierten (nicht der Russen) noch nach 65 Jahren die Wahrheit verbieten, werden wir wohl die Kröte einer unseligen Allianz aus Karrieristen, Kommunisten, Berufsdemonstranten und natürlich den schon im Dritten Reich servilen Kirchen schlucken müssen, die wahllos mit dem Naziknüppel auf Menschen eindreschen, die nur in Würde unserer Toten gedenken wollen.

Hardo Obergefell, Duisburg

 

Auf die Anklagebank

Die Zahl der Opfer von Dresden war wesentlich größer, als heute zugegeben wird. Um der geschichtlichen Objektivität willen hätten auch „Bomber-Harris“ und seine Vorgesetzten auf die Nürnberger Anklagebank gehört. Nicht alles kann als Alibi für den von Deutschen begonnenen Krieg herhalten.

Jürgen Johannbroer, Simmern

 

 

Zu: „‘Aus Deutschland geflohen’“, Interview mit Uwe Romeike, JF 7/10

Hausunterricht nicht vorbildhaft

Es wäre falsch, das Gesetz der Allgemeinen Schulpflicht abzuschaffen: Zu viele Kinder aus türkischen, arabischen, moslemischen, Sinti/Roma-Familien sowie auch aus dem deutschen „Prekariat“ würden nicht mehr zur Schule geschickt werden und die Zahl der Analphabeten, die es ehemals in Deutschland nicht gab, würde sich volksschädigend vermehren.

Die Aktion der in Ihrer Zeitung geschilderten Familie erscheint deshalb nicht als vorbildhaft: Kinder brauchen den Umgang, das Sich-Messen mit anderen Kindern, nicht eine elitäre Isolation. Ferner fragt man sich, wie Eltern, vor allem berufstätige Väter, die Zeit und die Fähigkeit aufzubringen imstande sind, ihre altersmäßig unterschiedlichen Kinder selbst zu unterrichten.

Barbara Berger, Schulrektorin a. D., Dortmund

 

 

Zu: „Der Versuchung erlegen“ von Klaus Peter Krause, JF 6/10

Keine Hehlerei, sondern Pflicht

Grundsätzlich ist der Staat verpflichtet, Steuerhinterziehung nicht nur nicht zu tolerieren, sondern sie zu verfolgen und zu ahnden. Er hat die Pflicht, das Gemeinwohl zu schützen. Dabei gibt es in der philosophischen Ethik allen juristischen Puristen zum Trotz die Güterabwägung – auch zwischen zwei Übeln: nämlich den illegal (noch dazu unter Nichtbeteiligung des Staates) erlangten Informationen und ihrer Verwertung (kleineres Übel) und der Untätigkeit des Staates beim Schutz des Gemeinwohls vor gigantischen Verbrechen (größeres Übel). In diesem Fall gibt es auch keine „Hehlerei“, denn es wird unrecht erworbenes Gut sichergestellt und nicht gestohlenes Gut weiterverwertet.

Giselbert Grohe, Hattersheim

 

 

Zu: „‘Allah ist der Größte’“ von Udo Ulfkotte, JF 7/10

Die Bevölkerung von morgen

Die Bevölkerung von morgen findet man heute noch in den Schulen und Kindergärten. Die Mehrheit der Kinder in vielen Orten dort, beispielsweise in der Hauptstadt Berlin, ist nicht-deutscher Herkunft. Diese Menschen werden eines Tages in der Gesellschaft die Mehrheit bilden und dann – wenn noch vorhanden – nach demokratischen Regeln ihre Regierungsvertreter wählen. Das „Problem“ ist also wesentlich umfangreicher, und Lösungen kommen vielleicht schon zu spät!

Wilhelm Schleusner, Berlin

 

 

Zu: „Im Rausch der Ernüchterung“ von Silke Lührmann, JF 6/10

Alles „phony“

Zur lesenswerten Rezension über Salingers Roman „Der Fänger  im Roggen“ möchte ich folgendes ergänzen: In diesem Roman spielt das Wort „phony“ eine herausragende Rolle. Es heißt soviel wie „falsch“, „unecht“ und dergleichen. Dem Protagonisten Holden Caulfield erscheint seine Welt „phony“, das heißt durch und durch verlogen und heuchlerisch. Unter dieser Welt des eitlen Scheins leidet er, genauso wie unter dem Kontrapunkt der Scheinheiligkeit, der Vulgarität und Rücksichtslosigkeit, die sich in seinem Zimmernachbarn verkörpert, dem Sex-Protz David Stratlater, dem stets erfolgreichen „all-American boy“, sowie in dem überall hingeschmierten Wort „Fuck“.

Der Protagonist Caulfield hingegen ist so sensibel, daß er im entscheidenden Moment, beim Besuch einer vom Liftboy bestellten Nutte, nicht „kann“ – meines Wissens die erste Darstellung einer solchen Situation in der Weltliteratur. Wer die anglo-amerikanische Welt kennt, weiß, daß dort in der Tat alles „phony“, der schöne, aber falsche Schein das alles durchdringende Prinzip ist.

