© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/10 26. Februar 2010

JF intern
Kritzeleien
Thorsten Thaler

Am häufigsten kommt das Phänomen wohl beim längeren Telefonieren vor: Während man seinem Gesprächspartner (Achtung, Gruß an Silke L.: seiner Gesprächspartnerin) zuhört, greift man unbewußt zu einem Stift und fängt an, auf in Reichweite liegenden Zetteln oder Papieren zu kritzeln. Der schöpferischen Vielfalt sind dabei keine Grenzen gesetzt. Kreise, Kringel, Spiralen, Quadrate, Rechtecke, Rauten, Pflanzen, Tiere, Sonnen, Gesichter, Monster, Strichmännchen und dutzenderlei Dinge mehr – es gibt praktisch nichts, was es nicht gibt. Längst ist die Entschlüsselung und Deutung dieser Kritzeleien Gegenstand psychologischer und sonstiger wissenschaftlicher Untersuchungen. So will die britische Verhaltensforscherin Jackie Andrade zu der Erkenntnis gelangt sein, daß diese Kritzeleien kein Ausdruck von Desinteresse oder mangelnder Aufmerksamkeit sind, sondern die Konzentration erhöhen. Wer beim Telefonieren herumkritzelt, erinnert sich später besser an den Gesprächsinhalt als derjenige, der nicht kritzelt.

Nun, wenn das stimmt, müssen manche Redakteure der jungen freiheit in den Redaktionssitzungen ganz besonders aufmerksam sein. Vor allem die längere Planungskonferenz jeden Mittwoch verleitet den einen oder anderen Kollegen dazu, seiner kreativen Ader hemmungslos freien Lauf zu lassen und wild vor sich hin zu kritzeln.

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