© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/10 05. März 2010

Aufgeschnappt
Gender-Entwicklungshilfe
Matthias Bäkermann

Honduras ist nach Haiti eines der ärmsten Länder Mittelamerikas. Zwei Drittel der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze, müssen mit weniger als einem Dollar pro Tag das Dasein fristen. Die politischen Verhältnisse sind fragil, Nachwirkungen des im Juni 2009 stattgefundenen Militärputsches sind auch nach der Präsidentenwahl von Porfirio Lobo Sosa vom 26. November noch überall spürbar.

Für Claudia Herrmannsdorfer, Anwältin beim Frauenrechtszentrum in der Hauptstadt Tegucigalpa, stellen aber besonders die „geschlechtsspezifischen Repressionsmaßnahmen“ ein Problem dar. Die Junta habe nach dem Putsch sofort die Abtreibungspille wieder aus dem Verkehr gezogen. Während der Unruhen wurden nicht nur Morde an Oppositionellen begangen, sondern auch Vergewaltigungen verübt. Man habe zudem „sexualisierte Gewalt gegen DemonstrantInnen“ beobachtet, Soldaten und Polizisten hätten mit Handgriffen zu den Geschlechtsteilen „ihre patriarchale Überlegenheit demonstriert“, klagt Herrmannsdorfer am Montag im Neuen Deutschland. Auch die verbale Gewalt der Beamten bezeuge deren traditionelles Frauenbild: „Kümmere dich besser um deinen Mann, anstatt dich auf der Straße herumzustreiben“, hätten die Machos den Frauen oft zugerufen. Damit seien wohl alle Anstrengungen vergangenger Entwicklungshilfe in diese Richtung vergeblich gewesen, bedauert die Anwältin. Immerhin habe die von der Bundesregierung finanzierte Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit in Honduras zuvor ein Projekt „mit sechsstelligen Beträgen“ gefördert, welches gerade Polizisten „in der Gender-Thematik sensibilisieren sollte“.

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