Dr. Reinhard Böhler, Lauf

 

 

Zu: „Kirchlicher Segen für den Kampf gegen die ‘Pest’“ von Christian Vollradt, JF 6/10

Der eigentliche Faschismus

Es wundert nicht, daß die Evangelische Kirche sich in die Phalanx der „mutigen“ Kämpfer „gegen Rechts“ einreiht. Hat sie doch Übung darin, Denunzianten- und Mitläufertum zu praktizieren. Eilfertige obrigkeitliche Andienung und opportunistische Anpassung in beiden deutschen Diktaturen und ihre jetzige Vorgehensweise entspringen derselben Geisteshaltung. Im übrigen fragt man sich, wo denn die vielen „Rechtsextremen“ und „Faschisten“ sind, gegen die man mit großem verbalen und finanziellen Getöse glaubt zu Felde ziehen zu müssen. Die intellektuelle Fähigkeit, die unterschiedlichen Bedeutungsinhalte von Begriffen wie „konservativ“, „rechts“, „rechtsextrem“ und „faschistisch“ zu erfassen, ist unter den selbsternannten „Antifaschisten“ nicht besonders ausgeprägt. Und ebenso begreifen sie nicht – oder wollen nicht begreifen –, daß ihre sehr häufig mit Gewalt verbundene Vorgehensweise der eigentliche Faschismus in diesem Land ist.

Dr. Frank Höfer, Rheinbach

 

 

Zu: „Gefangen in der Welt“ von Erik Lehnert, JF 6/10

Der Konstruktionsfehler

Im Grunde war die evangelische Kirche  von Anbeginn eine „Liebedienerin“ der jeweils Mächtigen. Der vom Autor beklagte „Krebsschaden des deutschen Protestantismus“ geht aber im Prinzip auf Luther selbst zurück. Dessen Anliegen, die protestantische Kirche dem Schutz des jeweiligen Landesherrn anzuvertrauen und damit in politische Obhut zu überstellen, hat letztlich der Politisierung der Kirche Vorschub geleistet.

Das Fehlen eines zentralen religiösen Oberhaupts als Orientierungspunkt, das sich nur der christlichen Botschaft nach biblischer Überlieferung verpflichtet weiß, erweist sich von daher gewissermaßen als „Konstruktionsfehler“. Die von Luther propagierte Freiheit eines Christenmenschen wird von der offiziellen protestantischen Kirche gegenwärtig mehr und mehr pervertiert und zum Abdriften in den Säkularismus mißdeutet.

Prof. emer. Dr. Roland Bitsch, Gießen

 

 

Zur Meldung: „Bevölkerung fällt unter 82-Millionen-Marke“, JF 5/10

Umfassende Änderung tut not

Jeder funktionierende, gesunde Staat hat eine Abwanderung und eine Zuwanderung. Problematisch wird es immer dann, wenn eine eklatante Zuwanderung in die Sozialsysteme und eine unumkehrbare Abwanderung gestandener, gesellschaftlich und fachlich qualifizierter Kräfte zu verzeichnen ist. Dann ist etwas faul in dem Gesamtsystem, und es bedarf einer radikalen, umfassenden Änderung.

Volker Händel, Rostock

 

 

Zu: „Wir und die Taliban“ von Martin Böcker, JF 5/10

Wo das Geld bleibt

Für mich als Christen und Konservativen gibt es im Afghanistan-Konflikt nur eine Meinung: Sofort mit allen Soldaten raus aus diesem völkerrechtswidrigen Krieg! Milliarden Euro werden sinnlos ausgegeben – kein Wunder, daß Deutschland keine Gelder mehr für Bildung, Technik und Forschung und unsere Kinder hat.

Michael Welsch, Waldsolms

 

 

Zu: „‘Die Abwracker’“, Interview mit Hans-Olaf Henkel, JF 2/10

Das Grundübel unserer Zeit

Die Parteien sind das Grundübel unserer Zeit, denn sie sind mit dem Staat identisch. Der subaltern gehaltene Bürger muß den pseudodemokratischen Umtrieben des Parteienstaates tatenlos zusehen. Das alles ist nicht neu. So bemerkte schon Bismarck 1883: „Sie sind alle kleinlich und enge, keiner wirkt für das Ganze, jeder stopft nur an seiner eigenen Fraktionsmatratze.“

Und weil der aufgeklärte Bürger das alles mit verhaltener Wut erdulden muß, sehnt er den Tag herbei, da die turbokapitalistische Zivilgesellschaft im Bunde mit dem parasitären Parteienklüngel objektiv im Orkus der Geschichte verschwindet. Der Aufbau neuer Machtverhältnisse und Strukturen des menschlichen Zusammenlebens, die dem Souverän vor allem seine Grundrechte wiedergeben, ist überfällig. Davon allerdings spricht Henkel nicht.

Dieter Bock, Burgstall

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