© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/10 19. März 2010
Volkskammerwahl 1990 Die Volkskammerwahl vom 18. März 1990 bedeutete einen triumphalen Sieg des bürgerlich-demokratischen Lagers über die politische Linke. Trotz des damals von den SED-Erben groß angelegten antifaschistischen Ablenkungsmanövers von den Verbrechen des Kommunismus ließen die Wähler in der DDR die Gysi-Truppe mit 16 Prozent abstürzen. Die Blütenträume grüner Bürgerrechtler und linker Pfarrer von einer besseren DDR lösten sich in Luft auf. Die Linke erlitt eine vernichtende Niederlage. Helmut Kohl, dessen Generalsekretär Geißler ein Jahr zuvor noch die Forderung nach der Wiedervereinigung aus dem CDU-Grundsatzprogramm hatte streichen wollen, marschierte als kommender Kanzler der Einheit mit dem Bündnis Allianz für Deutschland durch. Ein ungeheurer Optimismus, überschwengliche patriotische Hoffnungen prägten diese Monate des Umbruchs. Es taten sich damals Chancen für ein verändertes Parteiensystem auf, das die Möglichkeit rechtsdemokratischer Ergänzung zu den Unionsparteien eröffnete. Sie wurden verspielt. Das Verbot der rechtskonservativen Republikaner liegt zudem als undemokratischer Schatten über der Volkskammerwahl und war ein düsteres Menetekel. Daß die SED inzwischen zur Linkspartei mutiert mit Oskar Lafontaine als im Osten teilweise stärkste Partei überleben konnte, rundet diese bittere historische Pointe ab. |