© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/10 05. März 2010

Frisch gepresst

Schloßaufbau. Mit ihren Schlössern leben die Braunschweiger in einer ähnlich wechselvollen Beziehung wie mit dem Herrschergeschlecht der Welfen. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts wurde ihre Stadt (wieder) Residenz, keine hundert Jahre später ging das Schloß im Verlauf einer als Volksaufstand getarnten Hofintrige der Landstände in Flammen auf. Der Neubau wurde 1865 abermals ein Raub des Feuers, erneut wiederaufgebaut und dann – nach schwerer Beschädigung durch zahlreiche Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg – auf Beschluß der sozialdemokratischen Ratsmehrheit in ihrem antifeudalen Furor 1960 schließlich endgültig dem Erdboden gleichgemacht. Seit 2008 können sich die Bürger der Löwenstadt nun an einer Teilrekonstruktion des Stadtschlosses erfreuen, in die noch erhaltene Originalteile sorgsam eingefügt wurden. Eine daran angeschlossene Einkaufspassage, mit der die privaten Investoren den Bau finanzierten, ist ein Preis, den man für diese Wiedergutmachung am historischen Stadtbild zu zahlen bereit sein sollte. Im Braunschweiger Appelhans-Verlag, der bereits mit einigen regionalgeschichtlichen Veröffentlichungen auf sich aufmerksam gemacht hat, ist nun ein kurzer, aber reich bebilderter Abriß der Schloßgeschichte erschienen. Gewürdigt werden darin vor allem auch die Künstler, die im 19. Jahrhundert an der prachtvollen Ausgestaltung des Baus beteiligt waren. Zu ihnen gehörte neben anderen der Dresdner Bildhauer Ernst Rietschel, der die das Schloß krönende Quadriga – die Stadtgöttin Brunonia – schuf (Helmut Trunz: Quadriga. Glanzvoller Höhepunkt des Braunschweiger Schlosses. Verlag Appelhans, Braunschweig 2009, gebunden, 88 Seiten, Abbildungen, 17,80 Euro).

DDR-Kadetten. Mit seinem Werk „Schüler in Uniform“ betritt der 1941 im westpreußischen Elbing geborene und in der DDR inhaftierte Autor Peter Joachim Lapp wissenschaftliches Neuland. Die kurze Episode der DDR-Kadettenschule in Naumburg begann 1956 und endete bereits 1960/61. Der Kosten-Nutzen-Faktor geriet für das Militär aus dem Verhältnis, was auch daran gelegen haben soll, daß die Schulbildung und nicht die militärische Ausbildung im Vordergrund stand. Die Ausbildungszeit bei der Nationalen Volksarmee konnte durch den Besuch der Institution jedenfalls nicht verkürzt werden, auch wenn man sie in der Bundesrepublik als eine weitere Militarisierung der DDR deutete. Neben den teils sehr detaillierten Ausführungen des Verfassers kommen immer wieder Zeitzeugen zu Wort, so daß der Leser sich ein gutes Bild von der „Kaderschmiede“ machen kann (Schüler in Uniform: Die Kadetten der Nationalen Volksarmee. Helios-Verlag, Aachen 2009, gebunden, 72 Seiten, Abbildungen, 16,50 Euro).

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