© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/10 19. März 2010

Zeitschriftenkritik: Für die Menschenrechte
Ungesühnte Verbrechen
Werner Olles

Zum Jahr des Ökumenischen Kirchentages in München 2010 ruft die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in der aktuellen Ausgabe ihrer alle zwei Monate erscheinenden Mitteilungen für Freunde und Förderer Für die Menschenrechte (März 2010) zu einem „Ökumenischen Tag der verfolgten Christen“ auf. An diesem gemeinsamen Gedenk- und Gebetstag sollen die römisch-katholische, die orthodoxe und die evangelische Kirche an die zahllosen Märtyrer, an die Benachteiligung, Bedrängnis und Verfolgung von Hunderten Millionen Christen erinnern und die bislang übliche „unsinnige Konkurrenz“ durch unterschiedliche Termine endlich beenden.

Tatsächlich wurden noch nie in der Geschichte des Christentums so viele Märtyrer gezählt wie im 20. Jahrhundert. Doch dauern Terror und Opfergang vor allem in den islamischen Staaten auch im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhundert unvermindert an. So haben militante Muslime in Somalia sich vorgenommen, das gesamte Land von Nicht-Muslimen zu „befreien“. Dabei schrecken sie selbst vor der Ermordung von Kindern und ihren Müttern nicht zurück. In fast allen Fällen bleiben die Taten jedoch ungesühnt, wodurch die Mörder zu immer weiteren Bluttaten gegen die von den Behörden recht- und schutzlos gestellten Christen angestachelt werden.

In Pakistan ergeht es besonders christlichen Mädchen schlecht, die sich als Dienstmädchen bei reichen muslimischen Familien verdingen müssen. Ende Januar verstarb die gerade zwölf Jahre alte Shazia Bashir Masih an den Folgen von Unterernährung und schweren Mißhandlungen durch die Familie ihres islamischen Arbeitgebers. Schläge, Hunger und Vergewaltigungen bestimmten den Tagesablauf des Mädchens, das schließlich sogar das Gras des Rasens zu essen begann und auch dafür schwer verprügelt wurde. Nachdem die Ärzte im Krankenhaus von Lahore drei Tage um ihr Leben kämpften, starb Shazia an ihren zahlreichen Verletzungen. Der Arbeitgeber, ein angesehener Anwalt, bot der Mutter 250 Euro Schweigegeld und drohte ihr mit der Ermordung, als sie dies empört ablehnte. Eine Protestveranstaltung führte schließlich zu seiner Verhaftung, doch bereits einen Tag später ordnete der Oberste Gerichtshof die Schließung der Ermittlungen an. Noch im Gericht wurden die Mutter von Shazia und ihr blinder Mann von den fünfzig (!) Anwälten der Foltererfamilie bedroht, geschlagen und aus dem Saal getrieben.

Regierungsamtliche Rechtfertigung von Morden an Christen ist auch in Ägypten an der Tagesordnung. Am 6. Januar, dem koptischen Heiligen Abend, wurden in der oberägyptischen Stadt Nag Hammadi nach der Mitternachtsmesse sechs koptische Christen und ein Wachmann aus einem Auto heraus erschossen und weitere Gläubige verletzt. Der ägyptische Innenminister gab sofort den Christen eine Mitschuld mit der Behauptung, es habe sich nicht um ein religiös motiviertes Attentat, sondern um einen persönlichen Racheakt gehandelt. Daß Gerechtigkeit für die Opfer hier unerwünscht ist – die bei dem Anschlag verletzten Christen müssen noch im Krankenhaus vor dem islamischen Mob abgeschirmt werden –, fiel sogar dem Europäischen Parlament auf, das sich zu einem lauen Protest aufraffte.

IGFM. Borsigallee 9, 60388 Frankfurt, www.igfm.de

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen